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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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verkraften.«
    Lysandras Eindruck war, dass Sirona so leicht nichts erschüttern konnte. Dieser jungen Frau erging es genauso wie ihr: Sie war in einer falschen Identität gefangen, die sie daran hinderte, zu sein, wer sie war. Zugleich nahm es ihr die Möglichkeit, eine Ehe einzugehen, da sie keineswegs züchtig aufgewachsen war, wie es von hellenischen Mädchen erwartet wurde. Doch womöglich wurde dies bei den Keltoi anders gesehen. Sie konnte es nur für Sirona hoffen. Doch würde dies der Boierin noch viel nutzen, da sie ihr Volk ohnehin verloren hatte?
    »Dann ist der Greif dieser blonde Mann, der nachts immer zu dir kommt?« Hiram lachte freudlos. »Ich dachte anfangs, er wäre dein Liebhaber, den du heimlich auf dem Schiff versteckt hältst.«
    »Mein Liebhaber ist er nicht.« Zu ihrer Überraschung verspürte Lysandra Bedauern darüber.
    »Deine Blicke und Mimik sprechen eine andere Sprache, Lysandros.«
    »Du musst dich täuschen.«
    »Nein, ich merke es deutlich, dass du ihm gegenüber nicht gleichgültig bist. Besonders, wenn Arishat sich wieder an ihn ranhängt. Du musst dir nichts dabei denken. Das tut sie immer. War früher schon so. Ihr Mann wurde getötet, als er einen Rivalen angriff, der mit ihr eine heimliche Affäre hatte.«
    Lysandra starrte ihn an. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Leider doch.«
    »Das beruhigt mich keineswegs«, sagte Lysandra.
    »Ich werde dir helfen, vorausgesetzt, du behältst mein Geheimnis für dich.«
    »Ich werde schweigen.«
    »Ich will nicht, dass Arishat sich neuen Ärger einhandelt. Zwar ist sie Belzzasars Verwandte, doch ich bin der Kapitän. Ich bin für meine Mannschaft und die Gäste verantwortlich. Es ist schon jetzt schlimm genug, wie sie sich benimmt, doch kann ich sie schlecht in ihre Kajüte einsperren, auch wenn ich dies manchmal gerne täte. Sie bezirzt die ganze Mannschaft und stiftet dadurch Unfrieden.« Er kraulte nachdenklich seinen Bart.
    Lächelnd verließ Lysandra Hirams Kajüte. Sie hoffte nur, sie konnten Hiram vertrauen. Andererseits blieb ihnen gar nichts anderes möglich, seit seine Mannschaft den Greif erblickt hatte.
     
    In Icosim luden sie die Wascherde und einige der Luxusgüter aus. Dafür nahmen sie Korb- und Steingutwaren an Bord. Ob diese auch für die Zinninseln bestimmt waren?
    Celtillos verbrachte den Rest des Tages unter dem Segel, damit man ihn vom Hafen aus nicht sah. Lysandra tat er leid, doch er versicherte ihr, dass es ihm nichts ausmachte. Hiram erwarb ein neues Ersatzsegel, das er in seiner Kajüte verstaute.
    Am Abend ging Lysandra wieder zu Celtillos und bekam gerade noch das Ende seiner Rückverwandlung in einen Menschen mit.
    »Ich fühle mich wie ein Gefangener«, sagte er mit rauer Stimme, noch immer am Boden kauernd. Sein Leib zuckte von dem Nachbeben des Umwandlungsschmerzes.
    Lysandra trat näher. »Ich habe dir eine Chlamys mitgebracht.« Sie reichte ihm das rechteckige Stück Tuch und die zugehörige Fibel.
    Cel nahm beides dankend entgegen. Sein Schmerz schien zu verebben, denn das Zittern seines Leibes ließ nach. Lysandra bewunderte die Muskeln an seinem breiten Rücken. Wie gerne würde sie ihre Finger über seine Haut gleiten lassen, um zu erfahren, wie sie sich anfühlte. Celtillos warf sich die Chlamys über die linke Schulter und nahm sie an der rechten mit der Fibel zusammen.
    »Es war gewiss nicht leicht, den ganzen Tag hier hilflos mit nassem Fell und Federn unter dem Segeltuch zu liegen, während jeder hier an Bord von deiner Existenz weiß.«
    Cel schüttelte den Kopf. »Sie wissen nicht, was ich wirklich bin: ein Gefangener im eigenen Leib. Zudem war ich nicht hilflos.«
    Lysandra vernahm Schritte.
    »Ich wollte nur nach Euch sehen«, sagte Arishat, die mit wiegenden Hüften nähertrat. Umwerfend schön, wie sie stets war, musste sie schlichtweg atemberaubend auf jeden Mann wirken – etwas, dem sie sich offenbar nicht nur bewusst war, sondern es auch zu nutzen wusste.
    Arishat lächelte verführerisch. »Ich habe ja gewusst, dass sich in jedem Mann ein Tier verbirgt.« Ihre Stimme klang rauchig. Sie schlug die Wimpern auf und nieder, ohne ihren Blick von Cel zu nehmen. Lysandra schenkte sie keinerlei Beachtung, sie fiel offenbar nicht in ihr Beuteschema. Sie fragte sich allerdings, was Arishat wusste.
    Lysandra starrte sie schweigend an.
    Arishat streckte die ohnehin schon imposante Brust raus. »Die Umwandlung ist mir nicht entgangen. Ich habe von so etwas gehört. Es ist ein Privileg. Ihr seid

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