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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Königsclans - in jedem Fall erkannt.
    »Ein Schreiben König Haffrens, das die Zenturien unter dem Banner des zweiköpfigen Wolfes während der Abwesenheit seines ersten Heerführers dem Befehl von Heerführer Jerdt unterstellt.«
    »Und das gebt Ihr mir erst jetzt, Mann?« Ihre braungrauen Augen wurden schmal.
    »Was sollte das? Wolltet Ihr meine Loyalität auf die Probe stellen?« Sie reichte dem Boten das Pergament über den Tisch zurück. »Sagt Heerführer Jerdt, dass ich seinen Anweisungen entsprechen und das Lager abbrechen werde. Die Zenturien meines Heerführers werden sich umgehend am befohlenen Treffpunkt einfinden. «

    Das Lächeln des Boten war herablassend, als er das Schreiben des Königs unter sein Wams schob und das Zelt der Legatin verließ. Kaum war sie allein, erhob sie sich von ihrem Stuhl und ging unruhig auf und ab. Dass König Haffren die Truppen ihres Herrn dem Befehl von Heerführer Jerdt unterstellte und der sie sofort von der Grenze wegbeorderte, konnte nichts Gutes bedeuten. Verdammt! Der Blutwolf musste umgehend davon erfahren! - Allerdings wusste sie nicht, wie sie ihm eine Nachricht zukommen lassen sollte. Seit er nach Turas befohlen worden war, hatte sie -
    abgesehen von der schriftlichen Order, mit seinen dreißig Zenturien bis auf Weiteres hier an der Grenze zu bleiben und möglichst jeden Feindkontakt zu vermeiden - nichts von ihm gehört.

    *** 8 ***

    Die Krieger trugen schweigend eine Bahre in den Raum. Er wusste, was sich unter dem schwarzen Tuch verbarg, und zog es dennoch beiseite. Der Körper war von Schwerthieben nahezu in Stücke gehackt, doch das Gesicht war unversehrt geblieben.
    Seine Finger streckten sich zitternd nach den so vertrauten Zügen aus - den Zügen seines Bruders Kédar, die unter seiner Hand zu denen seines Neffen wurden. Es war Ahmeers grauer Blick, der ihn gebrochen anstarrte. Ein qualvolles Stöhnen entrang sich seiner Kehle ... und schreckte ihn aus dem Schlaf auf Darum bemüht, wieder ruhiger zu atmen, setzte Rusan sich noch immer wie benommen auf. Seit Ahmeer aufgebrochen war, um seine Braut aus den Händen des Blutwolfs zu befreien, quälte ihn jede Nacht der gleiche Albtraum, erlebte er wieder und wieder den Tag, an dem man die Leiche seines Bruders nach Anschara gebracht hatte. Nur langsam wurde ihm bewusst, dass er die Finger um seine Hälfte des Amuletts gekrallt hatte; das Amulett, dessen andere Hälfte K6dar besessen hatte und die seit seiner Ermordung verschwunden war. Vermutlich hatte sie irgendeine Kjer-Bestie gestohlen, als sein toter Körper noch nicht einmal kalt war. Für einen kurzen Moment schlossen sich seine Finger noch einmal fester darum, dann öffneten sie sich langsam wieder. Das Licht der drei Monde fing sich im Saphir des Schmuckstücks und ließ ihn glänzen.
    Nachdenklich fuhr er mit dem Daumen darüber. Seit mehreren Hundert Wintern befand es sich im Besitz seines Geschlechts. Das Gold war vom Alter dunkel geworden, die verschlungenen Gravuren darin vom häufigen Darüberstreichen nur noch schwer zu erkennen. Ursprünglich hatte das Amulett die Größe einer Goldmünze gehabt - ein runder, flach geschliffener Saphir, eingefasst in einen etwa fingerbreiten Rand aus Gold. Die Bedeutung der ineinander verflochtenen Schriftzeichen, die ihn schmückten, war längst vergessen. Eigentlich wurde das Kleinod vom Vater an den ältesten Sohn und Thronfolger weitergegeben. Doch K6dar hatte es in zwei Hälften zerteilen lassen, als ihr Vater ihn, Rusan, zum Heermeister ernannt und auf seinen ersten Kriegszug gegen die Kjer geschickt hatte. Es sollte ihn beschützen und ihm Glück bringen. Ein bitterer Zug legte sich um seine Lippen. An jenem Tag hatte Kédar ihn ein Stück begleitet, hinaus aus der Stadt. Er erinnerte sich noch an das Lachen, mit dem sein Bruder ihm gedroht hatte, er würde ihm in die endlosen Labyrinthe folgen und ihn wieder daraus hervorzerren, sollte er es wagen, sich von den Kjer töten zu lassen, ehe er zusammen mit seinen Leibwächtern in die Stadt zurückgaloppiert war - er war nie dort angekommen. Kjer hatten seine Begleiter ermordet und ihn entführt. Kaum dass er das Heerlager erreicht hatte, hatte sein Vater ihm, Rusan, befohlen, sofort nach Anschara zurückzukehren.
    Erneut schlossen seine Finger sich um das Amulett. Er war zum Krieger erzogen worden, zu einem Schild für den Rücken seines Bruders, der einmal der Fürst der Nivard sein sollte - und hatte versagt. Wenn Kédar damals nicht die Stadt

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