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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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unter meinen Füßen.
    Plötzlich brechen meine Füße durch eine unkrautige Pflanzendecke und ich falle auf den Hintern; meine Beine sind bis zu den Knien in Laubwerk versunken.
    »Ich habe diese Stufen speziell so gefertigt, dass sie nicht zu sehen sind.« Quinns Stimme über mir klingt ruhig.
    »Na, vielen Dank für die Warnung«, brummle ich. Die Kälte tut ihr Übriges zu meiner Laune. Ich spüre schon, wie der weiche Schnee durch meine Jeans schmilzt und meine Unterwäsche durchweicht. Großartig. Ich will nur hoffen, dass sich dieser Mitternachtsspaziergang lohnt. Mein Geduldsfaden ist ganz kurz vorm Reißen und eine Unterkühlung wird meine Laune auch nicht bessern.
    Quinn sagt nichts, er schaut nur in die Ferne, während ich genug Schutt wegräume, dass ich die sechs Steinstufen hinuntergehen kann, die vor einer verwitterten Tür enden, die aussieht, als würde sie direkt an dem Hügel lehnen. Ein Unterschlupf. Endlich .
    Ich halte inne, als etwas an meinem Bewusstsein kratzt. Ich mustere die Tür und die Stufen, bedeckt mit altem Laub und Ästen. Obwohl er wusste, wo dieser Ort ist, hat Quinn diese Stufen nicht betreten. Zumindest nicht in letzter Zeit. So eine Überwucherung kann man nicht vortäuschen. »Warum warst du vorher nie hier?«, frage ich und starre auf einen raffinierten Schließmechanismus. »Hättest ein bisschen sauber machen können, bevor du mich hierherbringst.«
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Ich erlaube mir kurz, seinen Blick zu erwidern, die flüssige Hitze seiner Augen in mich fließen und meine Brust wärmen zu lassen. Nur einen Augenblick – dann wende ich mich widerstrebend ab und versuche, das runde Schloss zu öffnen.
    »Es ist abgeschlossen.« Ich überlege, ob dieser ganze Ausflug umsonst war, und versuche, meine Frustration zu unterdrücken.
    »Du kannst es öffnen. Wann immer du wünschst.«
    »Wie wä re es mit jetzt?«, brummle ich. Meine Finger und Zehen tun langsam weh, und ich wünschte, ich wäre aus dem Wind heraus, und sei es nur für ein paar Minuten. Ich überlege kurz, ob ich ganz einfach Wärme machen kann, oder vielleicht einfach etwas, das Wärme produziert, aber ich scheue vor der Vorstellung zurück. Ich bin noch nicht verzweifelt; und bei meiner Erfolgsgeschichte würde ich wahrscheinlich den ganzen Wald niederbrennen und Camden gleich mit. Quinns Stimme unterbricht meine trüben Gedanken.
    »Diesmal leite ich dich an, Becca.«
    »Tavia!«, korrigiere ich mit klappernden Zähnen; am liebsten würde ich handgreiflich werden. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, um zu ihm zu kommen – ganz zu schweigen von Bensons Leben –, und er nennt mich beim falschen Namen! Ich bezwinge den Drang, einfach zu gehen. Denn dann wäre diese ganze Eskapade wirklich ein totaler Reinfall gewesen. Ich muss wissen, was hinter dieser Tür ist. Doch der Ärger brodelt in meinem Hinterkopf.
    Mehr als ein Brodeln. Er kocht .
    Vielleicht wird mich das warmhalten.
    »Siehst du die vier Stifte?«, fragt er.
    Ich blicke hinab und bemerke, dass sich in einer tiefen Nische über dem seltsamen Schloss vier Eisenstifte befinden. Sie sind gleich breit, aber alle sind verschieden lang. Ich kauere mich neben die Tür und leuchte mit meinem Handy. Das Schloss hat sechs Löcher, genau die richtige Größe für die Stifte.
    »Der längste kommt in das dritte von oben«, sagt Quinn, und ich taste nach den Stiften und stecke den längsten in das kleine Loch. Ich muss ein bisschen rütteln, bis er an seinen Platz schnappt.
    Quinn nennt mir die nächsten drei Stifte, und als sie alle drin sind, umfasse ich einen großen Knauf und drehe ihn im Uhrzeigersinn, bis ich ein metallisches Klicken höre. Meine Hände berühren die Oberfläche der Tür, sind aber so taub, dass ich nichts fühle.
    Ich drücke, doch nichts passiert. Am Ende muss ich die Schulter gegen die Tür rammen, bevor sie mit einem Quietschen, das die stille Nachtluft durchschneidet, ein paar Zentimeter aufgeht. Ich versuche, nicht an all die Leute zu denken, die mich nur zu gern umbringen würden und das vielleicht gehört haben könnten.
    Als ich mich umsehe, schaut Quinn nicht annähernd so nervös aus wie ich, andererseits weiß er auch, was vor sich geht. Befreit von dem mit der Zeit geschrumpften Rahmen, schwingt die Tür an ihren knarzenden Eisenscharnieren auf. Das Geräusch schabt an meinen Trommelfellen, und ich öffne die Tür gerade weit genug, dass Quinn und ich durchschlüpfen können.
    Eine Welle des Gestanks nach

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