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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ruhig, als würde er sich mit ihr über Ireds Hufeisen unterhalten.
    »Ihr wisst nicht ... «, nun war es an Lijanas, verblüfft dreinzuschauen. »Aber Ihr hattet doch gesagt, Euer Vater sei an einer Schwertwunde gestorben?! «
    »Das war mein Adoptivvater.«
    »Hat Eure Mutter Euch nie gesagt, wer Euer richtiger Vater ist? Sie muss es doch wissen.«
    »Meine Mutter war eine Hure. « Die Kälte in seiner Stimme wurde gefährlich.
    Unbehaglich schluckte sie, als sie entdeckte, dass die Hand, die die ganze Zeit über ruhig auf seinen Oberschenkeln gelegen hatte, sich zur Faust ballte. Um seine Handgelenke zerfraßen alte Narben, die sowohl von Eisenfesseln als auch von Riemen stammen mochten, das Fell. Sie blickte hastig beiseite. Das Schweigen zwischen ihnen wurde unangenehm. Ein Klopfen rettete Lijanas einen Moment später. Auf Mordans scharfes » Herein! « öffnete Levan die Tür und trug zusammen mit Ecren den Badezuber ins Zimmer. Gleich darauf schleppten sie eimerweise dampfendes Wasser herbei und gossen es in den Zuber, bis er zur Hälfte gefüllt war. Anschließend brachten sie zwei Krüge kaltes Wasser und einen Kessel heißes, der in der Kaminstelle über das Feuer gehängt wurde, ehe sie sich verabschiedeten. Mordans einzige Reaktion war ein kurzes Nicken, als sei es etwas ganz Alltägliches, dass die anderen Krieger ihn bedienten. Wer bist du? Sie beobachtete, wie er ans Fenster trat und in den Hof hinunterblickte. Damit war klar, dass er sie nicht alleine lassen würde.
    Es war unnötig, ihn darum zu bitten. Er war so höflich, ihr den Rücken zuzukehren, aber gehen würde er nicht. Das helle Tageslicht der Flammentürme hatte den sanften Nachtschein abgelöst und verlieh seiner Haut einen dunklen Glanz. Lijanas schluckte beklommen. Auch die entsetzlichen Narben auf seinem Körper konnten nichts an der Tatsache ändern, dass ihr Kjer ein schöner Mann war. Mein Kjer? Bin ich verrückt geworden? Der Kerl ist mein Wachhund, aber sonst nichts! Ich bin mit Ahmeer so gut wie verlobt! Er ist freundlich und höflich! Ganz anders als dieser Widerling! Ahmeer würde es niemals einfallen, einfach im Zimmer zu bleiben, wenn ich ein Bad nehmen will. Er würde mich niemals zu etwas zwingen, geschweige denn mich grob anfassen.
    - Aber warum fühlst du dich dann bei diesem Mistkerl so sicher? Woher kommt dieses Gefühl in deinem Bauch? Wenn Ahmeer dich auf diese Art ansieht, hast du es nicht!
    Mit einer entschiedenen Handbewegung brachte sie die gehässige kleine Stimme zum Schweigen, zog den Hocker neben den Badezuber und legte Handtücher, Waschfleck und Seife bereit. Nach einem kurzen Blick zu dem schwarzhaarigen Krieger löste sie ihren Gürtel, streifte das Kleid über den Kopf und stieg in den Zuber. Mit einem wohligen Seufzer sank sie bis zum Kinn ins Wasser und schloss die Augen. Herrlich!
    Er lauschte auf das leise Plätschern hinter sich und versuchte gleichzeitig, sich wieder zu beruhigen. Nach all der Zeit konnte er es immer noch nicht ertragen, an Thiela erinnert zu wer, den. Selbst jetzt hatte das Wort >Mutter< noch einen schalen Geschmack. Ohne dass er es wollte, schlossen sich seine Hände wieder zu Fäusten.
    Seine Kindheit lag schon zu lang zurück, als dass er sich an viel hätte erinnern können. Aber er wusste noch sehr genau, dass er dieser Frau nachgelaufen war; dass er immer wieder zu ihr zurückgegangen war, auch wenn sie ihn geschlagen und als Bastard beschimpft und aus ihrer kleinen Kammer gejagt hatte; dass er auf nichts mehr gehofft hatte als auf ein freundliches Wort von ihr. In den ersten Tagen beim Kriegerbann hatte er sich sogar mit ihrem Namen auf den Lippen in den Schlaf geweint und hatte gebetet, dass sie kommen und ihn nach Hause holen möge.
    Langsam stieß er die Luft aus und zwang sich, die Fäuste zu öffnen. Die schöne Thi6la, die unfreie Magd, der selbst der Gemahl der Königin nicht widerstehen konnte.
    So mochte auch das Gerücht entstanden sein, dass er Haffrens illegitimer Sohn war.
    Er sah zu der Heilerin hinüber. Sie war bis zum Kinn im dampfenden Wasser versunken, ihr Mitternachtsfeuerhaar hing als glänzende Flut über den Rand des Badezubers. Es ähnelte Thiélas -und von der wusste er mit Sicherheit, dass sie zur Hälfte Edari-Blut in den Adern hatte. Seine Großmutter war eine bei einem Kriegszug gefangene Edari gewesen, die - wie alle Kriegsgefangenen - dem Königsclan als Unfreie gehört hatte. Und wie Thi61a vor ihm war er unfrei geboren - und damit das

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