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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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das für ein Zeug?« Ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort hören wollte.
    Schlagartig war die Anspannung in Juliens Körper zurück und er richtete sich auf.
    »Fertigsuppe«, antwortete er nach einem winzigen Zögern eine Spur zu schnell und ich war mir sicher, dass er log.
    Ich wusste nicht, was ich sagen - oder denken - sollte. Vielleicht hatte mein Schweigen ihm verraten, dass etwas nicht stimmte, denn er streckte die Hand nach mir aus. Ich wollte zurückrutschen, ehe er mich berührte, doch er schien genau zu wissen, wo ich saß, und erwischte mich am Arm. Sein Griff war verwirrend sanft. Trotzdem ließ er nicht zu, dass ich mich aus ihm herauswand.
    »Was ist los?«, wollte er in drängendem Tonfall wissen.
    »Nichts.«
    »Nichts? Das mit dem Lügen solltest du noch ein wenig üben.«
    »Genau wie du.« Ich plapperte mal wieder schneller, als ich denken konnte. Dass ich mir erschrocken die Hand vor den Mund schlug, holte die Worte auch nicht mehr zurück. Julien atmete langsam ein und aus. Doch auch als er sich in der gleichen Sekunde fast hastig wieder ein Stück von mir fortlehnte, ließ er mich nicht los. »Okay. Sag's mir. Warum glaubst du, dass ich gelogen habe - und vor allem: Wann soll ich gelogen haben?«
    »Eben gerade.« Mein Kopf - oder besser: meine Hand - befand sich schon in den Pranken des Löwen. Ausflüchte würden mir jetzt auch nicht mehr helfen - vor allem da er recht hatte: Ich war eine miserable Lügnerin.
    Auf seiner Stirn erschienen scharfe Falten. »Du glaubst mir nicht, dass das Suppe war? Warum? Du musst dieses Fertigzeug, das man nur noch mit heißem Wasser anrührt, doch auch kennen.«
    Oh, natürlich kannte ich dieses Zeug. Manchmal benutzte Ella es sogar, um eine Soße oder eine Suppe zusätzlich ein bisschen zu würzen.
    »Also?«, hakte er nach, als ich mit meiner Antwort zu lange zögerte.
    »Du hast dich so komisch benommen. Wie ein ...« Ich traute mich nicht das Wort auszusprechen. Es zu denken, war eine Sache, aber es ihm ins Gesicht zu sagen, eine ganz andere. Ich hätte es besser wissen müssen.
    »Wie ein ...?«, bohrte er.
    Ich biss mir auf die Lippen und versuchte noch einmal meine Hand zu befreien. Er ließ nicht los. »Wie ein ...?«, wiederholte er stattdessen beharrlich.
    »Wie ein Junkie«, flüsterte ich und senkte den Kopf. Julien saß für Sekunden wie versteinert, dann begann es. Zuerst war es nur ein kaum merkliches Beben, das zu einem leisen Glucksen wurde - bis es sich mit einem hilflosen Prusten zu atemlosem Gelächter steigerte. Ich starrte ihn vollkommen verblüfft an. Erst nach Minuten gelang es ihm, sich zu beruhigen.
    »Man hat mir schon ziemlich viel vorgeworfen - und einiges davon ging sogar tatsächlich auf mein Konto -, aber das!« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin bestimmt kein Unschuldslamm, aber ich hatte noch nie etwas mit Drogen zu tun - weder als Dealer noch als Junkie. Ich schwör's«, versicherte er mir, sichtlich um Ernst bemüht.
    Warum, konnte ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, aber ich glaubte ihm. Zumindest was die Sache mit den Drogen betraf - das mit der Suppe bezweifelte ich hingegen immer noch. Vielleicht hätte ich sogar weitergebohrt, doch ehe ich etwas sagen konnte, hielt er mir die Tasse hin und neigte den Kopf ein wenig.
    »Machst du mir noch eine?«, erkundigte er sieh mit einem kleinen Lächeln.
    Wortlos nahm ich ihm den Becher aus der Hand und ging in die Küche zurück. Das Wasser im Flötenkessel war noch warm und brauchte daher sehr viel weniger Zeit, bis es erneut kochte. Wie zuvor rührte ich zwei Löffel der zähen Masse hinein. Abermals erinnerte sie mich in aufgelöstem Zustand an dunkle, rotbraune Buttermilch. Ich schnupperte daran und versuchte anhand des Geruchs herauszufinden, was darin sein konnte. Das Zeug roch gut, keine Frage, aber was es enthielt, hätte ich beim besten Willen nicht sagen können. Einen Moment zögerte ich, dann leckte ich den Löffel ab. Es schmeckte salzig, leicht metallisch und zugleich ein winziges bisschen süß. Wenn es tatsächlich eine Fertigsuppe war, dann die exotischste, die ich jemals gekostet hatte. Irgendwie erinnerte es mich ein klein wenig an meinen Tee - nur schmeckte das hier ungleich intensiver. Verrückterweise meldeten sich sogar für einen Moment meine Zahnschmerzen mit einem kurzen Ziehen, als hätte ich in Eis gebissen, ehe sie wieder vergingen.
    Ich kam ins Wohnzimmer zurück, wo Julien noch immer mit der Schulter an die Rückenlehne des Sofas

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