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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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ein kalter Schauer über sie ergossen.
    Rafe gab sie frei, stützte sich auf einen angewinkelten Arm und sah auf sie herab. Seine andere Hand fuhr spielerisch den Schwung ihrer Taille und Hüfte nach. Hier im Park war die Nacht noch schwärzer. »Warst du nicht selbst der Meinung, dass es unter deiner Würde sei, mit mir unter dieser Hecke zu liegen?«
    »Aber …«
    Er schloss ihre Lippen mit einem Kuss. »Ich bin froh, dass du es genauso willst wie ich, aber es soll um Mitternacht am Brunnen der Medici sein. Dann erst ist die Zeit für uns gekommen.«
    Mitternacht am Brunnen der Medici. Besänftigt schmiegte sie sich an ihn, als er sich auf den Rücken sinken ließ und sie an sich zog. Mitternacht – am Brunnen der Medici. Tief in seinem Herzen musste er doch unsäglich romantisch sein.

    Auf den menschenleeren Wegen durch den nächtlichen Park zu streifen, hatte eine unwirkliche Note. Fledermäuse flatterten Geistern gleich ebenso lautlos wie schnell vorüber. Ab und zu raschelte etwas im Gebüsch. Hoch oben rauschte es leise in den Baumkronen, doch am Bodenwar es so still, dass Sophie glaubte, jedes einzelne Steinchen unter ihren Schuhsohlen mahlen zu hören. Sie erschrak, als irgendwo über ihr ein großer Vogel mit den Flügeln schlug.
    Rafe drückte ihre Hand, als wolle er ihr sagen, dass sie keine Angst haben müsse. Doch sie war besorgt, und daran konnte er mit einer bloßen Geste nichts ändern. Nur weil es ihnen gelungen war, sich unter dieser Hecke zu verstecken, hieß das noch lange nicht, dass sie unbemerkt den ganzen Jardin du Luxembourg durchqueren konnten. Ängstlich hielt sie nach den Wächtern Ausschau, die sicher auch nachts von Zeit zu Zeit ihre Runden drehten. Noch schwerer wog jedoch, dass der Brunnen der Medici direkt neben dem Vorgarten des Palais’ des Senats lag. Schon tagsüber stand dort für jeden sichtbar auf mehreren Posten Sicherheitspersonal verteilt. Bestimmt verzichteten sie nicht ausgerechnet nachts auf angemessene Schutzmaßnahmen.
    Hoffentlich wusste Rafe, was er tat. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen, denn es war zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Sie hatte sich mit ihm einsperren lassen, also musste sie darum beten, bis zum Morgen unentdeckt zu bleiben, wenn sie sich keinen Ärger einhandeln wollte. Hatte sie sich nicht geschworen, sich nicht mehr von ihm in Schwierigkeiten bringen zu lassen? So viel zu guten Vorsätzen.
    »Wir sind gleich da«, wisperte Rafe, während sie am geschlossenen Getränkehäuschen vorbeischlichen.
    Erneut stutzte sie. Hatte er auf ihre Gedanken geantwortet, oder war es Zufall? Was er gesagt hatte, lag schließlich nahe. Schon ragte der dunkle Umriss des Renaissancemonuments vor ihr auf. Im Schatten hoher, alter Platanen, deren Stämme so dick waren, dass Sophie sie nicht hätte umfassen können, plätscherte Wasser. Es wunderte sie, denn sie hatte erwartet, dass die Brunnen nur tagsüber in Betrieb waren. Hatte sie die Fontäne des anderen gehört? Sie konnte sich an nichts dergleichen erinnern.
    Am Fuß des Bauwerks floss das Wasser über breite, schwarze Stufen in ein rechteckiges Becken hinab, wo es in der Dunkelheit zu spiegelndem Obsidian gerann. Zu beiden Seiten flankierten Stühle und davor ein mit vasenförmigen Blumenkübeln gespicktes Geländer diesen unergründlich tief anmutenden Teich. Es roch nach Erde, Geranien und nassem Gestein. Lebensgroße Statuen blickten sich aus den überwölbten Nischen des Monuments an, als habe die Umgebung nichts mit ihnen zu tun. Vom Treiben der Menschen im Park entrückt, lebten sie in ihrem eigenen neptunischen Reich, dessen Wände und Säulen mit einem an Flechtenbärte und Wasserpflanzen erinnernden Relief versehen waren – wie Felsen in einem verwunschenen Wald, über die beständig Wasser herabrieselte.
    »Der Brunnen ist einem antiken Quellheiligtum nachempfunden«, flüsterte Rafe, der sie so nah an die schwarzen Stufen geführt hatte, wie es das Geländer zuließ. Er legte den Arm um ihre Taille und zog sie enger an seine Seite. »Es ist den Flussgöttern der Seine und der Rhône geweiht.« Mit der freien Hand deutete er zu den Nymphen hinauf. »Aber diese hier …« Er wies auf ein nacktes Liebespaar aus hellem Stein, das sich deutlich von den dunklen Stufen abhob. »… erinnern mich an uns: Akis und Galatheia.«
    Abermals wunderte sich Sophie, woher ein angeblich erst seit ein paar Wochen in Paris lebender, seine Zeit mit Verbrechern verbringender

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