Der Kuss Des Kjer
Ausdruck des Protests, begleitet von einem schwachen Laut aus seiner Kehle. Blut tropfte in den Becher. Auch von ihrer Hand fiel Blut hinein, vermischte sich mit seinem und dem, was noch darin war. Sie hob es ihm an die Lippen, ließ ihn trinken.
Süße füllte seinen Mund, vermischt mit dem Geschmack von salzigem Kupfer. Er schluckte, ohne es zu wollen. Falsch! Sie nahm den Becher von seinen Lippen, trank selbst den Rest. Der Dolch kehrte zurück. Die Spitze zielte auf seine Brust. Sie zerschnitt seine Fesseln. Die blitzende Bewegung fesselte seinen Blick. Alles verschwamm ...
Blendendes Licht! Hitze und Wispern. Vollkommene Stille. Zwei Ströme roten Blutes fließen durch das Weiß der Ebene auf ihn zu, jeder reißend und tödlich. An ihren Ufern zwei Krieger, die ihn unverwandt ansehen. Der eine Augen wie Eis, die Augen des anderen dunkel wie der Sturmhimmel. »Akzeptiere!<, Unter der Wucht des Wortes bricht er in die Knie. »Nein! «
»Akzeptiere! «
Er bäumt sich auf. »Nein! «
»Bestimmt und beschlossen! Akzeptiere! « - Die Ströme einen sich zu einem, wälzen sich todbringend auf ihn zu, schlagen über ihm zusammen, ersticken das Wort in seiner Kehle, verwandeln sich in eine Flut aus gleißendem Salz, die ihm die Haut vom Körper schält. Schmerz, der selbst seine Seele verschlingt. Er schreit! Schreit, bis alles um ihn her zerbirst. Sie ist da. Ihr Mund auf seinem. Kühle und Hitze, die ihn umschließt, den Schmerz auslöscht, ihn hält. Er ergibt sich.
Ihr Körper sang, war eins mit seiner Seele. Ein Band geknüpft, unlösbar bis in die Unendlichkeit.
Sein Verstand war träge wie eine Echse, die eben aus dem Winterschlaf erwacht war. Sosehr er sich auch bemühte, es wollte ihm nicht gelingen, diese Scheinen, die seine Gedanken waren, festzuhalten. Alles an ihm war von einer wohligen Schwere befallen, die er nicht kannte. In dem sicheren Bewusstsein, dass sein Körper ihm im Augenblick nicht gehorchen würde, blieb er ruhig liegen.
Um ihn herum war es still, abgesehen von dem vereinzelten Zischen von Flammen und einem leisen Tropfen wie von Wasser. Wärme umgab ihn, etwas ruhte weich auf seiner Brust. Wo auch immer ich gestern war - ich bin auf allen vieren raus! Warum aber kann ich mich nicht an ein Saufgelage erinnern? Auf seiner Zunge fehlte der Geschmack nach schalem Bier, wie er ihn gewöhnlich nach einer durchzechten Nacht kannte - stattdessen war da herbe Süße, wie von Früchten ...
Das Entsetzen war so unvermittelt da, dass er den Gedanken im ersten Moment nicht halten konnte. Doch es setzte sich kalt in seiner Brust fest. Ruhig! Langsam!
Mühsam sammelte er seine Sinne. Unter sich fühlte er weichen Pelz. Seine Finger waren seltsam klebrig. In der Luft hing der Geruch nach kostbaren Ölen und Kräutern
- und ... Das ist ein böser Traum. Zwischen dem Zischen der Flammen und dem Geräusch des Wassers hörte er jetzt leise Atemzüge, ruhig und tief Die jähe Erkenntnis, nicht mehr am Leib zu haben als seine Haut, schnürte seine Kehle zu und er, stickte ein Stöhnen. Es muss ein böser Traum sein, denn wenn es keiner ist ...
Zögernd öffnete er die Lider. Der Schmerz, der sich sofort in seinem linken Auge einnistete, half ihm gänzlich, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Über ihm wölbte sich eine zum Teil im Halbdunkel verborgene Decke aus Sandstein. An den Wänden rann Wasser herab, tropfte leise zu Boden. Aus dem Augenwinkel gewahrte er die Flammen kleiner Tonlampen - und ihre Spiegelbilder, die auf dem Wasser eines natürlichen Quellbeckens tanz, ten. Spiralen aus Dampf stiegen träge von seiner Oberfläche empor. Er hob den Kopf. Nein! Das Gewicht auf seiner Brust war die Heilerin, ebenso nackt wie er selbst. Ihr Haar war auf seiner Brust und seinem Bauch getrocknet und sah aus wie die Blüten einer fremdartigen Blume. Abgesehen von ihrem zarten Gesicht, dem schlanken Hals und dem oberen Teil der Schultern hatte ihre Haut den sanften Schimmer von Perlmutt angenommen. Er krallte die Finger in den dunklen Pelz. Es ist kein böser Traum! Langsam - um sie nicht zu wecken - ließ er sich zurücksinken. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er in der kleinen Hütte zusammengebrochen war, heimtückisch durch irgendwelche Drogen betäubt. Er hob die Hand zur Stirn - verblüfft starrte er auf die Riemen aus gefärbtem Leder, die in einem seltsamen Muster um Handgelenk und über die Handfläche geschlungen waren. Für einen Herzschlag glaubte er, sich zu erinnern, doch
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