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Der Kuß der Schlange

Der Kuß der Schlange

Titel: Der Kuß der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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verfolgen könnte.«
    »Ich sagte Finger weg! Das ist ein Befehl. Ich will nichts mehr davon hören. Ich opfere doch nicht den guten Ruf von Mid-Sussex Ihren Gefühlen.«

11
    Dies setzte den Schlußpunkt hinter Wexfords offizielle Ermittlungen im Mordfall Angela Hathall.
    Später wurde ihm rückblickend klar, daß am Donnerstag, dem zweiten Oktober um drei Uhr einundzwanzig der Moment gekommen war, wo alle Hoffnung auf eine offene und zügige Aufklärung des Mordes starb. Aber in dem Augenblick selbst hatte er das nicht gewußt. Er war nur gekränkt und wütend gewesen und hatte resigniert bei dem Gedanken an die Verzögerungen und Irritationen, die es geben mußte, wenn Hathall nicht länger direkt befragt werden durfte. Aber er glaubte doch, es stünden ihm noch andere Wege offen, die Identität der Frau festzustellen, ohne erneute Empörung bei Hathall auszulösen. Er konnte delegieren. Burden und Martin konnten die Ermittlungen zurückhaltender weiterführen. Man konnte Leute auf die Spur der Mädchen von Aveneys Liste ansetzen. Auf Umwegen würde man zum Ziel kommen. Hathall hatte sich selbst verraten, Hathall war schuldig – also würde man Hathall letzten Endes das Verbrechen auch nachweisen können.
    Aber er war doch entmutigt. Auf dem Weg zurück nach Kingsmarkham hatte er erwogen, Nancy Lake anzurufen, um – ja, um, ohne Umschweife gesagt – Doras Abwesenheit auszunutzen. Aber selbst der Gedanke an ein harmloses Dinner mit ihr verlor, wenn er es jetzt genau überlegte, den Reiz, den er beim Ausmalen gehabt hatte. Er meldete sich nicht bei ihr. Er rief auch Howard nicht an. Er verbrachte ein einsames Wochenende als grüner Witwer und kochte innerlich vor Wut über Hathalls unverschämtes Glück und über seine eigene Dummheit und Fahrlässigkeit im Umgang mit einer so krankhaft empfindlichen, heiklen Persönlichkeit.
    ›Von Menschen und Engeln‹ wurde mit einer Visitenkarte zurückgeschickt, auf der er mit ein paar höflichen handschriftlichen Zeilen bedauerte, es so lange behalten zu haben. Keine Antwort natürlich von Hathall, der sich, wie der Chief Inspector vermutete, bestimmt hämisch die Hände rieb.
    Am Montag morgen fuhr er wieder nach Toxborough zu Kidds Spielzeugfabrik.
    Mr. Aveney schien erfreut, ihn zu sehen – Leute, die nicht persönlich betroffen sind, begrüßen es gewöhnlich aufs lebhafteste, in polizeiliche Ermittlungen einbezogen zu werden –, aber viel helfen konnte er nicht. »Andere Frauen, denen Mr. Hathall hier begegnet sein könnte?« fragte er.
    »Ich dachte zum Beispiel an Vertreterinnen. Schließlich stellen Sie doch Kinderspielzeug her.«
    »Die Vertreter arbeiten alle von unserem Londoner Büro aus. Und es ist nur eine Frau dabei, und der ist er nie begegnet. Was ist denn mit den Namen der Mädchen, die ich Ihnen gegeben habe? Kein Glück?«
    Wexford schüttelte den Kopf. »Bisher nicht.«
    »Werden Sie auch nicht haben. Da steckt nichts drin. Blieben höchstens noch die Putzfrauen. Wir haben hier eine Putzfrau, die ist schon seit Anfang an bei uns, aber sie ist zweiundsechzig. Natürlich hat sie ein paar Mädchen, die mit ihr zusammenarbeiten, aber die wechseln auch dauernd, genau wie der Rest unserer Belegschaft. Natürlich könnte ich Ihnen also noch eine weitere Namensliste geben. Ich sehe die Frauen ja nie, und Mr. Hathall wird sie ebenfalls nie gesehen haben. Die sind ja immer schon fertig, ehe wir kommen. Ich kann mich aus dem Stegreif nur an eine einzige erinnern, und das nur deshalb, weil sie so ehrlich war. Die blieb eines Morgens da, um mir eine Pfundnote auszuhändigen, die sie unter einem Schreibtisch gefunden hatte.«
    »Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe mit der Liste, Mr. Aveney«, meinte Wexford. »Da ist offensichtlich wirklich nichts drin.«
    »Sie haben die Hathall-itis«, sagte Burden, als sich die zweite Woche nach Angelas Tod dem Ende zuneigte.
    »Klingt nach schlechtem Atem.«
    »Ich hab Sie noch nie so – also fast hätte ich gesagt, so ›verbiestert‹ erlebt. Sie haben doch nicht die Spur eines Beweises, daß Hathall auch nur mit einer anderen Frau ausgegangen wäre, geschweige denn, daß er mit ihr einen Mord geplant hätte.«
    »Der Handabdruck«, erwiderte Wexford hartnäckig, »und die langen, dunklen Haare, und die Frau, die mit Angela im Wagen gesehen worden ist.«
    »Er glaubte, es sei eine Frau gewesen. Wie oft haben Sie und ich jemanden auf der anderen Straßenseite gesehen, ohne uns entscheiden zu können, ob das nun ein

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