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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Ich muss in Geschichte. Lass mich raus!«
    »Das werde ich, wenn wir geredet haben«, grollte er irgendwo tief in seiner Kehle.
    »Wir haben nichts zu bereden. Lass mich vorbei!« Ich zerrte sinnlos an der Klinke.
    Er rührte sich nicht den Hauch eines Millimeters. »Okay. Dann rede ich und du hörst zu.«
    »Das ist nicht nötig. Ich habe dir gesagt, dass es in Ordnung ist, und jetzt geh mir ...« Zu »aus dem Weg« kam ich nicht mehr. Julien packte mich um die Mitte und setzte mich auf den nächsten Tisch, als hätte ich das Gewicht eines Kleinkindes. Eine Sekunde war ich absolut sprachlos.
    »Neandertaler!«, fauchte ich dann.
    Ohne darauf einzugehen, trat er direkt an die Tischkante. Wenn ich jetzt versuchte hinunterzurutschen, würde ich unweigerlich direkt an ihm stehen - und ich bezweifelte, dass er mir freiwillig Platz machen würde. An Flucht war damit nicht mehr zu denken.
    »Zuhören kannst du auch im Sitzen«, teile er mir mit deutlich erzwungener Ruhe mit, nahm seine Brille ab und legte sie behutsam neben mich auf den Tisch. Seine Augen waren wieder klar und quecksilbern.
    »Wir müssen ein paar Dinge klären.«
    Ich grub die Zähne in meine Lippe und blickte zur Seite. Behutsam fasste er mich am Kinn und drehte meinen Kopf zurück, sodass ich ihn ansah.
    »Dawn.« Er sprach meinen Namen so sanft aus, dass mein Mund schlagartig trocken war. »Dieser Kuss gestern ...«
    »Du musst mir nichts erklären«, flüsterte ich hilflos.
    »Ich muss vielleicht nicht, aber ich will.«
    »Du musst dich auch nicht dafür entschuldigen.«
    Ein kurzes Lächeln glitt über sein Gesicht. »Das habe ich auch gar nicht vor. - Hör mir einfach nur zu. Nur einen Moment. Bitte.« Seine Stimme klang seltsam belegt. Ich versuchte zu schlucken und konnte es nicht. Irgendwie brachte ich ein Nicken zustande.
    »Dieser Kuss gestern ...«, er stieß langsam die Luft aus und schien nach Worten zu suchen. Auf einmal wirkte er verlegen. »Das wollte ich eigentlich schon eine ganze Zeit tun. Genau genommen, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
    Mehrere Sekunden saß ich vollkommen reglos. Mein Gehirn war zu nichts anderem fähig, während ich ganz allmählich begriff, was er gerade gesagt hatte.
    »Seit dem Abend auf dem Peak?«, presste ich schließlich mühsam hervor.
    Er schüttelte den Kopf. »Schon vorher. Auch wenn mir das vermutlich den Rest gegeben hat. - Aber ich dachte, ich könnte mich von dir fernhalten.«
    »Warum?« Ich umklammerte die Tischkante mit beiden Händen.
    Julien senkte den Blick. Erst nach einem langen Zögern antwortete er.
    »Ich habe dich gern, Dawn. Mehr als gern. Aber ...« Er presste die Lippen zusammen, ehe er weitersprach. »Das hier ...«, seine Handbewegung umfasste die Schule und die ganze Stadt, »... ist nur ein Gastspiel. Ich werde wieder fortgehen von hier. Wahrscheinlich sehr bald. - Und wenn es so weit ist, will ich dir nicht wehtun. Also ...« Er schluckte mühsam. »Also ist es besser, wenn wir ... na ja, wenn wir auf Distanz bleiben.«
    Ich schwieg.
    »Dawn?«, fragte er irgendwie hilflos, als ich auch nach Sekunden noch immer nichts sagte.
    »Und der Kuss gestern?«, flüsterte ich endlich in die Stille hinein.
    »Ein Ausrutscher. Ich ... Es tut mir leid.«
    Seine Worte taten weh. »Ist dir jemals in den Sinn gekommen, mich zu fragen, was ich will?« Es überraschte mich selbst, wie scharf meine Stimme klang, obwohl ich leise sprach. Julien offenbar auch, denn als ich vom Tisch rutschte, wich er vor mir zurück. »Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht ähnlich empfinden könnte wie du?«
    »Ich ...«
    Mit einem Zischen brachte ich ihn zum Schweigen. »Ja, du. Du willst. Du hast beschlossen. - Aber gedacht hast du nicht!«
    »Dawn ...«
    »Was? - Ich kann selbst entscheiden, was ich will. Ob ich mit dir zusammen sein will, auch auf die Gefahr hin, dass es wehtut, wenn du tatsächlich irgendwann fortgehst.« Ich funkelte ihn von unten herauf an.
    Betretene Stille folgte auf meinen Ausbruch. Je länger sie andauerte, umso bescheuerter kam ich mir plötzlich wieder vor. Beinahe erwartete ich, Julien würde mich auslachen. Stattdessen räusperte er sich. Draußen verkündete die Schulglocke den Beginn der nächsten Stunde.
    »Heißt das, du bist ...« Er wurde unterbrochen, als die Tür sich öffnete. Einer der Juniors streckte den Kopf herein.
    »Raus!«, zischten wir beide gleichzeitig, noch ehe er überhaupt den Mund aufmachen konnte. Hastig schloss er die Tür.
    Ich

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