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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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»Erst wenn jemand kurz davor steht. Ich habe getan, was ich konnte. Der Rest liegt in den Händen der Götter.«
    Als Lysandra sich hinlegte, ließ er sich neben sie auf die Planken nieder und nahm sie in seine Arme. Stumm betete er zu seinen Göttern, die ihn lange schon verlassen hatten, dass sie Lysandra verschonen mögen. Es wäre nicht gerecht, wenn sie dahinsiechte, denn vom Leben hatte sie wahrlich bisher kaum etwas erblickt. Doch wann ging es schon gerecht zu?
    Während der nächsten Stunden war Cel von Unruhe besessen. Womöglich hatte die Kreatur Lysandra eine weitaus größere Menge Gift verabreicht, als eine gewöhnliche Schlange in der Lage gewesen wäre. Die Wunden waren tief. Noch war es nicht ausgestanden.
     
     

Kapitel 13
     

     
     
    »Die Schlangenfrau ist erwacht«, sagte Aiolos später.
    Cel warf einen Blick auf Lysandra, die glücklicherweise nach einigen Albträumen in einen ruhigeren Schlaf gefallen war. Er folgte Aiolos.
    Die Schlangenfrau sah beide erzürnt an.
    »Also, wer bist du?«, fragte Cel.
    »Das wisst ihr nicht, ihr Narren?«
    »Die Empusa?«, fragte Aiolos.
    Sie spuckte Aiolos an, der sich sogleich den Speichel von der Wange wischte.
    Die Schlangenfrau fauchte und warf ihre dunkelbraune Haarpracht zurück. »Vergleiche mich nicht mit diesem Weib! Komm ruhig näher, mein Hübscher, und ich lass dich meine Zähne spüren.«
    Cel zog seinen Dolch. »Wie wäre es mit uns beiden? Soll ich dir deine Beißerchen herausbrechen?«
    Sie starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. »Das würdest du nicht wagen!«
    »Das würde ich. Soll ich es dir zeigen?« Cel trat mit dem funkelnd scharfen Dolch näher. »Sag uns deinen Namen und den der Person, die dich geschickt hat, oder ich sorge dafür, dass du nie wieder sprechen kannst.«
    »Ich bin Echidna.«
    Aiolos schluckte. »Die Mutter der Hydra und anderer Ungeheuer.«
    Cel starrte in ihr ebenmäßiges Gesicht. »Wer hat dich beauftragt?«
    »Ich bin aus freiem Willen hier.«
    »Das glaube ich dir nicht. Was hast du gegen Lysandros oder mich?«
    Sie lachte. »Lysandros? Wie amüsant.« Sie wusste also, dass Lysandra eine Frau war. »Ich kann es dir wirklich nicht sagen.«
    »Du möchtest also meinen Dolch zu spüren bekommen? Denke ja nicht, dass ich dich verschone, nur weil du eine Frau bist und schön obendrein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Egal, was du mir antun willst, was sie täte, wäre ungleich grausamer.«
    »Sie? Eine Auftraggeberin also?«
    Echidna nickte. »Mehr kann ich dir nicht verraten.«
    »Ist ihr Name Creusa?«
    »Der Name ist mir unbekannt.«
    »Was hat sie dir versprochen, wenn du Lysandros tötest?«
    »Meinen Mann Typhon. Sie will ihn für mich aus seinem Gefängnis unter dem Ätna befreien.«
    Aiolos trat zu ihnen. »Dazu hat nur Zeus die Macht!«
    Für einen kurzen Moment wirkte Echidna irritiert. »Bist du dir dessen sicher?«
    Aiolos nickte. »Ziemlich sicher. Deine Auftraggeberin muss schon eine dem Zeus ähnliche Macht besitzen, um dies zu bewirken.«
    »Du meinst, sie hat mir etwas versprochen, das sie möglicherweise nicht halten kann?«, fragte Echidna.
    »Diese Frage musst du dir selbst beantworten«, sagte Aiolos.
    Cel kam näher und fuchtelte mit seinem Dolch.
    Echidnas Augen weiteten sich fast unmerklich. »Lass mich unversehrt an Leib und Seele, womöglich werde ich dir von Nutzen sein, doch ihren Namen kann ich dir nicht verraten.«
    »Ob ich dich unversehrt lasse, werde ich mir noch überlegen, Weib.« Cel verspürte Zorn, weil das Gespräch nicht so verlaufen war, wie er sich das vorgestellt hatte.
    Auch die Schlangenfrau war im Kampf verletzt worden. Er wollte sie nicht töten, konnte jedoch auch keine Dauergefangene auf der Reise nach Belerion gebrauchen. Er bezweifelte, dass sie einen weiteren Angriff gegen Lysandra und ihn plante. So würden sie sie in einer einsamen Bucht gefesselt zurücklassen, als Warnung für ihre Auftraggeberin.
    Lysandra war in Gefahr und er hatte sie in diese gebracht. Gewiss hatte er dies von Anfang an gewusst und es störte ihn, doch brauchte er sie, um seine Schwester aus ihrer peinvollen und kurzen Existenz als Katze zu erlösen. Mit jedem Tag, der verging, wuchs ihm Lysandra mehr ans Herz, was seine Aufgabe schwieriger werden ließ.
     
    Rusadir war der letzte größere Hafen, bevor sie die Säulen des Herakles erreichen würden. Sie nahmen hier Obst und lagerfähige Lebensmittel aller Arten an Bord. Die Tanith sollte hier nur eine Nacht vor Anker liegen.
    Cel und

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