Der Kuss Des Kjer
nehme an, Ihr wollt nicht, dass ich uns den Weg hier hinaus erkämpfe.« Sie bedachte ihn mit einem scheelen Blick, schüttelte den Kopf.
Langsam hob er die Schultern. »Dann bleibt uns nichts anderes als abwarten.«
Mit einem Seufzen nickte sie, beugte sich vor, musterte ihn. »Was habt Ihr denn da angestellt?« Ihr Finger legten sich an seinen Hals, direkt unter seinen Kiefer. Ja, natürlich. Der Dolch ... Er erinnerte sich.
»Da wollte mir jemand die Kehle aufschlitzen, falls ich eine falsche Bewegung gemacht hätte. « Der Blick, der ihn dieses Mal traf, war erbost.
»Ist es Euer erklärtes Ziel, Euch umbringen zu lassen?«
Mordan lachte. »Glaubt Ihr tatsächlich, einer wie ich würde alt und zahnlos im Bett sterben? Umgeben von einer Schar heulender Kindeskinder, die sein Ende betrauern.
- Lijanas, ich bin Heerführer. Ich sterbe mit dem Schwert in der Hand auf dem Schlachtfeld oder durch die Klinge eines gedungenen Mörders, aber bestimmt nicht friedlich in einem Bett.«
»Oder Ihr werdet nach dem Willen Eures Königs hingerichtet, für etwas ... «
Sein Gesicht verdüsterte sich. Müssen wir schon wieder darüber streiten? »Ich vergaß. - Oder nach dem Willen meines Königs, Ihr habt recht.« Sein eisiger Ton brachte sie für die nächste Zeit zum Schweigen.
Die Stunden verrannen träge wie Honig. Zuweilen drang das Gackern eines Huhns oder das Wiehern eines Pferdes zu ihnen herein. Die Heilerin hatte darauf bestanden, seine Wunde noch einmal zu verbinden, danach hatte Mordan sich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, während sie sich neben ihm auf dem La, ger zusammengerollt hatte und mit den Fingern die langen Haare des Fells unter ihnen mal glättete und mal zerwühlte. Unruhig drehte er das Kereshtai in seiner Scheide zwischen den Händen. Der Umstand, dass er im Augenblick nichts an ihrer Lage ändern konnte, machte ihn wütend.
Das Feuer unter dem Rauchabzug knisterte leise und war schon fast heruntergebrannt, als Stimmen vor dem Eingang der Hütte ihn die Hand um das Heft des Kereshtai legen und aufhorchen ließen. Rasch setzte Lijanas sich auf. Beinah gleichzeitig wurde das Tuch vor dem Hütteneingang beiseitegezogen und drei Mädchen duckten sich herein. Zwei trugen Schalen mit Brot und weißem Käse, eine brachte einen Krug und zwei Becher. Alles wurde vor ihnen auf den Boden gestellt, dann gingen die Mädchen wieder und der Anführer der Krieger kam herein. Wieder vollführte er jene beschwichtigende Geste, dann wies er auffordernd auf Brot und Käse. Arglos beugte die Heilerin sich vor, um seiner Einladung zu folgen, doch Mordan hinderte sie daran.
» Ich habe Hunger! « Sie schüttelte seinen Griff ab.
»Den haben Mäuse auch, wenn sie den vergifteten Speck in der Falle fressen.« Er bedachte den Mann, der sich ihnen gegenüber niedergehockt hatte, mit einem harten Lächeln, in dem seine Fänge blitzten. »Nicht wahr?« Erschrocken zog sie die Hand zurück.
Als habe er mit nichts anderem gerechnet, verneigte der Krieger sich leicht vor ihm, brach sich etwas Brot ab und schob es sich zusammen mit einem Stück Käse in den Mund. Während er kaute, goss er sich aus dem Krug in einen der Becher ein und leerte ihn auf einen Zug. Einen Moment lang saß er ihnen einfach gegenüber, dann wies er erneut einladend auf die Speisen, stand auf und ließ sie allein.
Diesmal hinderte Mordan die Heilerin nicht daran, sich Brot und Käse zu nehmen.
Doch das Misstrauen wollte nicht weichen. Vorsichtig kostete er selbst von den Speisen. Sie waren zwar etwas Salzig, aber recht schmackhaft. Gerade füllte die junge Frau den Becher mit einer dunklen Flüssigkeit aus dem Krug und schnupperte, ehe sie daran nippte. »Kräuterbier«, verkündete sie, nahm noch einige Schlucke, reichte es dann an ihn weiter. Mordan trank seinerseits. Tatsächlich, Kräuterbier.
Nicht so herb, wie er es gewöhnlich mochte, aber für sie vermutlich genau richtig. Er gab ihr den Becher zurück, sie füllte ihn erneut, platzierte ihn zwischen ihnen und machte sich über das Mahl her. Einmal mehr blickte Mordan zu dem verhängten Eingang der Hütte. Das alles ergab für ihn keinen Sinn. Doch schließlich nahm er sich selbst Brot und Käse und aß.
Er bemerkte erst, dass etwas nicht stimmte, als es schon zu spät war. Das Mahl war fast verzehrt und der Krug gelehrt, als es begann. Neben ihm wankte die Heilerin unversehens, streckte Halt suchend die Hand nach ihm aus, stieß den Becher mit dem letzten Rest Kräuterbier um,
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