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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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vernünftig seid.« Mit einem Nicken wies er in die Finsternis jenseits des Feuerscheins. »Nach Euch, Heilerin! «
    Ergeben tappte Lijanas los, den schwarzhaarigen Krieger wie einen Schatten hinter sich.
    Zwischen den Bäumen herrschte tiefe Dunkelheit. Das silbrige Licht der beiden Monde reichte kaum zwischen dem dichten Blätterdach hindurch. Schon nach ein paar Schritten hatte ihr Gewand sich an Zweigen verhakt, und als sie es lösen wollte, musste sie feststellen, dass es an Dornen festhing. Bei dem scharfen Ratschen, mit dem sie den Stoff endlich freibekam, zuckte sie zusammen. Wie zur Antwort knackte es nur ein kurzes Stück entfernt im Gebüsch, dann war es wieder still. Lijanas wandte sich halb zu Mordan um. Der bedeutete ihr schweigend, weiterzugehen. Gehorsam setzte sie sich wieder in Bewegung. Unter ihrem Fuß barst krachend ein trockener Ast. Hinter sich hörte sie ihren zweibeinigen Wachhund erbost zischen. Wie kam es nur, dass er sich selbst in dieser Finsternis beinah lautlos bewegte?
    Sie hatte kaum zehn Schritte getan, als er sie am Arm zurückhielt.
    »Wie weit wollt Ihr denn noch, Heilerin?«
    »Ich ... Ich weiß nicht! « Warum nur musste ihre Stimme ausgerechnet jetzt so dünn klingen?
    Er knurrte leise. »Ihr solltet es besser bald wissen, ehe ich auf den Gedanken komme, dass Ihr vielleicht gar nicht vorhattet, Flure Notdurft zu verrichten, als Ihr Euch davonstehlen wolltet.«
    »Noch ein kleines Stück. Bitte! « Was tue ich eigentlich hier? Ich habe nicht vor, in seiner Gegenwart ... »Und bleibt etwas zurück! «
    Wieder war seine Antwort ein Grollen. »Der Busch da drüben! Ich zähle bis fünfzig!
    Dann komme ich Euch holen! «
    »Aber ... ! «
    »Eins! «
    Er weiß, dass ich gelogen habe, und jetzt genießt er es, mich zu demütigen. Elender Widerling! Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, wandte sie sich um und tastete sich zu dem Busch vor.

    ***
    Wieder ließ ein Knacken Mordan unwillkürlich zusammenzucken. Bei allen Rachegeistern, die Frau macht mehr Lärm als eine ganze Zenturie in der Schlacht.
    Kann sie nicht darauf achten, wohin sie ihre Füße setzt? So groß sind sie ja nun wirklich nicht.
    Er sah ihr in der Dunkelheit nach, beobachtete, wie sie hinter dem Busch verschwand, und lauschte auf weiteres verräterisches Knacken, einen weiteren törichten Fluchtversuch.
    Wie hatte sie auch nur einen Augenblick annehmen können, er würde wahrhaftig fest schlafen - und seine Gefangene unbewacht lassen?
    Vielleicht sollte ich sie wieder an Händen und Füßen fesseln und ihr einen Knebel verpassen. Dann wäre wenigstens Ruhe für den Rest der Nacht. Ein paar Stunden Schlaf wären nicht schlecht. - ja, und Brachan und Levan halten mir wieder Vorträge darüber, wie man mit einer Frau wie der Heilerin umgehen sollte.
    Hinter dem Busch war es erstaunlich ruhig. Unwillig runzelte er die Stirn. Hatte sie es am Ende geschafft, sich lautlos davonzuschleichen? Mit einem gemurmelten Fluch setzte er sich in Bewe, gung - und verharrte nach kaum zwei Schritten erneut, lauschend.
    Da! Er hatte sich nicht geirrt. Wieder dieses Geräusch, halb Schnüffeln, halb Gurgeln. Zu seiner Linken. Angestrengt versuchte er, etwas in den Schatten zu erkennen. Der Geruch von verwesenden Kadavern hing plötzlich mit einer Intensität in der Luft, dass seine Eingeweide sich zusammenzogen. Eine Bewegung zwischen den Bäumen, in vielleicht vier oder fünf Schritt Entfernung. Nur ein Huschen, zu rasch, um mehr erkennen zu können als einen Schemen - etwa in der Größe eines ausgewachsenen Hatzhundes. jetzt waren die Geräusche auch rechts von ihm.
    Lautlos hastete er zu dem Busch, hinter dem die Heilerin verschwunden war. Sie kauerte reglos am Boden, blickte angstvoll in die Dunkelheit vor sich. Offenbar hatte auch sie diese Wesen bemerkt.

    ***
    Zuerst war es der Geruch gewesen, dann huschende Bewegungen in der Dunkelheit - und dann hatte sich plötzlich von hinten eine Hand auf ihren Mund gelegt, die ihren Schrei erstickte. Seine Stimme, die an ihrem Ohr »Still!« zischte, war für sie in diesem Augenblick seltsam tröstlich. Der Schrecken, der sie noch Lidschläge zuvor gelähmt hatte, wich, während Mordan sich langsam mit ihr zusammen aufrichtete -
    und machte Ärger Platz, als er seinen Arm direkt unter ihrer Brust um sie schlang, sie an sich und in die Höhe zog, sodass sie keinen Boden mehr unter den Füßen hatte.
    Seine Hand auf ihrem Mund verhinderte ihren Protest. Sie stemmte sich mit

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