Der Kuss Des Kjer
keuchend über ihre Finger. Wer auch immer dort draußen war, musste es hören. Das leise Knirschen von Stiefeln auf Stein. Sie versuchte herauszufinden, was außerhalb ihres Versteckes vorging, spähte aus dem Spalt heraus. Bewegten sich da nicht Schatten? Wieder ein Scharren. Im nächsten Lidschlag sang Stahl auf Stahl, ein Schrei gellte, etwas stürzte schwer von den Felsen, schlug dumpf im Sand auf. Für den Bruchteil eines Atemzugs herrschte abermals vollkommene Stille, dann schien über ihr ein Sturm loszubrechen.
Waffen klirrten, schmerzerfüllte Laute, das Geräusch von mehreren Stiefeln ... Jäh landete jemand vor ihrem Versteck auf dem Boden, Lijanas schreckte vom Spalt zurück, erkannte Mordan, der von den Felsen fortrannte - und mitten im Schritt stockte, als vor ihm plötzlich Schatten aus der Dunkelheit auftauchten und zu Männern mit Schwertern und Spießen wurden. Rasch blickte er zurück, doch da sprang eine Handvoll weiterer Gestalten auch schon von den Findlingsfelsen herunter.
Der Kreis aus fremden Kriegern schloss sich unerbittlich um ihn. Lijanas zählte etwa ein Dutzend Bewaffnete. Irgendwo zu ihrer Linken erklang ein schrilles Wiehern. Über ihr scharrten wieder Schritte. Sie hielt den Atem an. Auf den Felsen warteten noch mehr Krieger. Und dann setzten die Männer sich in Bewegung.
Die Waffen erhoben, drangen sie langsam, aber unaufhaltsam auf Mordan ein. Sie sah, wie er drohend die Zähne bleckte und das Kereshtai hob - und dann verwandelte sich seine Klinge in einen im Mondlicht gleißenden Blitz, in der Hand eines lebendig gewordenen Schattens. Er war es, der die Krieger attackierte, der sie trieb, obwohl er in ihrem Kreis gefangen war. Für einen Moment schienen die Fremden verblüfft, doch dann fielen sie über ihn her. Die Geräusche des Kampfes dröhnten in der Luft, vermischt mit Keuchen und Schreien, ein Krieger brach zu Boden, ein anderer wich zurück. Sie sah, wie Mordan ein Schwert beiseiteschlug und gleichzeitig einen Spieß am Holm packte und den Besitzer an sich vorbeizerrte und in die Reihen der Männer hinter sich beförderte. Mit einigen weiten, wuchtigen Hieben trieb er die Krieger für einen kurzen Augenblick zurück, verschaffte er sich etwas Luft, ehe sie wieder vordrangen. Einem fuhr das Kereshtai in die Schulter, einem anderen trat Mordan vor die Brust, dass er nach hinten taumelte, riss seine Klinge frei, drehte sich unter dem Schlag eines dritten hindurch und blockte das Schwert eines vierten, das um ein Haar in seinen Oberschenkel gefahren wäre. Doch sosehr er auch unter den Männern wütete, es war keine Frage, wie der Kampf ausgehen würde. Lijanas sah, wie er einen Überkopfschlag abfing, den Mann zurückstieß -und zusammenzuckte. Sie wusste, was das bedeutete: die Wunde in seiner Seite ... Den Fremden war es offenbar auch nicht entgangen, denn sie drangen heftiger auf ihn ein. Ihr Blick ging zu seinen Fellen. Die Lippen zusammengepresst, zögerte sie für einen winzigen Atemzug, schoss aus dem Spalt heraus - über ihr erklangen überraschte Rufe -, riss die Scheide mit den Zwillingsschwertern, die unbeachtet neben seinem Sattel gelegen hatte, an sich und stürzte laut schreiend auf die Kämpfenden zu. Sie sah, wie Mordan den Kopf hob, sah Zorn in seinem Gesicht, weil sie seinen Befehl missachtet hatte, doch gleichzeitig drehten auch einige seiner Angreifer sich verblüfft um. Sie warf sich in die entstandene Lücke, hätte sich beinah selbst auf einem Schwert aufgespießt. Eine Hand packte sie am Haar, sie schrie, rammte dem Mann die Scheide ins Gesicht, befreite sich mit einem Ruck und heulte vor Schmerz, weil lange Strähnen in seinen Händen zurückblieben. Einer der Krieger erwischte sie an der Tunika, zerrte sie nach hinten. Nur aus dem Augenwinkel sah sie Mordan mit einem wütenden Brüllen auf sich zustürmen, warf fiel Lijanas die Stille auf. Die Krieger standen reglos, starrten sie an, wirkten verwirrt. Die zerrissene Tunika entblößte ihre Schulter und die im Mondschein silbrig weiß glänzende Haut darunter. Ein leises Raunen lief durch ihre Reihen. Über sich hörte sie Mordans harte Atemzüge und wagte einen hastigen Blick zu ihm empor. Sie konnte seine Wut förmlich spüren, als er sie für kaum mehr als einen Lidschlag ansah. »Was. Sollte. Das?«, zischte er böse, während er sich langsam um sie herum drehte, in dem Versuch, keinen seiner Gegner aus den Augen zu lassen. Im Mond licht glänzten seine Fänge.
»Ich wollte ... «
»Was
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