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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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feixte Rafe. »Sie waren wohl rührend darauf bedacht, dich nicht zu überfordern.«
    »Nur auf Messen«, betonte sie. »Im Büro war ich für die schwierigsten Übersetzungen immer gut genug. Vor allem, wenn sie dringend nach Feierabend anstanden.«
    »Es ist gut, dass du gekündigt hast und hergekommen bist.« Er ließ ihre Hand los, um ihr stattdessen den Arm um die Schultern zu legen. »Sonst wärst du jetzt nicht hier bei mir.«
    Sie musste sich rückwärts neigen, damit er sie küssen konnte, was im Gehen nicht einfach war, doch sein Arm bewahrte sie davor, das Gleichgewicht zu verlieren. Insgeheim gab sie ihm recht. Nirgendwo auf der Welt hätte sie lieber sein wollen.
    Schließlich kreuzte die Rue Soufflot den Boulevard Saint-Michel und mündete in einen kleinen Platz, hinter dem sich bereits der Gitterzaun und die haushohen Bäume des Jardin du Luxembourg erhoben. Rafe hielt direkt auf das Tor zu.
    »Du willst in den Park? Wird er nicht bald geschlossen?«, wunderte sich Sophie angesichts des Wachpersonals, das man in seinen Uniformen leicht für Polizisten halten konnte.
    »Gut erkannt«, meinte er nur und ging unbeirrt weiter.
    Jogger drehten schnaufend ihre Runden entlang des Zauns. Spaziergänger jeden Alters und aller Hautfarben begegneten ihnen auf den Wegen unter den Platanen, Buchen und Kastanien, räumten widerstrebend allmählich die Bänke und Stühle, die im ganzen Park verteilt standen.
    Gegen die Weite des zentralen Platzes wirkte selbst die dreiflügelige Front des Palais’ mit ihren Säulen und Statuen unbedeutend. Blühende Oleanderbüsche in fast mannshohen, mit hell gestrichenem Holz ummantelten Kübeln und steinerne weiße Balustraden säumten weitläufige Terrassen, die den Platz umgaben. Von dort überblickte man vereinzelte Palmen und einen Ring aus üppigen, in Weiß, Gelb und Pastellblau bepflanzten Blumenbeeten, in deren Mitte die Menschen um einen Springbrunnen schlenderten, dessen Becken schon fast an die Ausmaße eines kleinen Sees herankam. Enten und Modellsegelschiffe schwammen darauf, und Fische schossen an die Oberfläche, um den Enten die Brotkrumen streitig zu machen.
    Jenseits des Brunnens führten Stufen auf eine weitere Terrasse, hinter der sich zahlreiche Wege in den dunkler werdenden Schatten der Bäume verloren. Statuen weiblicher Würdenträgerinnen standen hier mit Blick auf den Platz verteilt. Es war unübersehbar, dass sich die Öffnungszeit ihrem Ende zuneigte. Die Ponys und Esel, auf denen die Kinder durch den Park schaukeln durften, wurden davongeführt, die Modellschiffe aus dem Wasser gefischt und in einem kleinen Verschlag verstaut. Die meisten Leute strebten langsam den Ausgängen zu.
    Sophie rätselte immer noch, was Rafe ausgerechnet jetzt in den Jardin du Luxembourg trieb. Er hatte sie wieder bei der Hand genommen und ging mit einer Selbstverständlichkeit voran, die sogar die Wächter zu verwirren schien, die ihm irritiert nachblickten, aber nichts sagten.
    »So wie’s aussieht, werden sie uns gleich rauswerfen«, gab sie gerade zu bedenken, als sich Rafe zu ihrer Überraschung hastig umsah.
    »Nicht, wenn du dich duckst«, behauptete er und zog sie zwischen die Sträucher, die einen Spielplatz umgaben.
    »Rafe!«, protestierte sie halbherzig, während sie mit ihm in die dichten Büsche eintauchte. Zweige und Blätter kratzten ihre Haut und zerrten an ihrem Kleid, dann war sie hindurch und fand sich am Boden liegend in einem Hohlraum wieder, den die Äste bildeten. »Du bist ja verrückt«, wisperte sie auf ihre Ellbogen gestützt. Nicht auszudenken, wie peinlich es werden würde, wenn sie doch jemand gesehen hatte!
    »Der Luco ist der einzige Ort in ganz Paris, den du nachts garantiert nicht mit Clochards teilen musst«, flüsterte Rafe.
    Sophie verdrehte die Augen. »Von Wohnungen vielleicht abgesehen?«
    Er grinste. »Ich sagte doch, ich will einen magischen Ort.«
    Zweifelnd sah sie ihn an. »Sich unter einer Hecke zu verstecken, hat für mich wenig Bezauberndes an sich.«
    »Findest du das etwa kein bisschen romantisch?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte sie, doch die Frage verlor an Bedeutung, weil ihr mit jedem Augenblick bewusster wurde, wie nah sie neben ihm lag.
    »Na, wie gut, dass ich nicht die Hecke meinte. Wir müssen nur warten, bis die Tore geschlossen sind und es richtig dunkel wird.« Er hatte es sich auf der Seite bequem gemacht und stützte den Kopf auf den angewinkelten Arm, um sie ansehen zu können.
    Auf dem Bauch liegend,

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