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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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angestarrt, und wenn wir vorbei waren, wurden die Köpfe tuschelnd zusammengesteckt. Fühlte sich so ein Tier im Zoo? Lieber Himmel, wie hatte er das nur die ganze Zeit ausgehalten? Einige der Mädchen, an denen wir vorübergingen, warfen mir geradezu mordlüsterne Blicke zu.
    Im Sekretariat war Mrs Nienhaus bereits über unser Kommen informiert. Sie ließ uns auf den Plastikstühlen, die an der Wand gegenüber dem Tresen standen, auf Mr Arrons warten. Der rauschte schon eine Minute später durch die Tür, bedachte uns mit einem Blick extremer Missbilligung und winkte uns, ihm in sein Büro zu folgen, wo er sich hinter seinem Schreibtisch niederließ. Eine Handbewegung gestattete es uns, auf den beiden Stühlen ihm gegenüber Platz zu nehmen. Ich setzte mich, darum bemüht, demütig und fügsam zu wirken, und blinzelte in die Sonne, die hinter Mr Arrons durch das Fenster schien. Julien lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen den Aktenschrank schräg neben dem Schreibtisch, sodass die Sonne ihn nicht voll erreichte. Er wirkte ein wenig bedrohlich, wie er da reglos im Halbschatten stand. Dass er zu Julien aufsehen musste, schien unserem Direktor überhaupt nicht zu gefallen. Allerdings gab er sich nicht die Blöße, etwas dazu zu sagen.
    »Was ich vorhin im Computerraum gesehen habe, wird nicht wieder vorkommen, Mr DuCraine«, begann er stattdessen ohne Umschweife und fixierte Julien. »Ich bin über Sie und Ihre ... nun, nennen wir es Eskapaden informiert und ich werde nicht dulden, dass Sie dem Ruf einer weiteren Schülerin der Montgomery-High schaden. Sie werden sich von Ms Warden fernhalten.«
    Ich schnappte nach Luft und sah fassungslos zu Julien. Außer dass er den Kopf ein klein wenig neigte, rührte er sich nicht und schwieg.
    »Nun?«, verlangte Mr Arrons eine Antwort von ihm.
    Julien maß ihn noch einmal mit einem langen Blick, der durch die dunkle Brille nicht zu deuten war. »Ich werde mich von Dawn fernhalten«, sagte er endlich leise. Mir blieb endgültig die Luft weg - bis er weitersprach. »Wenn sie selbst es wünscht.«
    »Sie werden tun, was ich Ihnen sage, Mr DuCraine.«
    Arrons lief puterrot an, dass ich fürchtete, er könnte jede Sekunde einen Herzanfall bekommen. Sein Ledersessel knarrte, als er sich drohend vorbeugte. »Und diese Unverschämtheit wird ein Nachspiel haben.«
    Julien lächelte nur.
    Abrupt wandte Arrons sich mir zu. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie vernünftig sind und sich an meine Anweisungen halten, Ms Warden. Ich würde es bedauern, wenn ich Ihren Onkel - zu Ihrem eigenen Besten - über diesen Vorfall in Kenntnis setzen müsste.«
    Entsetzt sah ich Mr Arrons an. »Das dürfen Sie nicht!«, entfuhr es mir. Hinter mir verlagerte Julien das Gewicht und stieß sich von dem Aktenschrank ab. Ich fühlte mich mit einem Mal entsetzlich hilflos. Woher nahm dieser Mann d as Recht, zu bestimmen, wer mein Freund war und wer nicht? Es gab unzählige Pärchen an der Schule. Warum machte er gerade bei uns einen solchen Aufstand? Weil er ausgerechnet uns bei einem Kuss erwischt hatte und nun meinte, ein Exempel statuieren zu müssen? Weil er Julien nicht leiden konnte? Wenn Onkel Samuel durch Mr Arrons von meiner Beziehung zu Julien erfuhr, wollte ich mir gar nicht vorstellen, was geschehen könnte.
    Mr Arrons beachtete meinen Protest gar nicht. Für ihn gab es offenbar keinen Zweifel daran, dass zumindest ich mich an seine Anordnungen halten würde, denn er schickte uns mit einem »Gehen Sie in Ihre Klassen zurück«
    aus seinem Büro.

    Mit zittrigen Knien stand ich auf und tappte zur Tür. Erst als ich sie erreicht hatte, fiel mir auf, dass Julien mir nicht folgte. Ich drehte mich um. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Sein Blick lag auf Mr Arrons. Jetzt nickte er mir zu, ohne mich anzusehen.
    »Ich komme gleich. Wartest du bitte draußen? Mr Arrons und ich haben noch etwas zu besprechen«, sagte er ruhig und vollkommen emotionslos. Doch genau das erschreckte mich.
    »Julien ...«
    Er schüttelte den Kopf und ich schluckte den Rest des Satzes runter, verließ das Büro und zog die Tür hinter mir zu. Ich hörte gerade noch Mr Arrons empörtes »Was erlauben Sie sich, DuCraine?«, gefolgt von einem Keuchen und dem Knarren des Ledersessels, als die Tür ins Schloss schnappte. Bei dem Gedanken, dass Julien vielleicht dabei war, etwas zu tun, was ihm ernsthaften Arger einbringen konnte, hätte ich sie um ein Haar wieder geöffnet. Doch wenn ich jetzt noch mal

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