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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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drum herumzureden. Möglicherweise haben wir die wirkliche Vergangenheit verändert, und um das zu erfahren, müssen wir rauskriegen, ob wir irgendetwas außerhalb von uns verändert haben.«
    Sie studierte seine Miene. »Du glaubst, du könntest tatsächlich in die Vergangenheit gereist sein?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Wir wissen, dass die Zeit in Übergangspassagen und Anderländern anders verlaufen kann. Theoretisch soll die Zeit auch langsamer laufen, je schneller man sich fortbewegt. Zeit ist kein absolut gleichmäßiges Phänomen, und wir wissen, dass das Universum selbstkorrigierend agieren muss, damit keine Paradoxien eintreten. Vielleicht erleben wir eine so starke zeitliche Abweichung, dass es mir vorkommt wie eine Reise in die Vergangenheit.«
    Paradoxien kann es nicht geben. Das Universum korrigiert sich selbst. Es krümmt sich wie ein atmendes, lebendes Wesen, um Anomalien zu absorbieren und sich ihnen anzupassen. Es verfügt über einen automatischen, integrierten Verteidigungsmechanismus. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass niemand an der Geschichte rütteln kann, nicht einmal die Götter. Wenn das Universum nicht in der Lage ist, ein Ereignis auszugleichen, kann es nicht eintreten. Die Ströme der Ereignisse verschieben sich nur so weit wie nötig, um ein Ereignis auszugleichen.
    »Du wirkst bemerkenswert ruhig«, sagte Carling. Sie selbst war nicht ruhig. Gut möglich, dass sie nicht mehr ruhig gewesen war, seit er auf ihrer Türschwelle aufgetaucht war. Man sollte vorsichtig sein, wen man in sein Haus einlud …
    Er sah sie mit einem kleinen Lächeln an. »Im Augenblick wahre ich nur meine wissenschaftliche Distanz.«
    »Das kannst du gut.« Er war wirklich ein ausgezeichneter Ermittler. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und blickte an die Decke. »Und ich kann es im Augenblick nicht.«
    Sanft sagte er: »Es ist beängstigend, ich weiß. Den Göttern sei Dank, habe ich bisher nichts weiter getan, als eines Nachmittags eine Zwischenlandung einzulegen, um mich mit einem Kind zu unterhalten und jemanden daran zu hindern, dich noch schlimmer auszupeitschen als ohnehin schon. Hätte ich mehr getan, hätten die Auswirkungen viel schlimmer ausfallen können.«
    Ihm war nicht klar, welchen tiefgreifenden Einfluss er auf sie gehabt hatte.
    Sie schloss die Augen und dachte an all die Male zurück, die sie zum Himmel aufgesehen und sich an die unwirkliche Hoffnung geklammert hatte, noch einmal das Unmögliche zu erleben und zu sehen, wie der merkwürdige geflügelte Löwengott wieder in ihr Leben flöge. All die Nächte, die sie zu den Sternen aufgeblickt und sich ein ums andere Mal gewünscht hatte, ihn noch einmal zu sehen. Ob sie sich nun in der Geschichte oder in ihrem Kopf abgespielt hatten, es hatte sie gegeben.
    Und es hatte sie nicht gegeben, bevor Rune zu ihr auf die Insel gekommen und ihr als Kind begegnet war. Wenn sie und Rune tatsächlich die Vergangenheit veränderten, war vorher etwas anderes geschehen, anders als das, woran sie sich nun erinnerte. Etwas, das ihrer neuen Erinnerung ähnlich genug war, dass sich der Strom der Zeit gekrümmt hatte, um den Unterschied auszugleichen.
    Hatte sie früher, in einer ursprünglichen Vergangenheit, in den Himmel geblickt und sich mit der gleichen Leidenschaft etwas anderes gewünscht? Es war beinahe unvorstellbar, dass sie sich irgendetwas so sehr gewünscht haben könnte, wie ihn wiederzusehen, nur ein einziges Mal.
    Sie murmelte: »Das Messer.«
    Es gab eine Pause. »Ja, das Messer. Ich habe Akil angewiesen, es an einem bestimmten Ort zu vergraben, von dem ich wusste, dass er die Zeit überdauern würde.«
    »Neben dem Gespräch mit Dr. Telemar müssen wir also herausfinden, ob das Messer dort ist, wo Akil es vergraben sollte.«
    »Ja«, sagte Rune. In seiner Stimme schwang etwas mit, das sie nicht identifizieren konnte. Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. Unter zusammengezogenen Brauen betrachtete er sie eingehend. »Lassen wir die Zweifel für einen Augenblick beiseite. Vergessen wir die Fragen nach dem Warum und Wie. Was ist geschehen, nachdem ich fort war? Ich hatte Akil schwören lassen, sich um dich zu kümmern.«
    »Das hat er«, versicherte sie ihm. Jedenfalls glaubte sie das. Wie Rune verlangt hatte, schob sie alle Überlegungen dazu beiseite. »Er gab mir einen neuen Namen und adoptierte mich, genau wie du es ihm gesagt hattest. Er gab mir von allem das Beste, einschließlich der besten Ausbildung. Ich glaube, auf seine

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