Der Kuss Des Kjer
herein. Mordan hob wachsam den Kopf. Plötzlich kam ihm ein entsetzlicher Verdacht. Wenn mich irgendein guter Geist hört: Mach, dass ich mich irre! »Hattet Ihr diese Kopfschmerzen auch in der Nacht, bevor Uladh mich verhaften wollte? Gegen Morgen?«
»Ja! Aber was soll diese ... «
»Geht und kümmert Euch um Beelah! « Er ließ sie los und eilte zur Eingangstür, öffnete sie vorsichtig einen Spalt. Im ersten Moment waren da nur die Schatten in den Ecken des Hofes. Doch der Geruch nach Verwesung hing unverkennbar in der Luft -und dann war da auf einmal Bewegung in der Dunkelheit, grüne Au. gen glommen. Er zählte fünf, ehe er die Tür zuschlug und den Riegel vorschob. Das Kereshtai blank in der Hand hastete er in die Stube zurück. Erschrockene Gesichter sahen ihn an, gerade klang Beelahs schmerzerfülltes Stöhnen durch den Raum. Gerne hätte er der jungen Frau die Nachricht erspart, aber jetzt war weder Zeit für Geheimnistuerei noch für gnädige Lügen. »Draußen im Hof sind Seelenfresser!
Mindestens fünf! - Hauptmann! Ihr geht in den oberen Stock und verrammelt jedes Fenster, jede Öffnung, durch die irgendetwas ins Haus kommen könnte! Ich nehme mir das Erdgeschoss vor! Beeilt Euch und beginnt mit den Fenstern zum Hof! « Wie er es erwartet hatte, erholte Uladh sich am schnellsten von seinem Schrecken und rannte mit einem Nicken die Treppe hinauf. Mordan hastete durch die unteren beiden Räume. Er war kaum fertig, als ein Unheil verkündendes Scharren an der Tür erklang.
Gurgelndes Hecheln und Schnüffeln war zu hören. Verwesungsgestank kroch in den Raum. In Beelahs Schreien klang jetzt deutlich Angst mit. Die Heilerin blickte ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. Die Schmerzen waren ihr anzusehen, sie zitterte am ganzen Körper. »Macht hin! «, fuhr er sie bewusst scharf an. »je schneller das Kind geboren ist, umso besser! Ich könnte mir denken, dass sie an einem Neugeborenen nicht mehr interessiert sind!« Sein Ton hatte die erhoffte Wirkung und riss sie aus ihrer Erstattung.
»Das Kind wird kommen, wenn es so weit ist. Ihr könnt ihm nicht befehlen ... «
»Dann solltet ihr es davon überzeugen, dass es jetzt so weit ist, Heilerin! Unser aller Leben hängt vielleicht davon ab! «
Ihre Augen wurden groß, und sie wandte sich wieder der wimmernden jungen Frau zu.
Hauptmann Uladh kam die Treppe heruntergeeilt, meldete, dass oben alle Läden geschlossen und verrammelt seien, und zog sein Schwert, während er neben Mordan trat. Der schüttelte den Kopf »Geht in die Stube zurück. Der Gang ist für uns beide zu schmal. Wir würden uns nur gegenseitig behindern. Und einer muss die anderen verteidigen können, falls es mir nicht gelingt, die Tür zu halten.«
»Was bringt Euch auf den Gedanken, dass ich Befehle von Euch entgegennehme, Krieger ... «
Mordan fuhr zu ihm herum, presste ihn gegen die Wand und gestattete ihm einen Blick auf seine Reißzähne.
»Für Kompetenzgerangel ist keine Zeit! Ihr tut, was ich sage, oder geht mir aus dem Weg! Verstanden?«
Uladh schluckte unbehaglich und nickte. Mordan gab ihn frei und wandte sich wieder der Tür zu. Das Scharren war lauter geworden, Bohlen erzitterten unter den Klauen der Seelenfresser, eine gab nach und splitterte, ein Vorderlauf schob sich hindurch - das Kereshtai trennte ihn sauber ab. Ein schauerliches Heulen erklang. Im nächsten Herzschlag erbebte die Tür, dann noch einmal, die Scharniere knirschten ihren Protest, beim dritten Mal fuhr Mordans Klinge durch die gesplitterte Bohle, traf auf Widerstand, wieder war da ein Heulen, und als er das Schwert zurückriss, klebte fahles Blut daran. Draußen scharrten die Kreaturen unruhig. Ihr gurgelndes Hecheln bewegte sich hin und her. Mordan presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ihr werdet für Corfars Tod bezahlen! Jede einzelne von euch Bestien! Ihr gehört mir! Dann waren die Geräusche vor der Tür verstummt. Er schloss das Auge, konzentrierte sich nur auf sein Gehör, blendete die Stimmen und Laute hinter sich aus. Das Splittern und Krachen über ihren Köpfen ließ selbst Mordan zusammenzucken. Im selben Moment erschütterte ein weiterer Schlag die Tür, das erste Scharnier brach. Bei allen Rachegeistern! Nein! Nicht von zwei Seiten! Er stieß das Kereshtai durch die geborstene Bohle, dieses Mal war da kein Widerstand.
»Uladh! Nach oben! «, brüllte er gleichzeitig. Wieder ein Schlag, das zweite Scharnier löste sich. Mit aller Wucht trat er die jetzt nutzlose
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