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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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hineinginge, machte ich alles vielleicht nur noch schlimmer. Widerstrebend nahm ich die Hand vom Türgriff und wandte mich ab.
    Mrs Nienhaus schaute mich ein bisschen erstaunt an, als ich ihr Büro alleine verließ, sagte aber nichts. Draußen auf dem Korridor lehnte ich mich gegen die Wand und wartete. Ich löste den Knoten, den ich unruhig in den Riemen meiner Tasche hineingeschlungen hatte, gerade zum neunten Mal, als Julien aus dem Sekretariat kam.
    Unsicher sah ich ihm entgegen.
    »Arrons wird uns in Ruhe lassen. Und auch deinem Onkel wird er nichts erzählen«, sagte er, noch ehe ich einen Laut hervorbrachte.
    Ich riss die Augen auf. »Wie hast du das gemacht?«
    Julien zögerte einen Moment, als überlege er, was er mir sagen sollte, dann ließ er ein boshaftes Lächeln sehen. »Ich habe ihn nur gefragt, was er glaubt, was die Herren und Damen von der Schulbehörde wohl davon halten würden, dass ein Schüler im Chemieunterricht durch die Nachlässigkeit einer Lehrerin - die ausgerechnet mit diesem Schüler einige Differenzen hat - verletzt wurde. - Wenn sie davon erfahren würden.«
    »Du hast ihn erpresst?«
    Sein Lächeln wurde deutlich boshafter. »Ich weiß nicht. Kann sein. Nennt man das so? Ein hässliches Wort, findest du nicht auch?«
    »Und er hat es so einfach hingenommen?« Ich konnte immer noch nicht fassen, dass Julien so etwas getan hatte.
    »Er ist viel zu sehr auf den guten Ruf seiner Schule bedacht, um es nicht hinzunehmen.« Von einer Sekunde zur anderen war seine Miene ernst. Er nahm mich am Arm und führte mich vom Sekretariat fort und ein kurzes Stück in den Gang zum Lehrerzimmer hinein. »Warum wolltest du nicht, dass dein Onkel etwas von uns erfährt?«, fragte er leise.
    Etwas an seinem Tonfall versetzte mir einen
    schmerzhaften Stich. Einen Augenblick suchte ich nach Worten. »Ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn er hört, dass ich einen Freund habe«, gestand ich dann.
    Julien neigte den Kopf und wartete, dass ich ihm erklärte, was ich meinte.
    Ich spielte mit dem Riemen meiner Tasche. »Meine Eltern wurden in New York bei einem Raubüberfall ermordet. Seitdem kümmert sich mein Onkel um mich. Er hat meine Mutter sehr geliebt, obwohl sie nur seine Stiefschwester war. Deshalb heiße ich ja auch nicht Gabbron wie er, sondern Warden. Sie hat ihren Namen auch nach der Hochzeit mit meinem Vater behalten. Mein Onkel hat - aus welchen Gründen auch immer - Angst, dass auch mir etwas so Schreckliches zustoßen konnte wie ihr. Ich hatte früher sogar Leibwächter, die mich überallhin begleitet haben. Vor etwa einem Jahr hatte ich deshalb einen Streit mit ihm und erst seitdem darf ich alleine zur Schule gehen oder etwas unternehmen. Aber er will immer noch nicht, dass ich Freunde mit nach Hause bringe ...«
    Julien verstand. »Und du befürchtest, er könnte nicht besonders begeistert davon sein, wenn er erfährt, dass du einen Freund hast.«
    Niedergeschlagen nickte ich. »Ja. - Es tut mir leid.« Mit einem Lachen schüttelte er den Kopf. »Das braucht es nicht. Dein Onkel muss mich nicht mögen - oder mit mir einverstanden sein. Solange die Situation so für dich in Ordnung ist, ist sie es auch für mich.« Er rückte den Riemen seines Rucksacks über der Schulter zurecht, trat dicht vor mich und stemmte sich mit beiden Händen gegen die Wand in meinem Rücken, sodass ich zwischen ihm und der Mauer gefangen war. Dann beugte er sich zu mir. »Das heißt, ich werde im Schutze der Nacht heimlich wie Romeo zu Julia durch dein Fenster zu dir kommen und hoffen dass dein böser Onkel mich nicht dabei erwischt und in einen tiefen Kerker werfen lasst«, raunte er mir leise zu. In seinen Mundwinkeln zuckte es schelmisch. Ich stand kurz davor, loszukichern. Fast hätte er meiner Selbstbeherrschung den Rest gegeben, indem er trocken »und dass eure Alarmanlage nicht besonders gut ist oder du sie für mich ausschalten kannst«, hinterherschickte. Doch das unromantische Gackern blieb mir in der Kehle stecken, als er sich noch weiter zu mir vorbeugte. Unwillkürlich drückte ich mich fester gegen die Mauer hinter mir. Sein Atem strich über meine Haut, doch dann spannte er sich mit einem Mal und wich hastig zurück - obwohl ich hätte schwören mögen, dass er mich gerade eben noch hatte küssen wollen.
    Verwirrt blinzelte ich. »Was ist?«
    »Nichts!«, versicherte er mir hastig - beinah ein wenig zu hastig - und kämmte sich mit fünf Fingern durchs Haar.
    »Mir fiel nur gerade ein, dass es

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