Der Kuss Des Kjer
die Arme darum. Ich bin nicht verheiratet! Oder? - Nein! Denn wenn ich es wäre, müsste ich mich doch daran erinnern! - Ich bin verliebt, ja, aber nicht in einen Kjer! - Warum will mir sein Name nicht einfallen? - Und wenn doch der Schlag auf meinen Kopf daran schuld ist, dass ich mich nicht mehr erinnern kann? - Nein! Nein! Was geht hier vor? Ich bin nicht verheiratet! - Oder? Mit einem Stöhnen presste sie die Stirn auf die an, gewinkelten Knie. Ihr Kopf schien platzen zu wollen. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie saß völlig reglos, vermied es zu denken - bis sich Stimmen und Schritte näherten, dann berührte eine Hand ihren Knöchel.
»Lijanas?«
Als sie ihren Namen hörte, war mit einem Mal alles wieder da. Zusammen mit Erleichterung stieg ein anderes Gefühl in ihr auf ...
Langsam hob sie den Kopf und blickte den Mann an, der neben der Ofenbank kniete und mit einem sturmgrauen Auge zu ihr auf, sah - und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht! So verblüfft er im ersten Moment gewesen sein mochte, zu einem zweiten Schlag kam sie nicht. Ihre Hände waren gefangen in seinem Griff.
» Ihr dreckiger Lügner! Fasst mich nicht an! « Sie kreischte die Worte hervor, während sie sich von ihm loszureißen versuchte. Nur am Rande registrierte sie das Weiß eines Verbandes an seiner Hand und dass sich die Haut in seinem Gesicht in Fetzen schäl, te. »Ich bin nicht Eure Frau! Was fällt Euch ein, das zu behaupten?
Verfluchter Bastard! Lasst mich los! Wisst Ihr eigentlich, was Ihr mir angetan habt?
Ich dachte, ich sei verrückt! Loslassen, verdammter Mistkerl! « Er stand auf und zog sie ebenfalls auf die Beine, von ihrem Gezappel völlig unbeeindruckt. » Ihr habt mich aus Anschara entführt! Ich bin Eure Gefangene, nicht Eure Frau! Loslassen sollt Ihr mich, Kjer! Ich will, dass ... «
Seine Hände öffneten sich so abrupt, dass sie das Gleichgewicht verlor und mit einem Schrei zu Boden stürzte. Er beugte sich über sie, nahm der erschrocken an der Tür stehenden Frau die Sicht. Der Zorn in seinem Gesicht ließ sie den Atem anhalten.
»Noch ein Wort, Heilerin, und Ihr werdet es bereuen! «, zischte er kaum hörbar, ehe er sich wieder aufrichtete und sehr viel lauter fortfuhr: »Ihr seid immer noch verwirrt von den Strapazen und dem Sturz. Ich bringe Euch nach oben, damit Ihr Euch hinlegen und ausruhen könnt. Dann reden wir noch einmal. Ich bin sicher, Ihr werdet Euch wieder erinnern.« Er schob die Arme unter sie und hob sie hoch.
»Nein! Lasst mich! Ich will nicht! Lasst mich los! « Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen seine Brust, strampelte, um freizukommen. Sein Griff wurde fester.
»Ruhig!« Abermals war das Wort nur ein Zischen. Für einen Lidschlag glänzten die Reißzähne hinter seiner Lippe. Er durch, querte die Küche, schob sich an der noch immer wie versteinert an der Tür stehenden Frau mit einem um Verständnis bittenden Lächeln vorbei und stieg die Treppe hinauf - die sich windende und schreiende Heilerin mehr unter als auf dem Arm. Erst am Ende der Stufen setzte er sie ab, packte sie grob im Genick, schob sie den Flur entlang und durch die Tür ihres Zimmers, schloss diese dann energisch hinter sich und sah sie im warmen Flammenschein der Öllichter in eisigem Schweigen an, einen Augenblick, zwei, drei er dehnte sich zu einer Ewigkeit.
»Ich will hier raus!« Lijanas' Versuch, an ihm vorbeizukommen, scheiterte kläglich, denn er stemmte die Hand gegen die Tür, versperrte ihr den Weg. »Lasst mich vorbei! Ich muss nach Levan sehen! «
»Levan geht es gut. Ganz offensichtlich hat das Ausbrennen gewirkt. Als ich zu mir kam, war er bereits wieder auf den Beinen.« Er stieß sich von der Tür ab, näherte sich ihr drohend. » Ihr verlasst diesen Raum erst, nachdem wir beide einiges klargestellt haben, Heilerin.« Lijanas wollte zurückweichen, seine Hand legte sich um ihre Kehle. »So etwas wie eben in der Küche will ich kein zweites Mal erleben. Ihr werdet nicht noch einmal versuchen, mich von Euch zu stoßen, wenn ich Euch berühre. Wehe Euch, wenn Ihr wieder abstreitet, meine Frau zu sein. Wir gelten hier als verheiratet, und genau so werden wir uns benehmen. «
»Nein!« Mit einer heftigen Bewegung riss sie sich los, seine Fingernägel kratzten über ihre Haut. »Ich werde Euer Spiel nicht mitspielen! Wenn Ihr mich noch einmal anfasst, werde ich schrei, en - und ich schwöre Euch ... « Im nächsten Lidschlag hatte er sie gepackt und aufs Bett geschleudert; dann war
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