Der Kuss Des Kjer
Euch wieder an mich und unsere Ehe erinnert. - Ach ja, solltet Ihr Euch mit dem Gedanken tragen, davonzulaufen ...
Vergesst nicht, jenseits der Tore wütet immer noch ein Salzsturm ... « Mit einer spöttischen Verbeugung verließ er den Raum.
Lijanas konnte nicht anders, als ihm in ihrer Wut und Verzweiflung ein Kissen hinterherzuwerfen. Es prallte harmlos gegen die Tür.
Die Tränen waren plötzlich auf ihren Wangen, aufschluchzend vergrub sie das Gesicht in den Armen und rollte sich zwischen den zerwühlten Decken zusammen. Ein Gefühl der Hilflosigkeit saß als riesiger Klumpen in ihrem Bauch und eine gehässige Stimme kicherte, dass sie dem Kjer doch ohnehin ausgeliefert war warum sich also weiter wehren. Sie klammerte sich an ein Kissen und weinte leise.
Ein Klopfen schreckte sie einige Zeit später auf.
»Wer ist da?« Die Worte klangen schwach.
»Ich bin es, Fadera. Ich möchte mit Euch sprechen.«
Hastig setzte sie sich auf und wischte sich über die Wangen, um verräterische Tränenspuren zu tilgen. »Kommt herein! «
Die Tür wurde langsam aufgestoßen und eine kleine Gestalt schob sich herein, einen Wasserkrug in den Armen. Direkt dahinter kam Fadera, eine Hand auf der zierlichen Schulter des Mädchens vor sich, über dem anderen Arm ein schlichtes braunes Gewand. » Das ist meine Tochter, Alejna. - Alejna, stell den Krug auf den Tisch und dann sag Guten Tag zu unserem Gast.« Das Kind gehorchte schweigend, die großen dunklen Augen auf Lijanas gerichtet. Die lächelte ihm zu. »Alejna, das ist ein schöner Name. Ich hoffe, das hier ist nicht dein Zimmer?« Das Gesicht des Kindes blieb völlig ausdruckslos. Verwirrt sah sie Fadera an.
»Seid ihr nicht böse, weil sie nicht antwortet.« Zärtlich strich die Frau über den dunkelblonden Schopf ihrer Tochter. »Sie spricht nicht.« Ein leises Seufzen entschlüpfte ihr. »Seid ihr Vater im vergangenen Sommer bei einem Feuer umgekommen ist, hat sie kein Wort mehr gesagt. - Geh und such Fywusch, Alejna.
Nicht dass er unter die Hufe der Pferde gerät. « Die Kleine schlüpfte beinah lautlos zur Tür hinaus.
» Ihr habt geweint! « Fadera legte das Gewand aufs Bett und setzte sich, ohne zu fragen, neben Lijanas. »Ist es so schlimm?« Sie zog die junge Frau in den Arm, musterte sie eindringlich. »Hat er Euch etwas getan? - Wir sind allein. Was auch immer Ihr mir erzählt, er wird es nicht erfahren. Ich verspreche es Euch.«
Oh doch, er würde es erfahren, irgendwie. Und dann würde er Euch töten. Mühsam drängte Lijanas die Tränen zurück, die hinter ihren Augen brannten, und schüttelte den Kopf »Nein, er hat mir nichts getan.<< Sie lächelte kläglich. »Es ist nur ... Das alles ... Es ist ein bisschen viel auf einmal.«
»Seid Ihr sicher?« Wieder wurde sie eindringlich gemustert, wieder schüttelte sie den Kopf Erleichterung malte sich auf Faderas Zügen. »Dann ist es gut. Als Ihr in der Küche geschrien und um Euch geschlagen habt - ich habe tatsächlich geglaubt ... Nun es ist ja nicht so.« Sie zog Lijanas noch einmal eng an sich, dann stand sie auf. »So, und jetzt wollen wir Euch mal ein bisschen fürs Abendessen herrichten. Ihr könnt Euch ja nicht nur im Hemd mit fünf Kjer-Kerlen an einen Tisch setzen, auch wenn einer von ihnen Euer Mann ist.« Sie nahm das Gewand vom Bett auf und zeigte es ihr. »Das habe ich für Euch von einer Nachbarin geliehen. Deren Älteste hat ungefähr Eure Figur. - Warum das Mädel aber immer nur Braun trägt ... «
»Und was ist mit meinen eigenen Sachen?« Langsam erhob auch Lijanas sich. Ihr war immer noch schwindlig.
»Die habe ich in die Lumpenkiste getan. Es waren ja nur noch Fetzen. Ich hoffe, es war nicht ausgerechnet Euer Lieblingsgewand. « Fadera nahm sie beim Arm und führte sie behutsam zu dem Hocker hinüber. - Doch, war es. Und außerdem ein Geschenk. »Nun, seht Euch das an! Männer! Überall lassen sie ihre Sachen herumfahren.« Ärgerlich schnalzte sie mit der Zunge, nahm die schwarze Tunika von dem Sitz herunter und legte sie kopfschüttelnd beiseite. »Ich weiß, Ihr seid noch nicht lange verheiratet, aber je eher Ihr damit anfangt, Euren Mann zu ein bisschen Ordnung zu erziehen, umso besser. - So, hier! Setzt Euch und lasst Euch aus diesem Sack helfen. « Das Hemd wurde Lijanas über den Kopf gezogen, dann goss Fadera Wasser in die Waschschüssel, prüfte die Temperatur und nickte zufrieden. »Sehr gut, es ist noch warm. - Könnt Ihr Euch allein waschen? - ja? - Schön, aber lasst
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