Der Kuss des Greifen (German Edition)

was werde ich von dir verlangen, du lässiges, stolzes, unbekümmertes Alphamännchen? Welche Aufgabe sollst du erfüllen, bevor du dich von mir verabschiedest und in dein endloses Leben zurückkehrst?
    Was fing jemand, der bald sterben würde, mit einem so seltenen und außergewöhnlichen Geschenk an?
    Das Lächeln wich von ihren Lippen. Die Raubtierimpulse in ihr wurden dunkler und bekamen unsichtbare Reißzähne. In ihren dunklen Augen glitzerte ein Panzer wie aus Obsidianglas, und die Züge um ihren Mund verhärteten sich.
    Sie sagte: »Knie nieder.«
    Sie spürte seine Überraschung, als er von ihrem Befehl aufgerüttelt wurde.
    Doch dann tat er etwas, das wiederum sie überraschte. Er hob die Brauen, sah sie mit seinem lässigen, unbekümmerten Grinsen an und sagte: »Klar, kein Ding.«
    Mit einer ausladenden Bewegung ließ er sich anmutig vor ihr auf ein Knie nieder.
    Was war das? Er kniete auf dem Boden, seine mächtigen, breiten Schultern waren nach vorn gebeugt. Sogar den Kopf hatte er gesenkt. Er erweckte den vollkommenen Anschein der Unterwerfung und führte ihre Anweisung wörtlich genommen makellos aus, aber …
    Tief in seiner außergewöhnlichen, kämpferischen Seele behielt dieses Alphamännchen noch immer die Oberhand. Sie ging um ihn herum, trat dicht an seine breiten Schultern heran und brachte ihre Lippen ganz nah an sein Ohr. »Innerlich kniest du nicht«, flüsterte sie.
    Er legte den Kopf schief, um sie über die Schulter hinweg ansehen zu können. In seinem unbekümmerten Blick lag ein Lachen. Er flüsterte zurück: »Das hast du mir nicht befohlen. Es wäre ein gänzlich anderer Pakt notwendig, wenn ich richtig vor dir knien sollte.«
    Von diesem Rätsel in den Bann geschlagen, fragte sie: »Und was für ein Pakt wäre dafür nötig?«
    Er lächelte sie bedächtig an. »Du musst mir einen Kuss geben.«
    Ihre geschwungenen Brauen hoben sich. »Nur einen Kuss?«
    »Nur das.«
    »Der Pakt ist geschlossen«, sagte sie.
    »Und besiegelt«, knurrte er.
    Eine Hand auf seine Schulter gelegt, strich Carling um ihn herum und blieb vor ihm stehen. Dann ließ sie die Hände über die warme, sonnengebräunte Haut an seinem Kiefer gleiten. Sie hob sein gutaussehendes, wildes Gesicht zu sich empor, und er ließ es geschehen. Dann beugte sie sich vor und legte ihre kühlen Lippen auf seinen heißen Mund.
    In ihrem Körper regte sich der Impuls, wieder zu atmen, und sie gab ihm nach. Seine maskuline magische Energie, gewürzt mit Sinnlichkeit und Wärme, hüllte sie ein und streichelte sie wie eine sonnige Brise.
    Sie hob den Kopf und starrte auf ihn hinab. Dann kniff sie die Augen zusammen und sagte: »In deinem Inneren bist du noch immer nicht richtig auf den Knien.«
    Tapp, tapp machten ihre Füße.
    Er hob eine Braue.
    »Was hattest du erwartet, Carling?«, gab er zurück. »Das war kein richtiger Kuss.«

3
    Ihre Augen zogen sich noch enger zusammen. »Was soll das heißen, das war kein richtiger Kuss?«
    Rune wich einige Zentimeter zurück, um sie genauer zu betrachten. Sie musste es wissen, oder etwa nicht? Sie war viel zu alt und zu welterfahren, um es nicht zu wissen. Schließlich hatte sie ihre Jugend in der weltlichen Vergangenheit der Menschen verlebt. Sie musste unzählige Liebhaber gehabt haben. Bei dem Gedanken daran bleckte der Löwe in ihm die Zähne und fauchte.
    Ein Funken Trotz flackerte in ihren ägyptischen Mandelaugen auf. Rune sah sie mit geweitetem Blick an. Begierig darauf, jede Einzelheit dieser großartigen, tödlichen Frau in sich aufzunehmen, wollte er keinen Augenblick durch Blinzeln verpassen.
    Irgendwie schaffte es Carling, Begriffe wie Schönheit und Perfektion banal erscheinen zu lassen. Er sah ihr langes, dunkel glänzendes Haar, das ihr offen bis auf die schmale Taille hinabfiel. Im Sonnenlicht lagen tiefe, kastanienbraune Funken darin, als würde ein unergründliches Feuer in ihm brennen. Versonnen betrachtete er die grazile Kontur ihres Halses und ihr anmutig geschwungenes Schlüsselbein, das sich bis zu ihren wohlgeformten Schultern erstreckte wie die Flügel einer Taube. Er sah die Konturen ihrer reifen, vollen Brüste, die sich ohne den Halt eines BH s unter dem weiten schwarzen Kaftan wiegten, und Klick , versetzte ihn die Kamerablende in seinem Kopf zurück an den Fluss, wo er diese nackten, runden, sinnlichen Kugeln angestarrt hatte. Sie waren von weißen Narben überzogen gewesen und gekrönt von dunklen Brustwarzen, die sich erotisch aufgerichtet hatten. Bei