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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gewürzt hatte, dass jede Menge Dattelwein nötig war, um den Durst zu löschen. Irgendwann waren sie beide so müde, dass sie kaum noch die Augen aufhalten konnten.
    »Komm!«, schlug Iset vor. »Wir legen uns einen Augenblick hin. Nur ganz kurz ausruhen, danach werden wir uns gleich besser fühlen!«
    Zögernd folgte Miu ihr in den kleinen Schlafraum, der ebenso sparsam möbliert war wie das gesamte Haus. Trotzdem atmete er eine Intimität, bei der sie sich als Störenfried empfand. Er gehörte Iset und Kenamun - und keiner Fremden, die hier unbefugt eindrang!
    Iset schien ihre Befangenheit zu spüren.
    »Willst du gar nicht wissen, wie es ist, mit einem Mann das Lager zu teilen?«, sagte sie, während sie sich längs ausstreckte. »Über kurz oder lang wird es auch bei dir so weit sein!«
    »Dann hab ich ja noch ein bisschen Zeit«, murmelte
Miu und schob das Bild beiseite, wie Anchesenamuns schlanke Arme sich nach dem Pharao ausstreckten und ihn zu ihr herunterzogen.
    »Wenn zwischen uns alles gut ist, dann ist es das Schönste, was ich jemals erlebt habe«, fuhr Iset fort. »Man braucht keine Angst davor zu haben, das solltest du wissen! Denn auf einmal erlebst du dich selber ganz neu. Natürlich braucht man den richtigen Mann dafür - und den hab ich gefunden. Kenamun kann so zärtlich sein, so hingebungsvoll, und dann im nächsten Augenblick wieder so leidenschaftlich, dass ich vor lauter Glück das Atmen schier vergesse …« Sie brach ab. »Du bist ja feuerrot geworden«, sagte sie. »So sehr hab ich dich in Verlegenheit gebracht?«
    »Bin bloß müde«, murmelte Miu.
    »Aber jemanden geküsst hast du schon?«
    »Mmh …«
    »Ani?«
    »Wie kommst du ausgerechnet auf Ani?« Miu hatte sich abrupt aufgesetzt.
    »Wen dann?« Iset würde keine Ruhe geben, bis sie etwas herausbekommen hatte!
    »Kann ich dir nicht sagen.« Miu sank wieder auf das Bett zurück.
    »Ein Geheimnis?«
    »Sozusagen.«
    Wie gern hätte sie Iset eingeweiht, doch irgendetwas, was sie selber nicht genau benennen konnte, hielt sie davon ab. Die Schwangerschaft der Großen Königlichen Gemahlin, die sie womöglich für immer aus dem Palast verbannen würde?
    Daran wollte sie jetzt nicht denken!

    Der Pharao und sie - das war ein wunderschöner Traum, den sie am besten ganz für sich behielt! Daher tat sie, als schliefe sie bereits.
    »Aber ich bin doch deine allerbeste Freundin … Miu? Schläfst du schon?«
    Natürlich konnte Miu darauf nicht anworten.
    Dann schwieg auch Iset endlich und überließ sich dem Schlaf.
    Als Miu wieder erwachte, war es stockdunkel. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie war, dann aber hörte sie Isets gleichmäßige Atemzüge, und alles fiel ihr wieder ein.
    Sie hatten geredet, geweint, gelacht, gegessen und getrunken … Bei allen Göttern - sie sollte längst auf der Fähre sein!
    »Wach auf, Iset!« Sie rüttelte die Freundin unsanft. »Ich muss sofort nach Hause.«
    »Jetzt noch? Warum bleibst du nicht über Nacht?« Iset gähnte herzhaft. »Kenamun kommt erst übermorgen aus dem Tal der Könige zurück. Genügend Platz wäre also.«
    »Wie stellst du dir das vor?« Miu rammte im Dunkeln das Schienbein gegen einen Hocker und stieß einen Schrei aus. »Mein Vater und meine Großmutter, die würden vor Sorgen doch halb vergehen.«
    »Hast du ihnen nicht gesagt, dass du bei mir bist?« Iset hatte eine Öllampe entzündet, um weiteres Unheil zu vermeiden.
    »Lass uns schnell loslaufen!«, bat Miu. Sie konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen!
    Die beiden hetzten aus dem Haus, die schmalen, dunklen Straßen entlang, bis sie schließlich am Kontrollpunkt
angelangt waren. Hoch über ihnen die Mondbarke, die fahles, milchiges Licht spendete.
    Zwei Polizisten hielten sie auf. Doch zu Mius Entsetzen war das Tor, das nach draußen führte, bereits verriegelt.
    »Macht auf, schnell!«, rief sie. »Ich will unbedingt die letzte Fähre zum Ostufer erwischen.«
    »Die hat schon vor einer ganzen Weile abgelegt«, sagte der eine. »Du bist zu spät, Mädchen. Heute kommt hier keiner mehr heraus.«
    »Aber ich muss doch nach Hause!« Sie spürte, wie ihre Kehle eng wurde. »Bitte! Sonst kriege ich die allergrößten Schwierigkeiten.«
    »Keiner hinaus und keiner mehr herein«, sagte der zweite Polizist. »So lauten die neuesten Vorschriften. Und jenseits der Mauer, wo jetzt weitere Kollegen jede Nacht patrouillieren, sieht es keinen Deut anders aus. Komm morgen früh wieder. Dann lassen wir dich raus.«
    »Das könnt ihr

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