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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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nach Pausen entsteht aus dem Körper, der sich erholen
muss. Er lenkt die Energien, die du den ganzen Tag für alles Mögliche brauchst,
dann ins Immunsystem, und so etwas haben Engel nicht.«
    Sie warf ihm einen Blick zu, rührte sich jedoch immer noch nicht, um
ihn nicht vom Streicheln abzuhalten. »Ist es nicht das Gehirn, das den Schlaf
braucht, um sich zu sortieren?«
    »Es ist etwas komplizierter, als ihr Menschen glaubt, aber im
Prinzip hast du nicht unrecht. Ihr grübelt viel und versucht ständig, Schlüsse
aus allem zu ziehen, um die Welt besser zu verstehen. Aber wenn ihr dabei
stecken bleibt, kommt ihr über Nacht dann oft zu neuen Erkenntnissen. Wie ich
schon sagte, Engel tun das nicht. Wir wissen um die Dinge – oder wir wissen
nicht. Es verwirrt mich immer noch, dass du und diese ganze Geschichte auch
mich zum Grübeln bringt, obwohl ich es nicht richtig kann.«
    »Ich bin jedenfalls froh, dass du wieder bei mir bist. In den
    letzten Tagen ist einiges passiert. Jean ist aus dem Gefängnis entkommen, und …«
    »Ich weiß. Ich war es schließlich, der ihm die Türen geöffnet hat.«
    »Du?« Nun setzte sie sich doch auf, um ihn fragend anzusehen.
    »Weshalb verwundert dich das so?«
    »Na ja.« Sie hoffte, dass sie den Gedanken an die Konkurrenz
zwischen den beiden schnell genug unterdrückt hatte, um sie nicht
bloßzustellen. »Ein Engel als Fluchthelfer – das ist nicht gerade das, was man
von euch erwartet.«
    »Ist es das nicht? Du darfst irdische Gerechtigkeit nicht mit
göttlicher verwechseln. Und außerdem hat die Befreiung aus einem Gefängnis
biblische Tradition. Du solltest die Apostelgeschichte lesen«, riet er
schmunzelnd.
    »Wenn ich irgendwann mal wieder Zeit haben sollte«, wich sie aus.
»Aber du bist der Engel. Du wirst schon wissen, was du tust.«
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht, als hätte er an etwas
Unangenehmes gedacht, doch im nächsten Moment sah er sie wieder liebevoll an.
»Ich bin jedenfalls hier, um dich zu warnen. Da ich heute Morgen auch nicht
mehr in meiner Zelle zu finden bin, könnte Gournay ungehalten werden und
überreagieren.«
    »Was wird er tun?«
    »Du weißt, dass ich nicht in die Zukunft blicken kann. Mach dir
keine Sorgen! Vermutlich wird er nur seine Leute anbrüllen und auf den Tisch
hauen. Ich wollte nur, dass du dich nicht wunderst, falls er dich schon wieder
zum Verhör zitiert oder die Wohnung durchsuchen lässt.«
    Sophie seufzte. Es würde dem Commissaire ähnlich sehen, seine Laune
an ihr auszulassen, doch dass er Madame Guimards Wohnung antastete, blieb ihnen
hoffentlich erspart. »Warum sollte er das tun? Sie überwachen doch Tag und
Nacht den Eingang. Aus ihrer Sicht kannst du gar nicht hier sein.«
    »Er könnte aber aus Ratlosigkeit und Frust trotzdem nach
irgendwelchen Hinweisen auf meinen – oder Jeans – Verbleib suchen lassen. Bist
du sicher, dass sie in einem solchen Fall nichts finden, das dich belasten
kann? Wenn sie dir nachweisen können, dass du einem entflohenen Sträfling
hilfst, werden sie dich verhaften.«
    Beunruhigt ging sie in Gedanken alles durch, doch außer der Nachricht
von Kafziel, die mit Jean unterzeichnet war, fiel ihr
nichts ein, also nahm sie das Handy vom Nachttisch und löschte die SMS . »Ich wüsste nicht, was mich sonst noch reinreiten
könnte.«
    »Gut.« Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und sie spürte, dass es
ein Abschiedskuss war.
    »Nein, warte!«, rief sie und hielt sogleich den Atem an. Hoffentlich
hatte Madame Guimard sie nicht gehört. Im Rest der Wohnung war noch alles
still, doch es drang bereits Licht durch die Ritzen der Fensterläden. Lang
würde es nicht mehr dauern, bis Madame Guimard aufstand.
    »Was hat die Frau dir erzählt?« Rafe musste das Bild der Rothaarigen
in ihren alarmierten Gedanken gesehen haben.
    »Dass sich Caradec vor seinem Tod auffallend für den Louvre
interessiert hat. Es könnte natürlich gar nichts mit Kafziels Plänen zu tun
haben, aber das glaube ich nicht. Sicher kannte er sie und wusste, wofür ihm
das Ritual so wichtig war.«
    »Du vermutest den Schlüssel im Louvre«, stellte er nüchtern fest.
    »Ja, ist das so dumm?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Ich weiß es einfach nicht, und das
irritiert mich. Im Grunde kann ich dir jedes Exponat aufzählen, das sie dort
haben, und dir seine Geschichte erzählen, aber ob sich dieser Schlüssel
darunter befindet oder nicht …« Ratlos schüttelte er den Kopf.
    »Wie viele Ausstellungsstücke gibt es im

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