Der Kuss Des Kjer
Krieger auf seinem goldfarbenen Ashentai-Kriegsross dem abgrundtief bösen Kriegsmeister des Dämonengottes entgegenstellte, um dessen Macht über sein Volk zu brechen und ihm die Freiheit und den Frieden zurückzubringen. Und erst als sich das sagenumwobene Schwert des Kriegers in den Leib des Finsteren gebohrt und der sein Leben verröchelt hatte, schwieg er.
»Ich weiß, dass er tot ist!«, hörte Lijanas ihn schließlich sagen, während er ruhig die Decke über das Gesicht des jungen zog. »Aber ich hatte ihm mein Wort gegeben, ihm die Legende von Bojahal und dem Dämonengott der Hathenan auf jeden Fall zu Ende zu erzählen. « Langsam stand er auf und schaute sie an. » Ich halte mein Wort!
«
Die Tränen kamen so plötzlich, dass Lijanas sie nicht aufhalten konnte. Mordan hob die Hand, um sie ihr abzuwischen, hielt aber inne, als er sah, dass seine Finger mit dem Blut des jungen verschmiert waren. »Was ist passiert, Heilerin?«
»Terodh ist auch krank! Er wird sterben! «
Ihre Worte wurden mit einem Nicken zur Kenntnis genommen. » Ich trage die Leiche des jungen ins Feuer. Dann komme ich wieder und Ihr erklärt mir, wie ich Euch helfen kann. «
Mit einem seltsamen Gefühl der Benommenheit blickte sie ihm nach, während er den schmächtigen Körper in den nur noch vom Leichenfeuer erhellten Hof hinaustrug.
Hatte sie eben tatsächlich Schmerz in seiner Stimme gehört? Wie kann es sein, dass dieser Mann um ein Kind trauert, das er gar nicht kennt?
Als er wenig später zurückkehrte, stand Lijanas noch immer an der gleichen Stelle.
Seine Hände waren sauber.
»Nun, Heilerin, wie wird es weitergehen?« Er sprach kalt wie. immer.
» Ich kann nicht mehr abends mit Euch zurück zu Faderas Herberge gehen. Bisher hat Terodh hier im Seuchenhaus geschlafen. jetzt muss ich seinen Platz einnehmen.«
»Nein! «
»Nein?« Fassungslos sah sie ihn an. »Was meint Ihr damit? Ich muss ... «
»Ich verbiete Euch, nachts hierzubleiben. Das meine ich damit.«
»Aber das geht nicht. Ein Heiler muss hier sein, falls ... «
»Falls was?« Seine Hand schob sich in ihren Nacken und zog sie ein Stück näher.
Plötzlich war er wieder der hartherzige Krieger. »Falls Eure Ketzer-Göttin sich Eurer erbarmt und ein Wunder geschehen lässt? Falls Ihr ein Heilmittel entdeckt? Falls Ihr herausfindet, was der Grund für diese Krankheit ist? Nichts davon klingt für mich sehr wahrscheinlich.« Sein Griff wurde weicher und seine Stimme verlor die Härte. »Alles, was geschehen wird, ist, dass Ihr Tag und Nacht bei den Kranken sein werdet.« Sacht massierten seine Finger ihren Nacken, fanden die angespannten Muskeln, während er leise weitersprach. »Zuerst kommt die Müdigkeit, dann die Erschöpfung, schließlich die Schwäche - und dann hat Euer Körper keine Kraft mehr, um sich gegen die Krankheit zu wehren. « Er drehte sie um und wies zu Terodhs Lager hin. » Ihr würdet ebenso enden wie er! «
»Aber ich ... «
»Nein, Heilerin, kein >Aber
Das lasst meine Sorge sein! Ihr werdet die Nächte in unserem Bett in Faderas Haus verbringen und schlafen! «
Ganz langsam sanken Lijanas Schultern herab, dann nickte sie. Er hatte recht.
Einen Augenblick war seine Hand noch auf ihrer Schulter, dann sagte er ihr, sie solle wieder an ihre Arbeit gehen. Sie gehorchte.
Als er sie einige Zeit später holen kam, um mit ihr zur Herberge zurückzukehren, schaute sie ihm fragend entgegen.
»Peider, Galedh, Zonas und ich werden uns mit der Nachtwache abwechseln, solange es nötig ist. Galedh übernimmt heute Nacht, morgen Peider, übermorgen Zonas, dann ich. Peider wohnt auch im alten Bezirk. Wenn ich an der Reihe bin, wird er Euch bei der Herberge abholen und hierher begleiten. - Lasst uns gehen! Der Tag war lang und hart. Ihr seid müde. «
Mit einem Nicken ergriff Lijanas seine ausgestreckte Hand, ließ sich vom Boden aufhelfen und aus dem Seuchenhaus führen. Sie war mehr als müde.
Cavallins Straßen waren leer, wie stets um diese Zeit, doch inzwischen wusste Lijanas, dass sie auch tagsüber verlassen waren. Die Menschen hatten sich aus Angst vor der Krankheit in ihren Häusern verkrochen.
Mordan brachte sie bis zum Tor von Faderas Herberge, wünschte ihr eine gute Nacht und verschwand in den Schatten der Gasse. Während sie den Hof überquerte, fragte Lijanas sich einmal mehr, wohin er Nacht für Nacht ging.
Wärme in seinem Rücken und Kühle auf seiner Brust - die
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