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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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ausgegeben, der einst in die Ferne gezogen war. Außerdem war Leonidas alt und einsam. Er hatte keine Familie und seine wenigen Verwandten in Sparta hatten kein Interesse an ihm.«
    »Doch warum war er so einsam? Weißt du, was er wenige Wochen vor seinem Tod zu mir gesagt hat? Leonidas hat zutiefst bereut, niemals eine Frau und Kinder gehabt zu haben. Während seines späteren Lebens hat er darunter gelitten. Nur deshalb gab er sich als dein Verwandter aus, um dein Schutzherr zu werden und endlich eine Familie zu haben, zu der er gehörte.«
    »Das soll Leonidas gesagt haben? Das glaube ich dir nicht! Das hört sich nach dem Wunschtraum einer Frau an, doch nicht nach dem alten Spartaner. Er war immer stark und brauchte niemanden. Warum willst du unbedingt bedürftig und abhängig sein?«
    »Die Liebe hat nichts mit Bedürftig- und Abhängigkeit zu tun.«
    »Woher willst du das wissen? Wozu diese Reise? Wie lange soll sie dauern? Und wohin soll sie gehen?«
    »Weit in den Westen, ins Zinnland, nach Belerion.«
    »Belerion? Da bist du fast ein Jahr lang unterwegs und brauchst einen weiteren Sommer für die Rückkehr. Falls du die Reise überhaupt überlebst. Es gibt tausend Gefahren, die dir auflauern könnten. Bleibe hier. Wir finden schon eine Lösung für dich.«
    Lysandra schüttelte den Kopf. »Welche Lösung denn?«
    »Du kannst nach meinem Tod Delphoí immer noch verlassen.«
    »Wenn ich zu alt bin, um eine Familie zu gründen. Ich bin es jetzt schon fast.«
    »Zu alt wohl nicht unbedingt. Doch niemand wird dich −unabhängig von deinem Alter − wollen, nachdem du jahrelang in Männergewändern umhergezogen bist. Doch denke daran, dass nur diese Freiheit die ungebührlichen Wünsche in dir geweckt hat. Womöglich haben die Männer recht, dass sie uns in den Frauengemächern verstecken und nicht aus dem Haus lassen.«
    »Du widersprichst dir selbst«, sagte Lysandra.
    »Und du hast nicht genügend Charakterstärke, um der Versuchung zu widerstehen. Hinter deiner Reise steht doch die Sehnsucht nach einem Mann! Mir kannst du doch nichts weismachen. Ist es nun Aiolos oder dieser Barbar? Keiner von ihnen ist ein angemessener Ehemann. Sie werden dich nur benutzen, solange du die Beine für sie breitmachst und dich danach gegen die nächste, jüngere Hure austauschen.«
    »Ich hätte vielleicht Phoibos haben können.«
    »Du irrst dich«, sagte Nerea. »Er sah dich vielleicht als Freund an, da er dich für einen Jüngling hielt, doch hätte er die Wahrheit gewusst, so wäre er dir ferngeblieben.«
    Lysandra spürte, wie ihr die Jahre davonliefen. Auch dachte sie immer wieder, wenn auch bei Weitem nicht mehr so häufig wie früher, an Phoibos, dem Mann, dem einst ihr Herz gehört hatte. Er war einige Jahre älter als sie und sah sie immer noch als guten Freund an. Wenn er wüsste, was der Grund war, warum sie sich damals von ihm distanziert hatte. Sie hatte nicht ertragen, ihn in eine andere Frau verliebt zu sehen.
    Jetzt war er verheiratet. Viele Tränen hatte es sie damals gekostet in den Nächten auf ihrem einsamen Lager. Nie wieder wollte sie Derartiges erleben, doch zu sterben, ohne jemals die Liebe, eine erwiderte Liebe erlebt zu haben, war eine erschreckende Vorstellung.
    »Du sagst es. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Daher werde ich die Reise unternehmen, ob es dir gefällt oder nicht.«
    Nerea starrte sie an, als wäre sie irre. »Das kannst du nicht tun.«
    »Du wirst sehen, dass ich es kann. Ich werde einmal in meinem Leben etwas für mich selbst tun, auch wenn ich es nicht dürfte. Ich werde verfügen, dass sie das Geld für die Beseitigung des Drachen in einem Monat an dich auszahlen.«
    »Du warst nicht dort oben auf dem Berg. Lügst du jetzt oder versuchst du, mich zu manipulieren?«
    »Jahrelang hast du mir deinen Willen aufgezwungen − auch, wenn ich ihn gerne getan habe, aufgrund der Schuld, die ich dir gegenüber habe. Lass mich auf diese Reise gehen. Daran hindern kannst du mich ohnehin nicht.«
    Aiolos räusperte sich, wohl um auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Lysandra erschrak, denn sie hatte in ihrer Rage gar nicht mehr an ihn gedacht.
    »Entschuldigt mir die Anmerkung: Aber wisst Ihr schon, wie Ihr nach Belerion gelangen wollt?«, fragte Aiolos.
    Lysandra erschrak, denn sie hatte seine Anwesenheit in ihrer Rage vergessen.
    »Wir werden einen Weg finden«, sagte Lysandra mit mehr Zuversicht, als sie empfand. »Ihr werdet doch nichts von dem verraten, was Ihr hier gehört

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