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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Schritt hinter ihm zu setzen. Erst jetzt wurde Lijanas bewusst, dass keiner der Krieger auch nur ein Wort gesprochen hatte, seit sie die Herberge verlassen hatten.
    Gehorsam ließ sie sich auf der geglätteten Oberfläche des Steines nieder und beobachtete, wie sich die Kjer auf den vier Seiten des Scheiterhaufens aufstellten. Für eine lange Zeit senkte sich Stille über die Kaverne, nur zuweilen durchbrochen von dem Zischen der Fackeln. Schließlich war es Levan, der das Schweigen brach und ruhig zu sprechen begann. Was er sagte, konnte Lijanas nicht verstehen, da er in der Sprache der Kjer redete, doch als er schließlich geendet hatte, trat er vor und sie sah das Blitzen einer kupfernen Münze, die er auf die Brust der Mumie legte. Zurück an seinem Platz hob er die Fackel in einem stummen Gruß und die Stille kehrte zurück.
    Nach einiger Zeit begann Ecren zu sprechen, auch er trat vor und legte eine Münze auf Corfars Brust. Dieses Mal hatte Lijanas Silber blitzen sehen. Und wie bei Levan kehr, te nach dem Gruß mit der Fackel die Stille zurück. Der Nächste war Brachan, er legte eine goldene Münze zu den beiden anderen. Zuletzt ergriff Mordan das Wort, und als er vortrat, brach sich die Fackelflamme in einem roten Edelstein. Auch er hob die Fackel in einem stummen Gruß - und stieß sie in den Scheiterhaufen. Und während Brachan, Ecren und Levan es ihm nachtaten, fraßen die Flammen sich durch das ölgetränkte Holz und schlugen immer weiter empor. Mit tödlichem Gleichmaß zogen die Kjer dann ihre Waffen und verharrten erneut in reglosem Schweigen, derweil das Feuer prasselnd Holz und Leichnam verschlang.

    ***
    Der Wind verirrte sich in den Rauchfang ihrer Hütte, tanzte mit dem Kräuterrauch, der in trägen Wirbeln gegen den sternenbesäten Himmel stieg, und erzählte von denen, die kommen würden. Sie fing ihn in ihren Händen, lauschte auf sein Wispern; hörte von dem Krieger, der geschickt worden war, die Tränen der weißen Schlange zu stehlen; dem Diener des Hathenan, von dem man sagte, er kenne weder Gnade noch Liebe.
    Sie hörte von den Kreaturen, die durch die Finsternis schlichen und jene verfolgten, die vom Blut der Schlange war; die die Seelen jener tranken, die diese Welt noch nicht gesehen hatten und doch schon in ihr waren; die Leid und Angst brachten, sich daran labten und so jenen nährten, der einst gewesen war und nicht wieder sein durfte.
    Als sie genug vernommen hatte, warf sie ihn den Sternen entgegen und gab ihm seine Freiheit zurück. Die weißen Augen geschlossen, rief sie mit ihrem Geist jene, die vor Langem waren, hörte ihr Raunen, lauschte ihrem Gesang.
    Was einst geschehen war, durfte nicht wieder sein!
    Der Krieger musste sterben, damit die Schlange lebte!
    Sie stand auf und rief die Männer ihres Stammes zusammen.

    *** 11 ***

    Mit gezogenen Schwertern stürmen die Krieger die Kaverne. Die Frauen, Kinder, Jungen und Mädchen werden in einer Ecke zusammengetrieben, und obwohl ihre Angstschreie zwischen den Felswänden widerhallen, ist es vollkommen still. Brutal bahnen die Männer sich ihren Weg durch die verschreckten Gefangenen, auf der Suche nach dem einen. An der Kehle ihres Anführers glänzt ein Strang schwarzer Perlen. Jeder Knabe, der mehr als vierzehn Winter gesehen haben mochte wird hervorgezerrt, die Kittel rücksichtslos über der Schulter herabgerissen - und zurück in die Reihen der Gefangenen gestoßen. Bis sie den gefunden haben, auf dessen Haut das weinfarbene Mal ist. Stille senkt sich herab. Ein Mann tritt aus den Schatten, in einem Gesicht ohne Alter glitzern blauviolette Augen. Der Anführer der Krieger verneigt sich tief vor ihm, den zitternden Knaben hält er im Genick gepackt, zeigt die gezeichnete Schulter. Die dünnen Finger des Mannes fahren durch das schwarze Haar des Knaben, ein Nicken, eine Geste, der Anführer der Krieger verneigt sich erneut, schlägt die Faust gegen die Brust. Der Knabe wird auf einen flachen Felsen gestoßen, blitzend fährt die Klinge des Kereshtai-Schwertes herab, trennt den Kopf von den Schultern, gräbt eine Kerbe in den Stein. Ein Schrei dringt aus vielen Kehlen, doch kein Laut ist zu hören. Unter den Gefangenen duckt sich einer, der gerade vierzehn Winter gesehen hat. Schmerz wütet dort, wo der Arm in die Schulter übergeht und wo jetzt eine Brandwunde ist. Augen hell wie Eis weichen denen des Anführers aus, in denen ein Sturm zu wirbeln scheint. Ein angsterfülltes Wimmern sitzt in der Kehle, erzwingt sich seinen

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