Der Kuss Des Kjer
Brust. Dann stellte er sich seinem Gegner gegenüber.
Mordan hörte die Heilerin neben sich aufkeuchen, als die beiden Männer einen Herzschlag später aufeinander losgingen. Angespannt beugte er sich selbst vor, nur um einen Augenblick später einen Fluch zu zischen. Raulens Hände glitten immer wieder von der Haut seines Gegners ab.
»Was ist?« Ihre Hand legte sich erneut auf seinen Arm.
»Jerdts Mann hat sich mit Öl eingerieben. Raulen wird es schwer haben. Er kann kaum einen Griff anbringen. «
»Ist es denn nicht verboten, sich einzuölen?«
»Nein! Aber es ist auch nicht besonders ehrenhaft. - Verdammt! « Eben landete der Kommandant seiner Leibwache mit einem Krachen auf dem Boden - sprang aber sofort wieder auf und stürzte sich von Neuem auf seinen Gegner. Erregtes Geschrei hallte über den Platz. Nicht nur die Offiziere feuerten ihren Favoriten an, Krieger drängten sich hinter ihnen und verfolgten die Vorgänge ebenso gespannt. Für mehrere Augenblicke wogte der Kampf, immer wieder versuchte Raulen, den anderen zu fassen, immer wieder glitten seine Finger ab, dann warf er den Mann zu Boden, hielt ihn fest - und rutschte erneut ab und wurde abgeworfen. Noch während er wieder auf die Beine kam, warf sein Gegner sich auf ihn, riss ihn zu Boden und hielt ihn mit verdrehtem Arm, ein Knie zwischen seinen Schulterblättern, dort fest. Er kam nicht wieder frei! Der Kampf war verloren!
Als die beiden Männer dann vor die Heerführer traten, warf Mordan dem Gewinner die Goldmünze zu, blickte Raulen an und gab seinem Krieger mit einem schweigenden Nicken zu verstehen, dass er den Grund für die Niederlage kannte. Raulen erwiderte das Nicken, hob abermals die Faust an die Brust und verließ den Platz.
» Dein Mann hat verloren! Schade! « Jerdt beugte sich vor und bedachte Mordan mit einem undeutbaren Lächeln. »Ausgerechnet er hat die Ehre des Blutwolfes besudelt. - Wie ist es, willst du sie vielleicht wieder reinwaschen?«
Mordan nahm einen Schluck Wein. »Was schwebt dir vor?«
»Ein Kampf! Wir beide! Nach den alten Regeln. Nur der Todesschlag wird nicht bis zum Ende ausgeführt.«
Neben ihm richtete die Heilerin sich viel zu hastig auf. »Welche Waffen?«
»Lassen wir eine Münze entscheiden.« Jerdt nestelte scheinbar an seiner Gürteltasche.
Mordan war schneller. Die Goldmünze blitzte im Feuerschein. »Wähle!«, verlangte er.
Die Hand der Heilerin krallte sich in seinen Arm. »Das könnt Ihr nicht tun! Eure Wunde ... «, flüsterte sie.
Er schüttelte ihren Griff ab und stand auf.
Jerdt erhob sich ebenfalls. »Wappen: Kriegsäxte - Wert: Schwerter! «, bestimmte er.
»Wappen: Kriegsäxte - Wert: Schwerter! «, bestätigte Mordan und warf die Münze in die Luft. Dunkle Sturmwolken jagten über den Nachthimmel. Um sie herum war es still geworden. Das Knacken der Scheite im Feuer klang unnatürlich laut. Als die Münze auf dem Boden landete, schienen die Anwesenden den Atem anzuhalten.
Sofort stellte Mordan den Fuß auf das blinkende Gold. »Lijanas! Kommt her und sagt uns, welche Seite oben liegt! «
Zögernd gehorchte sie. Er nahm den Stiefel von der Münze und nickte ihr zu. Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst beugte sie sich vor. Stille. Dann:
»Für mich sieht es aus wie ein Wappen -«
Jerdt ließ ein triumphierendes Lachen hören. Durch die Menge lief ein Raunen.
»- aber ich kenne diese Münze nicht. «
Mit erhobener Hand gebot Mordan Ruhe. »Dann beschreibt uns, was Ihr seht! «
» Ein Wagenrad. «
Vereinzeltes Gelächter erklang, König Haffrens zweiter Heerführer zischte.
»Wert!«, meinte Mordan gelassen und verneigte sich leicht vor ihr. »Ich danke Euch, Lijanas!« Ohne die Münze eines weiteren Blickes zu würdigen, streifte er das Warns von den Schultern, zog sein Kereshtai, legte die Scheide auf die Felle und trat in die Mitte des Platzes. Im Gesicht der Heilerin stand Verwirrung, während sie sich wieder setzte. Offenbar hatte sie nicht gewusst, dass die Wappenseite einer Kier-Goldmünze eine Eiskatze zeigte und die Wertseite ein Rad mit zehn Speichen.
Schweigend sah er Jerdt an, wartete. Der legte ebenfalls das Wams ab, riss sein Schwert aus der Scheide und schleuderte das Leder von sich, dann folgte er ihm auf den Platz. In einer knappen Bewegung hob Mordan die Klinge zum Gruß, Jerdt erwiderte die Geste nur flüchtig, begann ihn langsam zu umkreisen. Er suchte seine Schwere und stand still, die Spitze des Kereshtai wies entspannt schräg zu
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