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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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wollte, schloss sich Brachans Hand um seinen Arm. Ein warnendes Kopfschütteln, Mordans Auge weitete sich, dann nickte er, wischte das Blut an seiner Hose ab, als der alte Krieger ihn losließ. Schweigend sah Lijanas von einem zum anderen. Brachan teilte entschieden mehr Geheimnisse mit Mordan als einer der anderen.
    Endlich wurden Levans keuchende Atemzüge ruhiger, verstummte das Heulen, er hörte auf, sich unter den Händen der anderen Krieger zu winden, lag schließlich schwer atmend still, sodass sie ihn nach einem letzten Zögern losließen. Vorsichtig beugte Lijanas sich über ihn. Die zähnefletschende Grimasse, zu der sein Gesicht verzerrt gewesen war, verschwand, seine Züge entspannten sich in einem tiefen Drogenschlaf. Nach wie vor war sein Körper glühend heiß, an seiner Kehle pochte das Blut in gefährlicher Hast, während sein Atem viel zu langsam war. Behutsam drehte sie ihn mit Mordans Hilfe um, damit sie die Wunden untersuchen konnte. Zu ihrer Verblüffung waren sie geschlossen - auch wenn der Gestank nach Verwesung noch immer von ihnen ausging. Sie hob den Blick. »Ich werde sie aufschneiden und ausbrennen. Ob das aber etwas an seinem Zustand ändern wird, kann ich nicht sagen.« Zögernd schüttelte sie den Kopf »Ich habe noch nie gesehen, dass eine Krallenwunde solche Folgen hat oder dass eine derart tiefe und schwärende Verletzung sich so schnell geschlossen hätte«, gestand sie leise.
    Mordan nahm ihre Worte mit einem Nicken zur Kenntnis. »Was braucht Ihr außer einem Feuer und einem Messer?«
    »Heißes Wasser?«
    Ein bitteres Lächeln zuckte in einem Mundwinkel. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Wenig später flackerte neben ihr ein kleines Feuer, ein Dolch steckte in den Flammen - und in einem Topf brodelte sogar ein halber Becher Wasser.
    Unter der Wirkung des Cujan spürte Levan nicht, wie sie tief in die Krallenwunden schnitt, wie sie zersetztes Blut und Eiter ab, wischte und noch tiefer schnitt, bis nur noch gesundes rotes Blut kam; er spürte nicht, wie sie die glühende Messerklinge in die Wunden presste und sie anschließend sorgsam mit Wundbalsam bestrich.
    Schließlich setzte Lijanas sich auf die Fersen zurück und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Obwohl es so kalt war, dass ihr Atem in weißen Dampfwolken vor ihren Lippen davontrieb, war sie schweißgebadet. Mordan, der auf der anderen Seite des jungen Kriegers kniete, sah sie überrascht an, als sie aufstand, zu ihm hinüberging, seine Hand ergriff, auf der sich die Spuren von Levans Zähnen deutlich abzeichneten, und die Wunde im Feuerschein betrachtete. »Ich werde sie auch ausbrennen«, teilte sie ihm entschieden mit.
    » Ich denke nicht, dass es nötig ist ... «, setzte er an, doch Lijanas fiel ihm ins Wort.
    »Ich aber! - Was ist, wenn es gar nicht die Wunden sind, die Levan so verrückt gemacht haben, sondern eine Krankheit, die diese Kreaturen übertragen? Was, wenn sein Biss auch Euch damit angesteckt hat? Könnten Eure Freunde Euch bändigen, wenn der Wahnsinn Euch packt?«
    Einen Moment blickte er sie vollkommen reglos an, dann nickte er ruhig. »Tut es! «
    Langsam stieß sie den Atem aus. »Wollt Ihr Cujan?«
    »Nein! « Mordan setzte sich mit überkreuzten Beinen neben sie; den Rücken gerade, legte er die Handgelenke entspannt auf die Knie.
    »Ich werde Brachan bitten, dass er Eure Hand festhält. «
    »Das ist nicht nötig, Heilerin.«
    Zweifelnd musterte Lijanas ihn.
    » Ich werde die Hand nicht bewegen, wenn Ihr die Klinge in die Wunde haltet.
    Glaubt mir! «
    Erstaunlicherweise tat sie das. Schweigend säuberte sie das Messer, dann steckte sie die Klinge in das langsam herunterbrennende Feuer zurück, bis sie von Neuem heiß genug war. Behutsam schob sie ihre Hand unter seinen fellweichen Handrücken.
    Seine Finger sind für einen Mann erstaunlich langgliedrig und elegant. Warum ist mir das nicht schon vorher aufgefallen? Sein Fell ist wunderbar zart. Er hat Schwielen auf den Handflächen.
    »Seid Ihr bereit?«
    Ein Nicken antwortete ihr und Lijanas presste die glühende Klinge in die Wunde. Der Gestank nach verbranntem Fleisch erfüllte abermals die Luft. Nur aus dem Augenwinkel registrierte sie, wie die Finger seiner anderen Hand kurz zuckten, als wollten sie sich zur Faust schließen, sich dann aber wieder entspannten. Die Hand in ihrer jedoch blieb völlig reglos.
    Als sie die Klinge fortnahm, atmete er lange aus, ehe er sie wieder ansah. »Ruhr Euch aus, bis wir weiterreiten. Ich

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