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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Lichtquellen. Er drängte sich im Halbdunkel eines abwärts führenden Ganges zwischen den Gestalten der anderen Gäste hindurch. Ihre Gesichter waren fahl geschminkte Ovale, in denen die mit dunklem Kajal und Lidschatten betonten Augen und tiefrot oder schwarz nachgezogenen Lippen hervorstachen. In seinen modernen dunklen Stoffhosen und dem Rollkragenpullover wirkte er zwischen ihren überwiegend schwarzen, antiquiert anmutenden Rüschenhemden, engen Lederhosen und langen Kleidern seltsam fremdartig. Doch er war nicht der einzige Besucher, der nicht zur Gothic-Szene gehörte. Das Ruthvens
    war im Augenblick einer der angesagtesten Klubs in der Gegend und lockte auch Gäste aus der Umgebung von Ashland Falls an.
    Endlich öffnete sich der Gang in einen riesigen Kellerraum, in dem nicht weniger Gedränge herrschte. Die grauen
    Betonwände
    waren
    mit
    Graffitis
    verziert.
    Schwarzlichtröhren und Neonstrahler sorgten für düstere Beleuchtung. Eine breite Galeriekonstruktion aus Metall schloss sich an den Gang an und zog sich an den Wänden entlang. Darauf verteilt standen vereinzelt Tische, an denen einige Jugendliche saßen und sich an ihren Getränken festhielten. Die meisten jedoch drängten sich an der Stahlbrüstung und verfolgten das Geschehen auf der Tanzfläche unter ihnen. Stroboskoplicht zuckte über allem und ließ die Bewegungen der Tanzenden abgehackt wirken. Eine Stahlgittertreppe führte von der Galerie hinab auf die Ebene der Tanzfläche. Die Stufen waren belagert von Jugendlichen, die die Tritte als Sitze benutzten oder lässig am Geländer lehnten. Wer nach oben oder unten wollte, musste sich seinen Weg mühsam durch sie hindurchbahnen. Der einzig zumindest halbwegs erhellte Ort war die Bar, die sich unter der Galerie erstreckte und eine Seite des Raumes in seiner ganzen Länge einnahm. Auch an ihr drängten sich die Gäste so dicht, dass die Bedienungen, die sich um die Bestellungen
    der
    anderen
    Besucher
    des
    Ruthvens
    kümmerten,
    kaum
    an
    den
    Tresen
    durchzudringen
    vermochten. Der Durst brannte mit jeder Minute, die er hier war, qualvoller.
    Die Jugendlichen auf der Treppe machten ihm unbewusst Platz, als er die Stufen hinunterging, so wie auch die anderen ein Stück weit auseinandergewichen waren, als er sich auf seinem
    Weg
    durch
    den
    Klub
    zwischen
    ihnen
    hindurchgeschoben hatte. Die alten Überlebensinstinkte funktionierten noch immer, ohne dass es ihnen selbst bewusst war.
    Nach der Hälfte der Treppe blieb er stehen und ließ den Blick über die Menschen auf der Tanzfläche gleiten. Seine Augen hatten sich an das zuckende Licht gewöhnt, sodass er selbst Gesichter oder Details wie Ohrringe erkennen konnte. Wie schon oft in den letzten Wochen fragte er sich, ob er das alles hier nicht vielleicht falsch angefangen hatte. Aber als er hierhergekommen war, hatte er nichts anderes gehabt als zwei Worte: »Ashland Falls« und »Montgomery-High«. Er biss die Zähne zusammen. Sein Opfer war irgendwo hier in dieser Stadt, vielleicht sogar gerade jetzt unter den Tanzenden. Auch wenn er den Auftrag der Fürsten in den letzten Wochen sträflich vernachlässig hatte. Er würde es finden und den Auftrag zu Ende bringen - und damit die Ehre seiner Familie wiederherstellen.
    Die Musik wechselte und das Dröhnen der Bässe wurde zu einem dumpfen Pochen, das mehr zu spüren als zu hören war. Er kannte dieses Lied - zumindest das Original - und es weckte schmerzhafte Erinnerungen. Plötzlich bereute er den Entschluss, hierhergekommen zu sein. Seinen Durst konnte er ebenso unauffällig an einem anderen Ort stillen. Er drehte sich um in der Absicht, die Treppe wieder hinaufzusteigen und den Klub zu verlassen, als ein Teenager mit schwarz gefärbter Mahne in ihn hineinrannte. Ein flüchtiger Blick in ihre dunkel umrandeten Augen verriet ihm, dass sie noch etwas anderes außer zu viel Alkohol im Blut hatte. An ihrem Hals pochte der Puls viel zu schnell. Die Art, wie sie ihm nach dem ersten Erschrecken verführerisch zulächelte, brachte die Entscheidung. Er erwiderte ihr Lächeln und ergriff dabei ihre Hand. Über dem Dröhnen der Musik hätte er brüllen müssen, um sich ihr verständlich zu machen, deshalb zog er sie einfach nur die restlichen Stufen hinunter in Richtung der Tanzfläche. Sie wankte ein wenig an seiner Hand, als er sie durch das Gedränge führte, und schien es gar nicht zu bemerken, dass er kurz vor der Tanzfläche abschwenkte und sie in die Dunkelheit hinter einer der riesigen

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