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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hier«, sagte Sadeh, nachdem sie sich umgeschaut hatte. »Licht und hell, wie es schon immer bei dir aussah. Überhaupt das ganze Haus - alles gediegen und bequem eingerichtet. Aber an Geschmack hat es Ramose ja nie gefehlt. Eher hat es ihm an anderen Dingen gemangelt.«
    »Wir müssen ihn holen lassen«, rief Raia. »Ramose hat doch sicherlich mit deiner überraschenden Anwesenheit hier zu tun. Er wird erfahren wollen, dass du wohlbehalten eingetroffen bist.«
    »Du weißt nicht, warum er mich so dringlich gerufen hat?«, fragte Sadeh.
    »Ich hatte noch nicht einmal eine Ahnung, dass er es getan hat«, erwiderte Raia. »Dein Mann kann äußerst verschwiegen sein, wie du weißt.«

    »Allerdings!«, sagte Sadeh. »Doch die Mühe, ihn zu holen, kannst du dir sparen. Ich komme nämlich gerade von ihm. Und unseren ersten heftigen Streit haben wir auch bereits hinter uns gebracht. Es ist beinahe, als wäre ich niemals fort gewesen.«
    Raias Brauen hoben sich. »Und du kommst so aus Mennefer? Lediglich mit dem, was du auf dem Leib trägst?«
    Sadeh begann zu lächeln. »Ein Diener ist mit meinen Sachen bereits hierher unterwegs - nur mit dem Allernötigsten. Was man für eine kurze Reise eben so braucht.«
    »Du wirst nicht bei uns bleiben?« Raias dunkle Augen ließen sie nicht mehr los.
    »Du kennst die Antwort, Mutter. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn ich jetzt hier bin.« Ihr Tonfall verlor seine Härte. »Hast du etwas zu trinken für mich? Ich komme schier um vor Durst!«

    Eje wartete in taktvoller Entfernung, bis der junge Pharao seine morgendlichen Schwimmübungen abgeschlossen hatte. Erst als er ihn mit kraftvollen Schritten in Richtung Palast losgehen sah, löste er sich vom Stamm der großen Sykomore, an die er sich gelehnt hatte.
    Jetzt kam es auf jedes Wort an.
    Vor allem musste er Tutanchamun allein und ungestört sprechen, das war das Wichtigste. Er warf einen raschen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass die Männer der Leibgarde weit genug entfernt waren. Nun war er bereit, es zu wagen. Auch wenn ihm bewusst war, was er damit riskierte.

    »Einzig-Einer, verzeih, dass ich dir so auflauere!«, sagte Eje, als der junge Mann schließlich vor ihm stand. »Doch ich muss dir etwas zeigen, das keine anderen Augen und Ohren duldet.«
    Tutanchamun lächelte, offenbar allerbester Laune, wenngleich unter seinen Augen dunkle Schatten lagen.
    »Es muss schon etwas sehr Wichtiges sein, wenn du mich in aller Früh wie ein Strauchdieb überfällst!«
    »Allerdings, Goldhorus! Ich hatte dir doch berichtet, dass unsere Wachen verstärkt sind und meine Leute an allen wichtigen Straßen ihre Kontrollen verschärft haben…«
    »Falls du etwa gekommen bist, um mir an diesem herrlichen Morgen die Laune zu verderben, kannst du gleich wieder gehen, alter Mann«, unterbrach ihn der Pharao. »Hatten wir diese unerfreuliche Unterhaltung nicht erst neulich?«
    »Damals war aber noch nicht dieses Schreiben in unseren Besitz gelangt. Bitte lies!«
    Eje streckte ihm den Papyrus entgegen.
    »Aus der Hofkanzlei!«, sagte Tutanchamun überrascht. »Der Stempel verrät es. Und adressiert ist es - an den Hethiterkönig? Aber das kann doch nicht sein …«
    »Lies, ich bitte dich!«
    Tutanchamun las und murmelte dabei die Worte vor sich hin: »Mein Gatte ist tot und ich habe keinen Sohn. Aber man sagt mir, dass du viele Söhne hast.Wenn du mir einen die ser Söhne schickst, so wird er mein Gemahl sein. Siehe, ich habe keine Familie. Ich werde niemals einen meiner Diener zum Gatten nehmen!
    Wenn du mir einen Sohn schickst, werden beide großen Länder sich vereinen, und es wird ein gemeinsames Land geben.Wir werden
uns gegenseitig beschenken und jeder wird sich darüber freuen. Denn ich freue mich, wenn ich dich reich beschenken kann …«
    Der Pharao ließ den Brief sinken. Die Schatten unter seinen Augen schienen auf einmal violett.
    »Das kann sie nicht geschrieben haben«, sagte er. »So weit würde in ihrem Ehrgeiz nicht einmal deine Enkelin gehen!« Sein Blick glitt an das Ende des Briefes. »Und doch ist er mit Königin unterzeichnet. Königin von Ägypten! «
    »Du weißt, Papyrus ist geduldig«, wandte Eje ein. »Und Zugang zu solchen hochoffiziellen Stempeln können sich durchaus mehrere Leute am Hof verschafft haben. Der Brief ist in Keilschrift verfasst. Es gibt genügend Schreiber, die sie beherrschen.«
    »Aber damit ruft sie zum Hochverrat auf!« Der Pharao hatte das Schreiben zornentbrannt zu Boden

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