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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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oder?«
    »Was glaubt Ihr, wäre geschehen, wenn Jerdt erfahren hätte, dass ich ihm nichts entgegenzusetzen habe? Das Erste, was er getan hätte, wäre, Euch wieder in seine Gewalt zu bringen. - Er hätte Euch mit dem allergrößten Vergnügen nach Turas gebracht und dort verkündet, dass ich versagt habe ... «
    »Was wäre daran so schlimm gewesen, jeder kann einmal ... «
    »Nein, Lijanas! Es ist mir nicht erlaubt, zu versagen. Auch nicht einmal! «
    »Was - meint Ihr damit?« Das kann nicht sein!
    »Auf Versagen steht bei uns der Tod! « Er sagte es ganz ruhig.

    »Und wenn Ihr einmal einen Befehl nicht ausführen könnt? Wenn Ihr beispielsweise eine Stadt nicht einnehmen könnt. «
    »Ob ich einen Befehl verweigere oder bei der Ausführung versage - das Ergebnis ist das gleiche. «
    »Tod! « Lijanas hauchte das Wort nur hervor.
    »Ja!« Er hob die Hand, der goldene Siegelring des Heerführers funkelte. Im Flammenschein schien der zweiköpfige Wolf darauf zu leben. »Jerdt steht hoch in König Haffrens Gunst und er will diesen Ring um jeden Preis. Mein Versagen hätte ihm diesen Ring eingebracht - und er hätte sich noch nicht einmal selbst die Hände schmutzig machen müssen. Versteht Ihr jetzt, warum das alles nötig war? Und die beste Ausrede, warum Ihr bei mir wart und ich mein Zelt nicht verlassen habe, war nun einmal ... «
    » Ich verstehe. - War es Eure Idee?«
    »Nein. Ich wusste nichts davon, bis Jerdt damit herausplatzte. Aber ich kann mir denken, dass es Brachans Werk war. «
    »Muss ich weiter Eure Geliebte spielen?«
    »Ich werde Euch zu nichts zwingen.« Plötzlich klang seine Stimme belegt. »Solltet Ihr es wünschen, werde ich Euch nicht mehr berühren.«
    Einen langen Augenblick sah sie ihn an. »Würde mir jemand glauben, wenn ich es leugnen würde?«, wollte sie dann wissen.
    »Vermutlich nicht.«
    Lijanas nickte. Sie hatte nichts anderes erwartet. »Ich wir sollten unsere Beziehung so lassen, wie sie derzeit ist.« War das eben ein Aufatmen von ihm gewesen? »Jerdt muss nicht alles wissen!« Sie legte die Hand auf seinen Arm. » Lasst uns gehen.«
    Die Flammen des großen Feuers schienen bis in den Nachthimmel hinaufzuschlagen.
    In einem weiten Halbkreis hatten sich die Offiziere der beiden Heerführer auf Fellen niedergelassen und sich entspannt an umgelegte Baumstämme gelehnt, Becher mit Wein oder Bier in den Händen. Die Speisebretter vor ihnen waren beladen mit gebratenem Federvieh und Gemüse, von einem ganzen Schwein waren bereits die Rippen freigelegt, dazwischen standen Töpfe mit fremdartig duftendem Inhalt und goldene Käselaiber glänzten neben Äpfeln und dunklen Trauben.
    Als Mordan mit ihr in den Flammenschein trat, verstummten die Unterhaltungen für einen Moment. Lijanas fühlte sich gemustert, während er sie durch das Rund vor dem Feuer führte und ihr dann mit einer Geste einen Platz auf den weichen Fellen zuwies, die zu Füßen seiner Standarte ausgebreitet worden waren. Daneben hing Jerdts Widderbanner. König Haffrens zweiter Heerführer hatte es sich bereits bequem gemacht. Jerdts Grinsen, als Mordan sich auf ihrer anderen Seite niederließ, jagte Lijanas einen Schauer über den Rücken. Eine Berührung am Fuß schreckte sie auf.
    Eine Unfreie kauerte vor ihr, ein Speisebrett in den Händen, beladen mit Köstlichkeiten, die offenbar für sie bestimmt waren. »Ich danke Euch! « Sie nahm der Frau die Speisen aus den Händen - das vereinzelte Murmeln der Männer im Rund entging ihr nicht - und stellte sie zwischen sich und Mordan. Ein kleiner Junge kniete sich an die Stelle der Frau und hielt ihr eine wassergefüllte Schale hin, damit sie sich die Hände waschen konnte. Wieder dankte sie nickend. Als sie aufsah, begegnete sie Jerdts grüngrauen Augen. Er betrachtete sie einen Moment mit einem höhnischen, halben Lächeln, bevor er sich abwandte.
    »Stimmt etwas nicht?«, erschreckend wachsam beugte Mordan sich zu ihr, blickte dabei aber zu Jerdt.
    Rasch schüttelte sie den Kopf. Neben ihr entspannte er sich ein wenig. »Was mögt Ihr? Braten? Hühnchen?« Seine Hand wies auf das Speisebrett.

    » Hühnchen, bitte! «
    Er nickte. »Möchtet Ihr Wein?«
    »Ich ... weiß nicht. «
    Noch einmal musterte er sie prüfend, ehe er einem Unfreien ein Zeichen gab, ihr einige Scheiben Hühnchenfleisch abschnitt und sie auf ihrer Seite des Brettes an den Rand legte. Einen Moment später reichte er ihr dann einen Becher. »Wein, verdünnt mit etwas Wasser«, kam er ihrer Frage

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