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DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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Steinsäule.
    Benommen versuchte sie, auf den Beinen zu bleiben. Sie hatte getroffen. Sie hatte Schaden angerichtet. Aber war es genug, um Les zu retten, oder hatte sie dieses Monster nur wütend gemacht? Würde sie im nächsten Moment von einer der Krallen oder dem Horn aufgeschlitzt werden?
    Als nichts geschah, drehte Sina sich vorsichtig um.
    Das Ding war verschwunden. Nur Les war noch da, er saß mit geschlossenen Augen an die Steinsäule gelehnt da.
    Der gläserne Dolch steckte tief in seiner Brust.
    Eisige Kälte breitete sich in Sina aus, und sie fiel neben ihm auf die Knie. Was hatte sie getan? Wie hatte sie sich so verschätzen können?
    „Les“, flehte sie tonlos, wagte jedoch nicht, ihn zu berühren. War er schon tot?
    Plötzlich schlug er die Augen auf, und das goldene Strahlen traf sie völlig unvorbereitet. Übergangslos verwandelte sich die Kälte in ihr in tröstliche Wärme. Noch nie hatte jemand sie mit so viel Liebe angesehen. Es war, als berührte er sie am ganzen Körper gleichzeitig, als legte er ihr seine Liebe wie einen wärmenden Mantel um. Als müsste sie nie wieder frieren.
    „Danke“, flüsterte er. „Danke, Beloved.“ Er wollte noch etwas sagen, doch seine Augen schlossen sich wieder, sein Kopf fiel zur Seite. Die Brust, aus der der Dolch ragte, hörte auf, sich zu heben und zu senken.
    Der Schmerz war unerträglich, auch wenn die Wärme blieb.
    Zuerst war Sina wie erstarrt, doch dann hielt sie das wütende Toben in ihrer Brust einfach nicht mehr aus, und ein trockenes Schluchzen stieg in ihr auf.
    „Les“, rief sie schluchzend. „Les, oh Les …“
    „Hey, Liebes, wach auf. Es ist nur ein Traum …“
    Sina riss die Augen auf und wusste zuerst nicht, wo sie war. Wenn sie geträumt hatte, wieso lag sie dann nicht in ihrem Bett? Und wieso war ihre Mutter da? Es musste über zehn Jahre her sein, dass sie Sina aus einem Albtraum geweckt hatte. Allerdings konnte Sina sich nicht erinnern, jemals vorher etwas so Entsetzliches geträumt zu haben.
    Der furchtbare Schmerz in ihrer Brust ließ nur langsam nach. Und es dauerte lange, bis ihr rasender Herzschlag sich beruhigte.
    Ihre Mutter wischte ihr sanft die tränennassen Wangen ab. „Mein armer Schatz, dich muss es ja ganz schön erwischt haben“, murmelte sie.
    Verständnislos runzelte Sina die Stirn.
    „Du hast gerufen: ‚Geh nicht, Les, lass mich nicht allein!‘“
    Unwillkürlich wurde Sina rot. Ihre Mutter hatte die Nachttischlampe eingeschaltet und merkte es natürlich sofort.
    „Das muss dir überhaupt nicht peinlich sein“, erklärte sie lächelnd. „Ganz ehrlich, ich freu mich für dich. Und er ist ja wirklich ein toller Kerl. Jetzt musst du nur noch ein bisschen an deinen Träumen arbeiten. Da gibt’s so eine komische Erfindung, die heißt Happy End, weißt du.“
    Sina musste trotz allem lächeln. Das freundliche Geplauder ihrer Mutter half ihr, sich zu beruhigen, und die schrecklichen Traumbilder verblassten immer mehr. Schließlich konnte Sina sogar wieder einschlafen, und diesmal blieb sie von Träumen verschont.
    Am nächsten Morgen schliefen Sina und ihre Mutter aus. Nach dem Aufstehen entschieden sie, sich ein kalorienreiches Frühstück im „Pancake House“ zu gönnen.
    Sie saßen auf der Terrasse, das Wetter war herrlich, die Pfannkuchen stapelten sich luftig-leicht auf ihren Tellern. Sina vermied es, an letzte Nacht zu denken. Jetzt, bei Tageslicht betrachtet, ergab das alles sowieso keinen Sinn. Mein armes, überfordertes Gehirn bastelt sich aus den aufregenden Geschehnissen und LeNormands geheimnisvollen Andeutungen eben sein eigenes Drama, dachte sie. In ein paar Tagen wird sich das ganz von selbst geben.
    Dann würde sie wieder im Café arbeiten und sich darauf freuen, wenn Lugo sie abholte. Außerdem würde sie in ein paar Wochen nach Idaho aufbrechen und einen ganz neuen Lebensabschnitt beginnen. Mit Lugo natürlich, aber definitiv ohne diesen seltsamen Magier.
    Sina blickte lächelnd auf, als ein Schatten über ihren Tisch fiel und sie ein leises, aber bestimmtes Räuspern hörte. Ihre Laune schlug schlagartig um, als sie Les’ bärtigen Assistenten erkannte. Was wollte der denn hier?
    „Miss Winter, Ma’am.“ Er deutete eine kleine Verbeugung in Richtung Sinas Mom an. „Ich hoffe, ich störe nicht. Ich wollte mich nur noch einmal erkundigen, ob Ihre Tochter es sich nicht doch vielleicht anders überlegt hat.“
    Erstaunt sah ihre Mom den Mann an. Im Tageslicht wirkte er nicht mehr ganz so

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