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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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sodass sie durch die Scheibe eine Gestalt zwischen den Regalen erkennen konnte. Der dunklen Kleidung nach musste es Jean sein. Sie klopfte an und probierte trotzdem die Klinke aus. Die Tür ging auf.
    »Komm rein und schließ hinter dir ab!«, rief Jean.
    Sophie gehorchte. »Soll ich den Schlüssel stecken lassen?«
    »Ja, mach nur.« Er stellte gerade ein Buch ins Regal zurück, als sie nach hinten kam. Seine Ärmel waren aufgekrempelt, und weißer Verbandmull stach von seiner gebräunten Haut ab. »Was ist mit deiner Hand passiert?«
    Jean zuckte mit den Schultern. »Ein Zwischenfall bei einem Exorzismus. Aber du hältst Dämonen ja für harmlose Kuscheltiere.«
    Kuscheltiere? »Glaub, was du willst, Jean. Mir ist durchaus bewusst, dass das alles kein Spaß ist, aber ein Tier ist Rafe jedenfalls nicht.«
    »Ganz, wie du meinst.«
    Seine Laune schien nicht die beste zu sein, doch sie würde sich davon nicht einschüchtern lassen. Sie musste ihr Anliegen vortragen. Sollte er sie dann zum Teufel jagen, hatte sie es wenigstens versucht.
    »Gehen wir nach oben, sonst klopft noch irgendein Idiot an und verlangt, dass ich ihn bediene.«
    Ihr fiel auf, dass er sogar verärgert immer noch zuvorkommend blieb, ihr die Tür öffnete und sie vorangehen ließ.
    In der Bibliothek wehte ihr Zigarettenqualm entgegen. Bei der Hitze war die Luft zum Schneiden dick. »Können wir ein Fenster aufmachen?«
    »Tut mir leid.« Es erleichterte sie, dass er wieder freundlicher wirkte. »Mir ist auch zu warm, aber wir dürfen keine schwüle Luft hereinlassen. Die Bücher wellen sich sonst.«
    »Oh.«
    »Setzen wir uns«, schlug er vor und bot ihr einen Stuhl an. »Würdest du meine Bemerkung von eben einfach vergessen und uns noch mal vorn anfangen lassen? Ich bin nur besorgt, dass dir dasselbe zustoßen könnte wie Lilyth.«
    »Ist Lilyth das Mädchen im Krankenhaus?«, wollte sie wissen, während sie Platz nahm.
    Er nickte abwesend und setzte sich ebenfalls.
    Um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen, behielt sie ihr Erlebnis mit dem Messer lieber für sich. Diese ganzen Dämonengeschichten würden nichts mehr mit ihr zu tun haben, wenn es ihr gelang, Rafe zu erlösen. »Geht es ihr besser?«, fragte sie der Höflichkeit halber, da es Jean offenbar belastete.
    »Ihr körperlicher Zustand ist stabil, falls du das meinst. Es ist die Besessenheit, die mir Sorgen macht. Ich glaube nicht, dass sich der Dämon so leicht vertreiben lässt, nachdem sie so dumm war, ihn selbst hereinzubitten.«
    »Dann war sie es, die du exorziert hast?« Die Erinnerung an den Moment, als sie Rafe gezwungen hatte, die Maske fallen zu lassen, sprang ihr ins Gedächtnis. Es war so leicht, das Bild zu verdrängen und über seinen gewohnten Anblick zu vergessen – wie er es prophezeit hatte. Mit ihm in ihrem Zimmer zu stehen und ihre Hand in seiner zu fühlen, hatte nichts mit diesem Monster zu tun. Er hatte nichts damit zu tun.
    »Ich war nur dabei«, stellte Jean richtig. »Abbé Gaillard hat das Ritual durchgeführt. Wir hätten sie sicherheitshalber fesseln sollen. Wir wussten ja, dass der Dämon sie schon dazu gebracht hat, sich zu verletzen. Aber ich wollte sie nicht noch mehr erschrecken.«
    Wie von selbst richtete sich ihr Blick wieder auf den Verband. »Sie … er hat …«
    »Eine Rasierklinge hat sich in ihrer Hand materialisiert. So etwas kommt vor. Ich musste eingreifen, sonst hätte sie sich umgebracht. Verstehst du jetzt, warum ich Angst um dich habe, Sophie?«
    Sie nahm zum ersten Mal wahr, dass seine Augen von einem hellen Grün waren, das ins Braun spielte. »Ja, ich glaube, ich verstehe es sehr gut.«
    »Dann lass mich dir helfen, diesen Dämon loszuwerden.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Wirklich?« Schlagartig hellte sich seine Miene auf, doch ein Rest Zweifel blieb in seinem Blick.
    Zu Recht, dachte sie mit schlechtem Gewissen. Zu Maßnahmen, wie sie ihm vorschweben mochten, war sie vorerst nicht bereit. Sie würde Rafe nicht im Stich lassen, nicht, wenn er sie immer noch liebte. Und hatte er nicht genau das angedeutet? »Ich … kann mich nicht einfach von ihm abwenden. Ich will ihm helfen. Er sagt, es gebe keine Möglichkeit, ihn wieder in einen guten Engel zurückzuverwandeln, aber vielleicht kennt er sie nur nicht. Es könnte doch sein, dass Gott sie vor den Dämonen geheim hält oder so etwas, damit nicht jeder gefallene Engel eigenmächtig davon Gebrauch macht. Und ich dachte mir, ich frage dich danach. Wenn jemand so etwas weiß, dann

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