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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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letzten Monat war er zu meiner Überraschung sogar volle zwei Wochen geblieben. Allerdings bekam ich ihn auch in dieser Zeit nicht wirklich häufig zu Gesicht. Er vergrub sich den ganzen Tag in seinem Arbeitszimmer und ließ sich sogar seine Mahlzeiten in sein Heiligtum bringen.
    »Danke, aber ich fahr selbst.«
    Simon hatte mir die Tür geöffnet und wartete, bis ich um den Audi herum war. Ich warf meine Tasche auf den Beifahrersitz - die Hälfte meiner Bücher rutschte heraus und landete im Fußraum, na prima! - und brauste davon. Dass ich der lebende Beweis für Murphys Gesetz war, zeigte sich einmal mehr. Sämtliche Ampeln schalteten auf Rot, wenn ich auf sie zufuhr. Schülerlotsen führten ganze Herden von Grundschülern über die Straße und zu allem Überfluss hätte ich um ein Haar einem Typen auf einer dieser Rennmaschinen die Vorfahrt genommen. Zum Glück raste er in mörderischem Tempo weiter, ohne mich zu beachten. Mein Adrenalinspiegel war jedoch jenseits der Höchstmarke angelangt.
    Ich fand - wie sollte es anders sein - einen Parkplatz am anderen Ende des Campus, stopfte meine Bücher in die Tasche zurück und rannte quer über den Rasen zu dem flachen Anbau des Schulgebäudes, in dem ich Mathe hatte. Vollkommen außer Atem schaffte ich es gerade noch, vor Mrs Jekens in den Raum zu schlüpfen und mich auf meinen Platz fallen zu lassen. Elizabeth Ellers, mit der ich in der Stunde zusammen an einem Tisch saß und die eine der wenigen war, die ich inzwischen zu meinen Freunden zählte, lächelte mir aufmunternd zu. Sie kannte meine Matheprobleme besser als jeder andere. Doch ehe sie etwas sagen konnte, verbannte Mrs Jekens mich an einen anderen Tisch, verbat sich weitere Gespräche und teilte die Arbeiten aus. Die nächste Stunde kämpfte ich mit den Aufgaben. Als das Schrillen der Schulglocke endlich das Ende der Stunde - und damit das Ende meiner Qual - verkündete, war ich erleichtert, dass es vorbei war. Ich stopfte Taschenrechner und Stifte zurück in meine Tasche und verließ fluchtartig den Raum. Draußen sank ich neben der Tür auf eine der metallenen Bänke, die im Korridor entlang der Wände verteilt standen, und zog die Beine an.
    »So schlecht kann es doch gar nicht gelaufen sein. Du bist zumindest fertig geworden. Dass wir gestern noch zusammen gelernt haben, hat demnach geholfen.«
    Elizabeth setzte sich neben mich und strich ihren Rock glatt. Wie immer war jeder Zentimeter von Beths Kleidung schwarz - inklusive Lippenstift und Kajal.
    Anstelle einer Antwort verdrehte ich nur die Augen, ohne mich aus meiner trüben Stimmung reißen zu lassen. Wenn ich in dieser Matheklausur nicht mindestens eine Drei hatte, drohte mir in den Ferien ein zusätzlicher Kurs. Grausiger Gedanke.
    Hin helles Lachen ließ mich aufschauen. Neben mir beugte Beth sich vor, um besser sehen zu können, was bei den Spinden ein Stück den Flur hinunter vor sich ging.
    »Oje. Cynthia hat ihn. Was meinst du? Wie lange wird es dauern, bis sie ihn mit Haut und Haaren gefressen hat?«
    Beth legte den Kopf schräg. »Ob man ihn aus ihren Klauen retten sollte?«, sinnierte sie scheinbar unschuldig weiter. Auch wenn die meisten es ihr, dem zierlichen Mädchen mit dem blassen Puppengesicht und den großen, unschuldig blickenden, dunklen Augen, nicht zutrauten, konnte Beth ein richtiges Biest sein, wenn es um Cynthia Brewer ging. Dabei waren sie und die rothaarige Schulschönheit entfernte Cousinen. Doch während Elizabeth Jungs gegenüber eher zurückhaltend war, hatte Cynthia den Verschleiß einer Gottesanbeterin, was ihre Freunde betraf. Ihr jüngstes Opfer hieß Julien DuCraine und war erst seit knapp drei Wochen an der Montgomery. Er war groß, schlank und bewegte sich mit einer irgendwie gefährlichen Eleganz. Sein Haar war dunkel, fast schwarz, im Nacken ein bisschen zu lang und stand in einem scharfen Kontrast zu seiner überraschend hellen Haut. Er trug stets eine getonte Brille, die er selbst im Unterricht nicht abnahm. Aber auch sie konnte nicht ganz verbergen, dass seine Züge von einer Perfektion waren, die man auf einer Kinoleinwand zu sehen erwartete, aber nicht in einem Klassenzimmer. Julien DuCraine war auf eine klassische und zugleich beunruhigende Art schön. Er wirkte zwei oder drei Jahre älter als der Rest unseres Jahrgangs. Wenn man den Gerüchten über ihn glaubte, war er bereits von diversen Schulen geflogen und mehrmals hängen geblieben. Ein paar Leute wollten sogar erfahren haben, dass er einige Zeit im

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