Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
Vom Netzwerk:
der Computer hochgefahren und die Internetverbindung hergestellt war. Dann tippte Sina „LeNormand“ in das Suchfenster und überflog die Ergebnisliste.
    Alle Treffer bezogen sich entweder auf Tarotkarten oder eine berühmte Wahrsagerin, die zur Zeit der Französischen Revolution in Frankreich gelebt hatte.
    Kein einziger Hinweis auf „ihren“ LeNormand oder die Show.
    Sina tippte „100 Magische Momente“ ein. Das hatte auf der Eintrittskarte gestanden.
    Unter den ersten zehn Ergebnissen gab es Hinweise auf Pralinen, Fotostrecken aus Afrika, Sportereignisse und anderes, aber keine Veranstaltungstipps. Erst auf der dritten Seite wurde Sina endlich fündig. Der Link führte auf eine nicht sehr aufwendig gestaltete Website, auf der die Tourdaten und -städte angegeben waren. In der Fotogalerie waren zehn mittelmäßige Bilder, aber nur auf einem davon war LeNormand zu sehen. Das Foto zeigte den Anfang seines Auftritts, er war nur als blasses, frei schwebendes Gesicht vor einer schwarzen Bühne zu erkennen. Zu den einzelnen Künstlern oder Nummern gab es keine Informationen, und unter „Kontakt“ fand Sina nur die Daten des Veranstalters. Es handelte sich um eine Agentur aus Los Angeles.
    Sie überflog die Tourdaten und stellte fest, dass nur noch zwei Veranstaltungsorte eingeplant waren. Ohne weiter darüber nachzudenken, druckte sie die Seite aus, bevor sie wieder die Seite der Suchmaschine aufrief. Man musste doch noch mehr über diese verdammte Show herausbekommen können!
    Auf der vierten Ergebnisseite hatte Sina dann endlich einen richtigen Treffer. Sie entdeckte einen Link zu YouTube, wo jemand eine Amateuraufnahme von einem Teil der Vorstellung eingestellt hatte. Warum war sie darauf nicht selbst gekommen? Mit etwas Glück konnte sie sich LeNormands Auftritt in aller Ruhe auf dem Bildschirm anschauen.
    Leider zeigte der Dreiminutenclip nur einen der anderen Zauberer. Aber immerhin gab es hier eine ganze Reihe weiterer Links zur Show, und schließlich hatte sie neun Videos von LeNormands Auftritt.
    Bevor Sina sich den ersten Clip ansehen wollte, stand sie auf und holte sich in der Küche ein Glas kaltes Wasser.
    Während sie in ihr Zimmer zurückging, war sie auf einmal gar nicht mehr sicher, ob sie das wirklich sehen wollte. Was, wenn sie sich alles nur eingebildet hatte? Wenn LeNormand sie in Wirklichkeit hypnotisiert hatte und sie zur Belustigung aller wie ein gackerndes Huhn über die Bühne gelaufen war, während sie sich auf einer romantischen Waldlichtung gewähnt hatte?
    Langsam setzte Sina sich wieder vor den Computer. Sie legte den Finger auf die Entertaste, zog ihn wieder zurück und überlegte. Dann sah sie sich das Video doch an.
    Der Clip war unscharf, verwackelt und hatte eine schreckliche Tonqualität. Trotzdem erkannte Sina das Wesentliche. Der Anfang war genauso, wie sie es erlebt hatte. Dann kam die Nummer mit dem Spiegel. Die von LeNormand ausgewählte Assistentin, ein rotblondes Mädchen in ihrem Alter, steckte die Hand durch das Glas. Anschließend bat LeNormand sie, doch einmal zu schauen, was hinter dem Spiegel lag … und ließ sie durch die glitzernde Fläche hindurchtreten.
    Und dann stieß Sina – wie der Rest des Publikums – einen halblauten Schrei aus. Das Mädchen verschwand durch den Spiegel, doch LeNormand blieb auf der Bühne zurück. Er klopfte gegen das Glas, das jetzt wieder fest war, drehte den Spiegel einmal um die senkrechte Achse – und die Bühne blieb leer. Erneut ging ein Raunen durchs Publikum, ein Scheinwerferkegel wanderte – mit etwas Verzögerung von der Handykamera verfolgt – über die Köpfe und fing zwischen den Stuhlreihen den rotblonden Schopf der jungen Frau ein. Sie lächelte, war jedoch sichtlich verwirrt und winkte zur Bühne, wo LeNormand etwas sagte, was wegen der schlechten Tonqualität nicht zu verstehen war. Die Kamera schwenkte wieder zur Bühne, der Magier verbeugte sich, dann endete das Video.
    Sinas Herz raste. Was hatte das zu bedeuten? Das war ja eine etwas andere Nummer als die, in der sie mitgewirkt hatte.
    Mit zitternden Händen klickte sie auf das zweite Video in der Liste und spielte es ab. Hier setzte die Aufnahme erst ziemlich spät in der Spiegelnummer ein. Man sah, wie die ausgewählte Assistentin, die diesmal kurzes, aber ebenfalls rötliches Haar hatte, die Hand durch den Spiegel steckte und danach selbst durch die Fläche trat. LeNormand drehte den Spiegel, der Scheinwerfer wanderte, die Rothaarige tauchte im Publikum

Weitere Kostenlose Bücher