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Der Kuss des Morgenlichts

Der Kuss des Morgenlichts

Titel: Der Kuss des Morgenlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Cohn
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sämtlicher Ärger und mein Unverständnis war die Erleichterung. Er war wieder da. Ich konnte ihn wieder berühren.
    Sein Blick war nicht mehr umwölkt, sondern durchdringend. Ich erbebte, als ich meine Hand hob und wie in Zeitlupe über seine nackte Brust fuhr.
    »Ich musste Salzburg verlassen«, raunte er. »Ich hatte etwas zu erledigen … ich kann es dir nicht erklären … aber bitte, Sophie! Bitte vertrau mir! Es hat nichts damit zu tun, dass ich dich nicht … «
    Meine Berührungen waren erst tastend und wurden dann forscher; nachdem ich die Distanz erst mal überwunden hatte, konnte ich nicht aufhören, ihn zu streicheln. Ich dachte nicht darüber nach, was ich tat, ob ich es durfte, ob ich es sollte, ich überließ mich einfach meinem Instinkt. Nathan zuckte ein wenig zurück, löste sich schließlich von mir und trat vom Flur in das einzige Zimmer der Wohnung. Ich folgte ihm und sah, dass dieser Raum groß und hell war und nur spartanisch eingerichtet. Anstelle eines Betts gab es nur eine Matratze: keine Decke, keine Kissen lagen darauf, sie war lediglich mit einem weißen Leintuch bespannt. Ein Stuhl stand daneben, und ich nahm den Cellokasten wahr, aber ansonsten sah ich weder einen Schrank noch einen Tisch. Ich hatte das Gefühl, ein Mönch würde hier leben, nicht aber ein Musiker.
    Aber im nächsten Augenblick war es mir ganz egal, wo ich mich befand und wie der Raum eingerichtet war. Ich war dicht neben Nathan stehen geblieben, und als er sich mir zuwandte, umschlang ich unwillkürlich seinen Hals. Noch ehe ich ihn zu mir ziehen konnte, beugte er sich schon zu mir herab, und wir versanken in einen langen Kuss, so intensiv und leidenschaftlich, dass mein Körper vor Verlangen bebte.
    Als ich mich löste, konnte ich kaum atmen. »Tu das nie wieder … einfach so zu gehen.«
    »Das kann ich dir nicht versprechen.«
    »Aber warum nicht?«, stieß ich verständnislos hervor.
    Er schüttelte den Kopf und wirkte gequält. »Es tut mir leid, Sophie. Ich möchte doch nur … «
    Sein Gesicht wirkte plötzlich so verzweifelt, dass nur das Bedürfnis blieb, ihn zu trösten, ihn wieder glücklich zu machen und fröhlich zu stimmen. Wieder küsste ich ihn, wieder war es fast schmerzhaft schön, ihn zu fühlen, ihn zu schmecken. Eine Spannung zwischen uns ließ die Luft flirren, als wären wir zwei Magnete, die sich gleichzeitig abstießen und anzogen – und dann war diese Spannung plötzlich nicht mehr zwischen, sondern um uns, als stünden wir in einem geheimen Kreis, der uns von der Welt abschirmte. Unwirklich fühlte sich an, was geschah, und zugleich so selbstverständlich. Es gab keine Zeit mehr, um nachzudenken und innezuhalten, keine Zeit, vor zu viel Nähe zurückzuschrecken oder zu fliehen. Ich war erfüllt von der Begierde, möglichst viel von seiner glatten, nackten Haut zu spüren, immer und immer mich zu vergewissern: Er war wieder da, es tat ihm leid, mich verstört zu haben, und er wollte mich. Irgendwann reichte es nicht mehr, ihn zu küssen, ihn zu streicheln und mich an ihn zu pressen. Ich wollte mehr von ihm, wollte ihn ganz spüren. Ich zerrte an meiner Bluse, riss in der Hast einige Knöpfe ab, dann fiel sie zu Boden, gefolgt von meinem BH , so dass nun auch mein Oberkörper nackt war. Ich fühlte mich nicht entblößt oder unsicher, fühlte nur, dass es richtig war, dass es gut war …
    Sämtliche Melancholie schwand aus seinem Blick, als er mich an sich riss. Ich verlor das Gleichgewicht und ließ mich bereitwillig in seine Arme fallen. Im nächsten Augenblick lagen wir auf der Matratze.
    Er murmelte etwas, was ich nicht ganz verstand. »Ich habe es versucht … ich habe es wirklich versucht … «
    Während er sprach, bedeckte er mein Gesicht mit Küssen, auch meinen Hals, meine Schultern, meine Brüste; ich öffnete gleichzeitig meinen Rock und zerrte an seiner Hose. Einige hastige, ungeduldige Bewegungen später waren wir beide nackt.
    »Was?«, fragte ich mit erstickter Stimme. »Was hast du versucht?«
    Ich umschlang seinen Körper mit beiden Beinen, um ihn noch dichter an mich zu ziehen, seine glatte Haut zu fühlen, seine ganze Nähe zu spüren. Immer noch war mir heiß und kalt zugleich – und dann war da noch dieses Gefühl, zu zerfließen, zu brennen, zu bersten, zu schmelzen, alles zugleich.
    »Ich habe versucht, mich dagegen zu wehren«, murmelte er.
    Warum hatte er sich wehren wollen?
    Doch mein Verstand war nicht bereit, den Sinn seiner Worte zu ergründen. Ich fuhr ihm

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