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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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Geste sagen, die
er andeutete? Dass sie besser kooperieren sollte? Als ob sie etwas anderes
vorgehabt hätte. Ruhig bleiben. Sie atmete tief
durch. Ich bin unschuldig. Niemand hat das Recht, mich in
eine Zelle zu stecken. Das sind leere Drohungen.
    Doch Gournay sah nicht aus, als ob er bluffte. »Warum sollte ich
Ihnen diese lächerliche Geschichte von der Pseudo-Entführung abnehmen? Ich glaube, dass Sie, Méric und dieser andere mit dem Toten
bekannt waren und über irgendetwas in Streit geraten sind. Wir wissen, dass
sich Caradec für diesen schwarzmagischen Hokuspokus interessierte. Seine
Bibliothek spricht eine klare Sprache. Wir wissen auch, dass sich Méric mit
diesem Unfug befasst. Was lief zwischen diesen Männern ab? Rivalität um die
Anführerschaft? Eine Art Glaubensstreit? Oder war es profaner? Ging es um
Geld?«
    Sophie schwirrte der Kopf. »Nichts von all dem. Ich weiß nicht
einmal, ob sie sich vorher je begegnet sind. Auf jeden Fall würde Jean niemals
Mitglied eines satanistischen Zirkels werden. Er …« In letzter Sekunde
schluckte sie herunter, dass er diese Leute hasste. Hass war ein zu gutes Motiv
für Mord. »Er hat mich sogar davor gewarnt, mich mit solchen Menschen
einzulassen.«
    »Und Sie haben nicht auf ihn gehört.«
    »Wie ich Capitaine Lacour bereits sagte: Der Mann war sehr
überzeugend. Er bedrohte Raphaël, und vielleicht war auch so etwas wie Hypnose
im Spiel. Ich konnte nicht klar denken. Suchen Sie eigentlich nach ihm?«,
fragte sie, um den Schein zu wahren. »Er hat versucht, mich umzubringen!«
    »Natürlich suchen wir nach ihm«, behauptete Gournay. »Aber wir haben
bis jetzt keine Anhaltspunkte außer Ihrer Beschreibung. Auch die Tatwaffe ist
bis jetzt nicht aufgetaucht. Solange wir keine besseren Hinweise auf seine
Identität haben, ist es schwierig, ihn zu finden. Ihnen ist nicht zufällig noch
etwas eingefallen? Ein Akzent, eine Narbe, eine Andeutung seiner Adresse oder
seines Namens …«
    Bedauernd schüttelte sie den Kopf. Es war sinnlos, nach einem Dämon
zu fahnden, der nur dort auftauchte, wo es ihm gerade gefiel. »Nein. Aber
vielleicht können die Aussagen der anderen Sie auf seine Spur bringen.«
    »Sie bleiben also dabei, dass vier weitere Okkultisten … « Er spuckte das Wort aus wie eine Beleidigung. »… anwesend waren?«
    »Ja.«
    »Aber sie waren wieder fort, bevor der Unbekannte Sie verletzte?«
    »Ja.«
    »Und bevor Méric und dieser Raphaël auf dem Friedhof erschienen?«
    »Sie sind weggelaufen, als sie von Caradecs Tod hörten.«
    »Mademoiselle, wir haben die zeitlichen Abläufe überprüft. Wie soll
dieser Unbekannte schon von dem Mord gewusst haben?«
    Endlich konnte sie ihm mit einem kleinen Triumph geradewegs in die
Augen sehen. »Vielleicht, weil er ihn begangen hat?
Immerhin rief er etwas von gerechter Strafe für den Verräter.«
    »Er wurde nicht am Tatort gesehen.«
    »War Madame Caradec nicht eingesperrt?«
    Im Auge des Commissaire glomm ein Funke auf. »Woher wissen Sie das?«
    »Das hat mir Jeans Anwältin Madame des Anges erzählt.«
    Er verzog missbilligend das Gesicht. Sicher bekam Geneviève nun
Ärger mit ihm, aber der war ihr als Jeans Verteidigerin wohl ohnehin gewiss.
»Es wäre auch denkbar, dass Sie alle vier gemeinsam diesen Mord geplant haben
und er deshalb schon davon wusste. Womöglich telefonierte er mit Ihren
Freunden, um sicherzugehen, dass Caradec tot war, bevor er in das Ritual
platzte.«
    »Mérics Handy verzeichnet im fraglichen Zeitraum keine Anrufe«, warf
Gonod ein.
    »Es kann auch der andere telefoniert haben«, fuhr sein Chef ihn an.
»Von dem haben wir bis jetzt nicht mal einen Nachnamen.« Sein zorniger Blick
richtete sich wieder auf Sophie.
    »Ich leiste jeden Eid, dass mir kein Nachname bekannt ist!«,
versicherte sie. »Aber …«
    Gournays Brauen hoben sich erwartungsvoll.
    »Ich kann Ihnen ein paar Namen zu den anderen Zeugen nennen.«
    »Auf ein Mal? Warum sollte ich Ihnen abnehmen, dass Sie mir nicht
noch mehr verschweigen?«
    »Das tun Sie doch ohnehin nicht.«
    »Warum verraten Sie uns die Namen erst jetzt?«
    Seufzend schloss sie die Augen. Wenn sie gestand, dass sie diese
Leute hatte decken wollen, verlor sie jede Glaubwürdigkeit. »Ich hatte Angst.
Sie laufen alle noch frei herum. Wer weiß, was sie mir antun, wenn sie merken,
dass die Polizei meinetwegen hinter ihnen her ist.« Während sie es aussprach,
dämmerte ihr, dass etwas Wahres daran war.

    »Kommen wir noch einmal auf Méric

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