Der Kuss des Lustdämons
erfreulich. „Was? Wie kann das sein?“
Sie senkte die Lider. „Ich kenne ihn wohl nicht so gut, wie ich dachte.“ Es war nur ein Murmeln.
„Warum hast du mir verschwiegen, dass er noch lebt?“
„Was hätte ich denn sagen sollen? Übrigens, Schatz, der Mann, den ich um sein Geheimnis betrogen habe, lebt noch? Das Schlimme ist, wir können nichts tun. Nein, viel schlimmer, wir dürfen das Schicksal nicht aufhalten!“ Sie seufzte.
„Was soll das heißen?“
Lilly erhob sich und drehte sich zu ihm. „Er wird uns unseren Sohn nehmen.“ Ihr Haar legte sich wie ein Mantel um sie.
„Unseren Sohn?“ Er ergriff sie an den Schultern.
„Er nennt es den Preis für die Unsterblichkeit.“ Sie blickte starr an ihm vorbei.
„Was hat er mit ihm vor?“ Richard trat einen Schritt zurück.
„Alessandro fühlt sich um das betrogen, was ich ihm versprach. Jetzt versucht er es mit aller Gewalt.“ Sie drehte sich zum Spiegel.
„Was hast du ihm versprochen?“ Er machte einen Schritt vorwärts und betrachtete sie im Profil.
Lilly hielt die Augen geschlossen. „Du warst ständig auf Reisen und unerreichbar für mich. Dann passierte dieser schreckliche Autounfall. Alessandro war Arzt und tat alles, um mich zu retten. Ich war verliebt.“
„Du hast mich betrogen?“
Lilly lachte amüsiert auf und spielte mit einer Strähne ihres Haares. „Was hast du erwartet? Warum sollte ich mich für jemanden aufsparen, der sowieso nur auf dem Blatt mein Ehemann war?“ Ihr Blick war eiskalt. „Die wenige Zeit, die wir miteinander verbrachten, hat meine Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit kaum gestillt. Aber von betrügen kann zu diesen Zeitpunkt nicht die Rede sein. Ich war kaum in der Lage, mich zu bewegen.“
Richard räusperte sich. Sie fühlte, dass er innerlich kochte. Ein Mann mit seiner Einstellung teilte eben nur ungern seinen Besitz mit einem anderen.
„Erzähl mir alles“, zischte er. Lilly verschränkte die Arme.
„Ich war so durstig nach dem Leben und der Liebe, dass ich ihm mein Herz versprach. Mir war nicht bewusst, welchen Handel ich da einging.“
Richard ballte die Hände zu Fäusten.
„Alessandro tauchte durch meine Träume bis in die Tiefen meiner Seele hinab und entriss sie meinem sterbenden Leib. Ich war nur noch ein Geist, der in die Finsternis gefallen war. Er gab mir zu verstehen, dass die Unsterblichkeit an einen hohen Preis gekoppelt wäre. Wenn meine Seele zerbrochen wäre, hätte es bedeutet, für alle Ewigkeiten durch das Nichts zu wandeln, ohne Hoffnung, wieder eins mit dem Ursprung zu werden. Er lehrte mich die Energiemeditation. Und er brachte mir bei, einen neuen Körper zu formen, der entweder schemenhaft oder fest wie das Fleisch der Irdischen war. Ich habe Jahrhunderte in dieser Zwischenwelt verbracht, die nur ein Atemzug in dieser Welt waren. Alessandro liebte mich so sehr, dass er einen großen Teil seiner Energie für mich opferte. Was er unterschätzte, war das Ungleichgewicht der Kraft, das nun in ihm bestand. Er wurde ein Gefangener der Finsternis. Ich bin oft zu ihm gegangen, um ihn spüren zu lassen, dass er nicht allein ist. Da die körperliche Liebe für uns in weite Ferne gerückt war, haben wir unsere Energien miteinander verschmolzen.“
Richards Mundwinkel zuckten. Es fiel ihm schwer, das zu hören.
„Er sagte mir, dass er eines Tages wieder einen Körper haben würde und wir dann das Leben führen könnten, von dem er immer geträumt hat. Aber wir wurden uns fremd.“ Sie atmete tief durch und wandte ihr Gesicht Richard zu. „Jetzt hat er Gefallen an der Frau gefunden, in deren Träume er gepflanzt wurde. Alessandro wird so lange dort bleiben, bis sie stirbt und er ihre Seele mit sich nehmen kann.“
„Warum will er unseren Sohn sterben lassen?“
„Er weiß, dass er mich damit treffen kann.“ Sie seufzte.
„Ich verstehe nicht?“
„Alessandro hat alles für mich geopfert. Und ich habe mich wieder dir zugewandt. In der Hoffnung, dass wir wieder zueinander finden. Du musst nicht denken, dass ich nicht wusste, dass du mich mit anderen Frauen betrogen hast.“ Sie gab einen abschätzigen Laut von sich. Richard sah sie mit offenem Mund an. „Ich konnte dich nicht ändern. Egal ob ich mein Geheimnis mit dir geteilt hätte oder nicht. Du warst ein erfolgsorientierter Managertyp, der über Leichen ging, um noch mehr Macht und Einfluss zu bekommen. Unsterblichkeit war dir nicht genug. Schließlich hast du dich mit dem Okkulten und dem
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