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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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entschiedenen »Lass uns gehen« vorwärts. Eine Hand wie schon zuvor tastend vorgestreckt, folgte er mir immer noch ziemlich unwillig. Kaum hatten wir die düstere Abstellkammer verlassen, merkte ich, wie er sich anspannte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich besorgt. Seine Antwort war ein Knurren.
    Susan lief uns voraus und öffnete die Glastüren ins Freie. Kaum hatten wir das Gebäude verlassen, sackte Julien
    mit
    einem
    Stöhnen
    regelrecht
    zusammen.
    Erschrocken darüber, dass ihm das Sonnenlicht trotz des Taschentuchs über den Augen noch immer Schmerzen bereitete, vergaß ich ihn vor den Stuten zu warnen, die auf den Weg hinabführten, sodass wir sie gemeinsam mehr hinunterstolperten als gingen. Ich warf Susan meine Autoschlüssel zu und sie öffnete die Beifahrertür. Eine Hand am Rand des Wagendachs stieg Julien vorsichtig ein. Von der geschmeidigen Eleganz, mit der er sich gewöhnlich bewegte, war nichts übrig geblieben. Ich warf unsere Taschen auf den Rücksitz, auf dem schon unsere Jacken lagen, stieg selbst ein, schlug die Tür zu, winkte Susan noch einmal flüchtig, gab vor, ihr »Ruf mich an!«
    nicht mehr gehört zu haben, und fuhr los.
    Den ganzen Weg bis zum Anwesen hinaus saß Julien schweigend neben mir und rührte sich nicht. Sein Kopf lehnte an der Seitenscheibe, mit einer Hand hielt er Susans Taschentuch an seinem Platz, während er mit der anderen den Türgriff umklammerte.
    Schließlich bog ich von der Straße in den Zufahrtsweg ein und hielt kurz darauf vor der Treppe des alten Hauses.
    »Wo hast du die Schlüssel?«
    Julien zuckte bei meinen Worten zusammen, als hätte ich ihm einen Stromschlag verpasst, und stieß mit einem Keuchen die Luft aus.
    »Linke Jackentasche«, antwortete er dann gepresst. Ich beugte mich zwischen den Sitzen hindurch nach hinten und hörte Julien erneut scharf den Atem einziehen. Besorgt sah ich ihn an. Er hatte sich steif so weit von mir weggelehnt, wie er konnte, und presste sich geradezu gegen die Tür, wobei er mit der freien Hand hektisch nach dem Griff tastete.
    »Ist alles in Ordnung?« Meine Frage ließ ihn erstarren. Ich konnte sehen, wie er die Zähne zusammenbiss, ehe er angespannt nickte.
    »Ja.« Das Wort klang, als hielte er beim Sprechen die Luft an. »Beeil dich einfach!«
    Als ob ich etwas anderes vorgehabt hätte! Ich verkniff mir den zickigen Kommentar, wandte mich erneut dem Rücksitz zu und angelte seine Jacke unter unseren Taschen hervor. Sein Schlüsselbund bestand aus einem Ring und vier Schlüsseln und war genau dort, wo er gesagt hatte. In der anderen Jackentasche steckte seine Brille.
    Rasch schlängelte ich mich wieder zwischen den Sitzen nach vorne, stieg aus und umrundete den Wagen, um Julien zu helfen, doch er hatte bereits selbst die Beifahrertür geöffnet und zog sich am Türholm schwerfällig auf die Beine. Ich erschrak, als ich sah, wie grau sein Gesicht im Sonnenlicht aussah.
    Behutsam nahm ich ihn heim Ellbogen, ignorierte, dass er im ersten Moment vor mir zurückzuckte, und führte ihn zum Haus. Seine Sachen konnten vorläufig bleiben, wo sie waren. Dieses Mal dachte ich daran, ihn mit einem
    »Vorsicht, Stufe!« zu warnen, als wir die Treppe erreichten. Beim zweiten Versuch fand ich den richtigen Schlüssel und öffnete die Tür.
    »Das war's. Danke fürs Fahren.« Julien streckte blind eine leicht bebende Hand nach dem Schlüsselbund aus. Offenbar erwartete er, dass ich ihn widerspruchslos sich selbst überlassen würde.
    »Vergiss es.« Ich schloss meine Finger um die Schlüssel und ergriff seinen Arm erneut. »Wo ist dein Zimmer?«
    Er erstarrte zur Salzsäule. »Du musst nicht...«
    »Ich weiß«, unterbrach ich ihn kalt. »Das Thema hatten wir heute schon. Aber ich gehe erst, wenn ich weiß, dass du wieder halbwegs okay bist - oder du lasst dich von mir zu einem Arzt fahren.«
    »Das ist Erpressung.« Seine freie Hand ballte sich zur Faust. Selbst sein Ärger klang schwach.
    »Kann sein, dass man das so nennt«, antwortete ich ungerührt. »Also: wohin?«
    »Du weißt nicht, was du tust«, warnte er mich leise und senkte den Kopf ein klein wenig. Er wankte leicht und ich trat ein Stück näher an ihn heran, um ihn notfalls besser stützen zu können.
    »Du hast recht. Außer einem Erste-Hilfe-Kurs habe ich keinerlei...«
    »Das meinte ich nicht«, fuhr er mich unvermittelt an, so als sei er von einer Sekunde zur anderen endgültig mit seiner Geduld am Ende.
    Aber mir ging es allmählich genauso. »Oh, klar,

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