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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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mit kurzen Ärmeln.« Kaum ein
Tourist trug bei diesem Wetter etwas anderes.
    Der Brigadier sah frustriert aus und trommelte mit dem Stift auf dem
Block herum, bis Lacour ihm einen strafenden Blick zuwarf.
    »Also zurück zum vorgestrigen Abend«, wandte sich der Capitaine
wieder an sie. »Diese Leute trafen nach und nach ein, bereiteten mit den Kerzen
und so dieses Ritual vor und warteten dann auf einen Monsieur Caradec.«
    Sophie nickte.
    »Von dem Mann, der Sie bedroht hat, war nicht die Rede? War seine
Beteiligung denn nicht vorgesehen?«
    »Das weiß ich nicht. Es wurde nur von Caradec gesprochen.«
    »Könnte es nicht der Name dieses Mannes sein?«
    Sie stutzte. »Nein. Wenn er so hieße, hätte er bei seiner Ankunft
doch nicht gerufen, dass Caradec nicht komme, weil er gerade zur Hölle fahre.«
    Lacour machte eine vage Geste. »Wie haben die anderen darauf
reagiert?«
    »Sie … waren sehr überrascht. Dann gerieten sie in Panik und rannten
davon – auch weil dieser Mann so tobte. Er schloss die Tür hinter ihnen ab und
sagte, dann würden wir es eben allein tun. Das Ritual durchführen, meine ich.«
    »Die anderen sind also keine Zeugen des Verbrechens selbst gewesen?«
    »Nein«, gab sie widerwillig zu. Würde man ihr daraus jetzt wieder
einen Strick drehen? »Wir waren allein. Er hatte plötzlich ein Messer in der
Hand und führte den Schnitt so schnell aus, dass ich nur die Klinge aufblitzen
sah.« Sie schloss die Augen. Die Erinnerung an den Schmerz und das warme Rinnen
des Blutes beschwor die Angst wieder herauf.
    »Was geschah dann?«
    »Ich … war wie gelähmt. Ich konnte nur auf das Blut starren, aber er
zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. Danach weiß ich nicht mehr viel. Nur
dass …« Aufpassen! Wenn Rafe schon eingedrungen war, wieso
hätte Jean dann noch die Scheibe einwerfen sollen? Sie konnte den
Ermittlern schließlich nicht erzählen, dass Wände für ihn kein Hindernis waren.
    »Woran erinnern Sie sich?«, fragte Lacour streng.
    »An eine splitternde Scheibe, hinter der Jean war. Und daran, dass
Raphaël plötzlich mit diesem Mann kämpfte.«
    »Jean und Ihr Freund trafen also gleichzeitig ein?«
    »Ähm, soweit sie für mich bemerkbar waren, ja.« Rafe
muss mit Jean bei diesem Caradec gewesen sein. Sie suchten ihn als
Mörder, und sie war die einzige Fährte zu ihm! Früher oder später würden sie Fragen
stellen, auf die sie keine unverfänglichen Antworten mehr wusste …
    »Die beiden sind miteinander bekannt?«
    »Sie sind sich nur ein, zwei Mal begegnet.« Und
keiner der beiden hätte Wert auf mehr gelegt. Jean hasste Rafe, wie er
wohl alle Dämonen hasste. Vielleicht sogar mehr. Sie war nicht sicher, ob sie
ihre eigenen, schwer zu leugnenden Gefühle für Jean mit seinen verwechselte,
aber es mochte auch Eifersucht im Spiel sein.
    »Wie kommt es dann, dass sie gemeinsam nach Ihnen gesucht haben?«
    Eine gute Frage. »Dafür kann ich mir nur
einen Grund vorstellen. Einer von beiden muss mich vermisst und beim anderen
gesucht haben.« Vermutlich war Jean irgendwann dahintergekommen, dass sie ihn
belogen hatte und Madame Guimard wohlauf war. Und dann musste er sofort geglaubt
haben, sie sei dabei, sich mit Leib und Seele der Hölle auszuliefern, indem sie
sich dem gefallenen Engel hingab.
    »Woran erinnern Sie sich noch?«
    An zwei Ungeheuer, die sich gegenseitig
zerfleischten. Dunkle Schwingen, die das steinerne Gewölbe zu sprengen drohten.
An Weihwasser auf zischender Dämonenhaut … »Nichts.« Sie zuckte die
Achseln. »Als ich aufwachte, lag ich in einem Bett hier in der Klinik und hatte
einen Schlauch im Arm.«
    »Sie wissen nicht, wer Sie hergebracht hat?«, fragte Gonod verblüfft.
    »Ich glaube mich zu erinnern, dass Raphaël zu mir gesprochen hat,
aber das könnte ich nicht beschwören.«
    Lacour sah sie nachdenklich an. »Wie heißt Ihr Freund mit
Nachnamen?«
    »Das weiß ich nicht.« Sie hätte die Blicke der Polizisten nicht
sehen müssen, um zu wissen, dass sie ihr nicht glaubten. »Ganz ernsthaft! Ich
habe ihn nicht nach seinem Nachnamen gefragt. Warum auch? Wir waren von Anfang
an per Du, und er hat ihn nie genannt.«
    »Sie sind nicht dumm, Mademoiselle. Ihnen ist sicher bewusst, dass
nur volle Kooperation dazu führen wird, diese Angelegenheiten aufzuklären.«
    Und ich bin nicht so blöd zu glauben, dass Sie
auf meiner Seite stehen. Sie wollen nur Ihren zweiten Mörder. Doch das
änderte nichts daran, dass sie die Wahrheit sagte. Rafe war ein Engel, er

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