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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Al-Capone-Film oder habe unvermittelt einen Sprung in die
    Zwanzigerjahre
    des
    zwanzigsten
    Jahrhunderts
    zurückgemacht. Aus dieser Zeit stammte auch das Bohemien, so der alte Name des Varietés. Nach dem, was ich wusste, war es irgendwann in den Fünfzigern bei einem Brand fast vollkommen zerstört worden. Der Besitzer hatte es zwar neu aufbauen lassen, doch anscheinend waren die Ausgaben zu hoch gewesen, um sie in der nötigen Zeit wieder einzuspielen, denn kurze Zeit später war es erneut geschlossen worden. Diesmal für immer. Seitdem hatte es mehrfach den Besitzer gewechselt und gehörte nun Cynthias Vater. Eine breite Treppe führte zum Eingang hinauf. Daneben stand die schwarze Fireblade und DuCraine lehnte mit der Schulter an einer der gedrehten Sandsteinsäulen, die ein pagodenartiges Vordach trugen. Einzig Beth hielt er eines kurzen Nickens für würdig, während er mich nur wieder böse anstarrte. Wenn er mich damit auf Distanz halten wollte, tat ich ihm diesen Gefallen nur zu gern. Neal und Mike streifte er lediglich mit einem kurzen Blick, doch ein Mundwinkel hob sich zu einem arroganten Lächeln.
    Ob Mr Barrings die Spannung zwischen den dreien spüren konnte oder ob er davon gehört hatte, dass es Streitereien zwischen ihnen gab, wusste ich nicht. Zumindest sorgte er dafür, dass sie rechts und links von ihm standen, als er die Tür aufschloss.
    Nach Staub riechende, abgestandene Luft schlug uns sogleich entgegen. Abgesehen von dem Licht, das durch die Tür hereinfiel, erhellte nichts den mit dunklem Samt bespannten Vorraum, der früher wohl als Garderobe gedient hatte. Langsam traten wir ein. Ein schlankes, hellblondes Mädchen - das zu den ersten von DuCraines Opfern gezählt hatte - nieste mehrmals fürchterlich. Mit einer Taschenlampe verschwand Mr Barrings hinter einem schweren weinroten Vorhang. Eine altersschwache Motte taumelte aus dem Stoff und flatterte einen Moment ziellos umher, ehe sie in die Schatten eintauchte, die undurchdringlich unter den Stufen einer geschwungenen Treppe nisteten, die nach oben führte. Irgendwo krachte es vernehmlich, dann flammte ein vom Staub trüb gewordener Kronleuchter über unseren Köpfen auf. Offenbar hatte Mr Barrings die Hauptsicherung gefunden. Nacheinander schoben wir uns durch den Vorhang hindurch, darauf bedacht, ihn nicht zu sehr zu erschüttern, damit möglichst wenig Staub aus ihm aufgewirbelt wurde - und er nicht am Ende vor Altersschwäche auseinanderfiel. DuCraine bildete mit Beth den Abschluss.
    Hinter dem Vorhang öffnete sich das Innere des Bohemien in seiner vergangenen Pracht. Ein halbrunder Saal erstreckte sich vor uns. Runde Tische mit Stühlen standen bis zur Bühne. Muskelbepackte Sagengestalten lehnten an der Wand und trugen mit filigranem, goldenem Rankenwerk eingefasste Logen auf ihren Schultern. Die eigentliche Decke des Zuschauerraumes war eine Kuppel aus mattem Glas, das die ganzen Jahre wie durch ein Wunder unbeschädigt überstanden hatte - abgesehen davon, dass es mit einer Kruste aus Blättern und Vogeldreck überzogen war. Sonnenlicht fiel nur durch ein paar wenige Stellen an ihrem Rand und in den hellen Streifen tanzte Staub. In der Mitte des Saales schwebte ein mächtiger Kronleuchter, doch auch seine Facetten waren blind und trüb, ebenso wie die der unzähligen Wandleuchter. Die Bühne selbst lag etwa einen Meter höher als der Zuschauerraum. Ein tiefblauer Vorhang hing nach beiden Seiten zurückgebunden ein kurzes Stück von ihrem Rand entfernt von der Decke herab. Über allem lag eine dicke Staubschicht, die das, was früher die Pracht des Raumes ausgemacht hatte, unter sich verbarg. Ich unterdrückte ein Seufzen. Es würde ewig dauern, das Bohemien auch nur halbwegs wieder in Ordnung zu bringen.
    Mr
    Barrings
    beschloss,
    dass
    wir
    zuerst
    den
    Zuschauerraum und den vorderen Bereich der Bühne entrümpeln würden. Einige von uns sollten Tische und Stühle so weit wie möglich zusammenstellen, während die anderen schon einmal damit beginnen sollten, die Spinnweben und den Staub von den Kronleuchtern und Wandleuchtern zu entfernen. Alles, was zerbrochen und unbrauchbar war, sollte neben den Eingang gelegt werden, damit wir es später einfacher hinausschaffen konnten. Anschließend würden wir beginnen alles gründlich sauber zu machen. Dem Blick nach zu urteilen, den Mr Barrings durch das Bohemien wandern ließ, rechnete er nicht damit, dass wir vor dem nächsten Mal dazu kommen würden - wenn überhaupt.
    Er teilte

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