Der Kuss Des Daemons
uns in mehrere Gruppen ein, noch immer darauf bedacht, Neal, Mike und DuCraine voneinander fernzuhalten. Doch offenbar war ihm bisher nicht aufgefallen, dass DuCraine auch etwas gegen mich hatte, denn er steckte mich mit ihm, Beth, Lilly und Ramon zusammen in eine Gruppe und beauftragte uns, den Bühnenraum von Gerümpel zu befreien. Zudem sollten wir versuchen - sofern wir eine entsprechend lange Leiter fanden - den großen Bühnenvorhang abzunehmen und ihn irgendwie auszuklopfen. DuCraine hörte sich den Auftrag schweigend an, ließ ein mitleidig-spöttisches Lächeln sehen und verzog sich wortlos in den hinteren, nur spärlich beleuchteten Bereich der Bühne.
Ich schnappte mir einen der Müllsäcke, die Mr Barrings großzügig verteilte, und begann mich von einer Seite der Bühne durch zerbrochene Requisiten, altes Papier, Stofffetzen und Holzstücke vorzuarbeiten. Lilly tat das Gleiche von der anderen Seite, während Beth und Ramon versuchten den Vorhang abzunehmen - mit mäßigem Erfolg. Aus dem hinteren Teil der Bühne drang zuweilen ein gedämpftes Scharren und Scheppern zu uns und von Zeit zu Zeit erschien DuCraine mit den Armen voller Gerümpel, die er in Lillys Müllsack fallen ließ.
Beth und Ramon hatten ihre Bemühungen bezüglich des Vorhangs eingestellt und versuchten gerade einen Weg auf die Arbeitsgalerie unter der Decke zu finden, um ihr Glück von dort noch einmal zu probieren, als dieses Mal anstelle des Scharrens und Schepperns ein fürchterliches Krachen erklang, auf das ein ersticktes Husten folgte. Ich sah auf. Entweder hatten die anderen es nicht gehört oder sie schenkten dem Lärm keine Beachtung, weil in der Zeit, die wir hier schon schufteten, immer wieder etwas mit lautem Getöse umgefallen oder zu Bruch gegangen war. Lilly ging gerade nach vorne, um ihren Müllsack zu den anderen zu stellen. Als ein neuerliches Krachen erklang, folgte ich den Geräuschen. Ich fand DuCraine in einer winzigen Abstellkammer, eingehüllt in eine Wolke aus Staub. Zu seinen Füßen und um ihn herum lagen die Überreste von etwas, was einmal ein Wandregal gewesen sein musste, das anscheinend aber - aus welchen Gründen auch immer - über ihm zusammengebrochen war. Dazwischen lagen die Überreste der alten Requisiten verteilt, die wohl bis eben auf dem Regal gestanden hatten. Gerade ging er - noch immer hustend und in einer unverständlichen Sprache fluchend - neben einem Berg Bretter in die Knie. Vorsichtig räumte er einige davon beiseite, ehe er unter den übrigen etwas behutsam hervorzog. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und spähte über seine Schulter. Er hielt eine alte Geige in den Händen, von der er soeben den Staub wischte. An ihrer Seite war ein tiefer Kratzer im blind gewordenen Lack.
»Bist du in Ordnung?«
Schaf, das ich war. Welcher Teufel hatte mich geritten anzunehmen, er würde auf meine Frage mit etwas anderem als Feindseligkeit reagieren? Offenbar hatte er meine Anwesenheit bis eben nicht bemerkt, denn er fuhr mit einem Knurren zu mir herum und starrte mich wütend an. Über seiner Braue war ein tiefer Riss.
»Du blutest ja.«
Er stand im gleichen Augenblick auf, in dem ich die Hand nach seiner Stirn ausstreckte. Ich sah nicht, wie er sich bewegte, doch er fing meine Hand nur ein paar Zentimeter vor seinem Gesicht ab. Sein Griff an meinem Gelenk hatte etwas von einer Stahlklammer. Über dem Rand der dunklen Gläser zogen sich seine Brauen zornig zusammen.
»Lass mich zufrieden, Warden.«
»Aber du ... Au!« Er hatte mich in einer brüsken Bewegung so hart zurückgestoßen, dass ich rücklings gegen den Türrahmen geprallt war.
Mit bedrohlicher Langsamkeit trat er ganz dicht vor mich. Die Geige hielt er immer noch in der Hand. »Wo hab ich mich auf diesem Berg nicht verständlich genug ausgedrückt? - Bleib mir vom Leib! Kapiert?«
»Nichts lieber als das, du Idiot!« Ich stieß ihm die Hände vor die Brust - mit dem gleichen Erfolg wie auf dem Peak doch dieses Mal machte er freiwillig einen Schritt zurück
»Hoffentlich erschlagen die Bretter dich das nächste Mal!«
Zur Antwort verzog er höhnisch den Mund, dann drängte er sich an mir vorbei und stapfte aus der Kammer. Ich sah ihm nach, wie er quer über die Bühne marschierte und seitlich an ihrem vorderen Rand hinuntersprang. Wenn er dachte, ich würde das Chaos, das er hier angerichtet hatte, beseitigen, dann irrte er sich gewaltig. Ich stieß mich vom Türrahmen ab und ging zu meinem Müllsack zurück. Ein abgerissenes
Weitere Kostenlose Bücher