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Der Kuss der Russalka

Der Kuss der Russalka

Titel: Der Kuss der Russalka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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zurückbringen.«
    »Beschlossene Sache also«, sagte Johannes. »Wir suchen Karpakow und stehlen ihm die Perle.«
    »Wenn wir sie ihm stehlen, wird er den Dieb suchen lassen«, gab Jewgenij zu bedenken. »Was glaubst du, wie viele von Derejews Verschwörern uns auf einmal auf den Fersen wären? Nein …« – er grinste wie ein Verschwörer – »… wir werden die Perle vertauschen.«
    Johannes sah seinen Freund anerkennend an. »Gut«, sagte er und lachte. »Lass uns im Wahnsinn sterben. Und wo willst du eine rote Perle herbekommen?«
    Jewgenij zuckte mit den Schultern. »Für die Russalkas hole ich dir den Mond vom Himmel. Lass uns hoffen, dass Karpakow noch in Jesengorod ist.«
    »Alles andere ergäbe keinen Sinn. Der Zar ist in Moskau und kommt erst in fünf Tagen wieder nach Sankt Petersburg zurück«, erwiderte Johannes. »Du besorgst die Perle – ich das Geld für die Reise nach Jesengorod.«

Weiße Wölfe
    Jewgenij fühlte sich sichtlich unwohl in der Kammer. Auf dem Tisch lag ein unglaublich großer Haufen von neuen, noch glänzenden Kopeken. Sie waren nicht rund, sondern oval, die eine Seite zeigte den heiligen Georg mit der Lanze, auf der anderen waren Zar Peters Name und das Jahr der Prägung verzeichnet. 1705, las Johannes auf einer Münze. Zehn davon ergaben eine Griffne, fünfzig ein Poltin und hundert einen Rubel. Und hier auf dem Tisch lagen einige Rubel. Johannes musste sich noch daran gewöhnen, dass dieses Geld ihm gehörte – die Bezahlung, die er von Carsten Sund für das Modell der Sankt Paul bekommen hatte. Obwohl er das Schiffsmodell für die Russalka verkauft hatte, war es Johannes so schwer gefallen, dass er das viele Geld nur mit Unbehagen betrachten konnte. Marfa hatte tiefe Schatten unter den Augen. Es war schwierig gewesen, Michael unter einem Vorwand aus dem Haus zu schicken. Insgeheim war Johannes erleichtert, dass Iwan Michael begleitete. Immer noch traute er dem alten Leibeigenen nicht über den Weg.
    Die Begrüßung von Jewgenij war nicht gerade herzlich ausgefallen. Marfa hatte den Jungen kühl gemustert und ihm dann höflich die Hand gereicht. Wie jedem Gast hatte sie ihm Kwass, Brot und Fleisch hingestellt, aber Johannes hatte das Gefühl, dass Marfa eine Katze war und Jewgenij ein Hund. Sie würden keine Freunde sein.
    Unter dem strengen Blick von Marfa wusste Jewgenij offensichtlich auch jetzt nicht, wie er sich benehmen sollte. Zusammengesunken saß er auf dem Stuhl und spielte nervös mit einem Zipfel seines lumpigen Hemds.
    »So kannst du nicht reisen«, sagte Marfa. »Jeder wird denken, du bist ein Läufling.« Ohne ein Widerwort zu dulden stand sie auf und holte aus einer Truhe Johannes’ altes Hemd hervor – dasselbe Hemd, das er während der Prügelei mit Jewgenij zerrissen hatte. Marfa hatte es ausgebessert. Nun setzte sie sich hin, zückte ihre Nadel und begann die Ärmel umzuschlagen. »Johannes, geh in unsere Kammer und hol deinem Freund den grünen Reiserock, der dir nicht mehr passt«, befahl sie. Jewgenij wurde knallrot im Gesicht, aber er widersprach nicht. Auf eine faszinierende Weise übte Marfa eine Autorität auf den Jungen aus, die Johannes nicht nachvollziehen konnte. So gefügig und höflich hatte er seinen ruppigen Freund noch nie erlebt. »Und – rechts neben dem Bett in der Truhe liegt noch etwas, das ihr mitnehmen müsst.«
    Johannes stand auf und schob den Wollvorhang beiseite. Es kam ihm seltsam vor, die Kammer von Onkel Michael und Marfa zu betreten. Sie war erstaunlich heimelig. Auf dem Bett, das Onkel Michael mit großer Sorgfalt gezimmert hatte, lag eine bestickte Decke. Goldfäden glitzerten im Mittagslicht, das durch das halb offene Fenster fiel. Ein Zeichen alter, verblasster Pracht aus einer anderen Zeit, als Marfas Familie noch wohlhabend gewesen war. Der runde Spiegel, der ansonsten bei der Tür hing, lag auf dem Bett. In der Truhe fand Johannes einen Brief. Ein Apothekersiegel knisterte unter Johannes’ Fingern. Er verließ die Kammer rasch wieder und setzte sich zu Marfa an den Tisch.
    »Mach den Brief auf«, befahl sie.
    Johannes gehorchte und erkannte die Schrift von Thomas Rosentrost. »Ein Sendschreiben? Von Rosentrost?«, sagte er verblüfft. »Warum?«
    Marfa lächelte. »Weil ich ihn darum gebeten habe. Wenn jemand fragt, warum du nicht in der Werkstatt bist, ist Thomas Rosentrosts Auftrag der glaubwürdigste Grund.
    Thomas wird bestätigen, dass er eine Fuhre ätherischer Öle aus den Moskauer Apothekergärten

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