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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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befand noch hatte er das Recht, irgendwelche Häuser zu durchsuchen. Es stand schlecht um sie. Auch an eine Flucht war kaum zu denken, gefesselt und geknebelt, wie sie war. Heute Nacht sollte sie verladen werden, vermutlich auf ein Schiff. Wer wusste, wohin dieses reisen würde. Damit wäre es ihr so gut wie unmöglich, wieder auf die Tanith zurückzugelangen. Würde Celtillos sie vermissen oder schnell einen Ersatz für sie finden? Sie war sich ohnehin nicht sicher, ob sie die Aufgabe hätte erfüllen können, die er für sie bereithielt. Sie kämpfte gegen die Angst an, die sie im Klammergriff hielt. Wenn es jemanden gelingen konnte, sie zu finden, dann war dies Cel. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
    Die Stunde verging schneller als es Lysandra lieb war. Die Menschenhändler schlossen die Tür auf. Es waren wieder die beiden, die sie auf der Straße gefangen hatten. Lysandra wehrte sich aus Leibeskräften, als man sie ergriff. Sie strampelte und versuchte, ihren Kopf in die Körper ihrer Entführer zu rammen, doch vergeblich. Das Einzige, was sie erreichte, war, dass man auch noch ihre Knöchel fesselte!
    Man hob sie auf einen Wagen, auf dem sich bereits drei weitere Gefangene befanden, und warf grobes Leinen und Stroh über sie. Sogleich setzte sich das Gefährt rumpelnd in Bewegung. Lysandra wurde durchgeschüttelt und gegen die anderen Menschen geworfen. Als sie glaubte, keinen nicht schmerzenden Knochen mehr im Leib zu haben, hielt der Karren plötzlich an.
    »Der Junge tritt wie ein Gaul, daher mussten wir ihn festbinden«, sagte einer ihrer Entführer.
    Man zog sie herunter. Jemand warf sie sich über die Schulter und trug sie. Ihr Leib schmerzte zu sehr, als dass sie sich weiterhin gewehrt hätte. So zusammengeschnürt war eine Flucht ohnehin unmöglich. Nach den Geräuschen zu urteilen befanden sie sich am Hafen, doch leider nicht in der Nähe der Stelle, wo die Tanith vor Anker lag. Wo waren nur Hiram und die anderen? Vielleicht bestand doch noch die Möglichkeit, dass jemand von der Mannschaft der Tanith sie sah und es Hiram berichtete. Doch leider war es bereits dunkel.
    Ein Mann an Bord sagte, dass das Schiff noch in dieser Nacht ablegen sollte. Dies war nicht unbedingt üblich, außer vermutlich bei Sklavenhändlern. Jetzt bestand keine Hoffnung mehr, dass Hiram, Cel oder einer der anderen sie rechtzeitig finden würde. Wenn man entdeckte, dass sie eine Frau war, würde man sie womöglich in die Prostitution verkaufen. Als wäre ihre Situation ohnehin nicht schon schlimm genug. Verzweiflung machte sich in Lysandra breit.
     
     

Kapitel 10
     

     
     
    »Was heißt, Lysandros ist weg?«, fragte Hiram mit Ungeduld in der Stimme. Sein Blick war kalt und herrisch.
    Aiolos duckte sich jedoch keineswegs, wie es Hirams Männer häufig taten. »Ich habe die halbe Stadt durchsucht, doch keine Spur von ihm gefunden.«
    »Du hättest meinen Männern und mir früher Bescheid geben sollen. Womöglich hätten wir ihn gefunden.«
    Hiram verspürte Bedauern. Auch er hatte sich diesen Vorwurf schon gemacht, doch hatte er nicht ahnen können, dass Lysandros gerade in dem Moment entführt werden würde, in dem er sich erleichterte. Das war fast so, als hätte jemand darauf gewartet. Allerdings bezweifelte er, dass Hirams Männer Lysandros im Gewirr der Gassen gefunden hätten.
    »Ich war nur wenige Minuten von Lysandros getrennt, da war er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Bis zum Schiff war es zu weit. Daher hielt ich es für besser, sofort nach ihm zu suchen, solange er sich noch in der Nähe aufhält. Was machen wir jetzt?«
    Hiram fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er wirkte plötzlich müde. »Ich schicke morgen noch mal ein paar Männer los. Wenn sie ihn nicht finden, kann ich die Abfahrt um maximal einen Tag verzögern, sonst zerreißt mich mein Vater in der Luft. Er hat eine Ladung, die dringend nach Icosim soll. Verderbliche Ware außerdem.«
    »Warum Euch?«, fragte Aiolos.
    »Mein Bruder ist unpässlich. Ihr habt Glück im Unglück, dass ich weiterhin der Kapitän der Tanith sein werde. Doch das ist auch schon alles. Betet darum, dass wir Lysandros finden.«
    »Was kann ihm nur zugestoßen sein?«
    Hiram hob die Augenbrauen. »Vieles. Räuber, Mörder, jemand, der seine Kleidung brauchte oder Sklavenhändler.«
    »Sklavenhändler?«
    Hiram nickte. »Karthago hat einen großen Sklavenmarkt, doch glaube ich nicht, dass sie so dreist sind, ihn hier zu verkaufen. Ich schicke dennoch ein paar

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