Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
einen einzigen Drink. Aber er konnte es sich offensichtlich leisten. Sicher wollte er nicht riskieren, dass Dora es sich anders überlegte, während er sich Geld herausgeben ließ.
Wenig später standen sie nebeneinander in der eisigen Vorfrühlingsluft. Obwohl der Himmel so klar war, dass man die Sterne sehen konnte, schwebten im Licht der Straßenlaternen einzelne Schneeflocken funkelnd zu Boden.
Dora war viel zu dünn angezogen, doch sie genoss es beinahe, dass die kalte Luft ihr in Beine und Hände biss und Schauer durch ihren Körper jagte. Knapp über ihrem Rocksaum endeten die halterlosen Strümpfe, und schon nach den ersten Schritten brannte die Haut ihrer Schenkel wie Feuer.
»Wollen Sie … Willst du wirklich spazieren gehen?« Der Anzugmann sah sie zweifelnd von der Seite an. »Wir könnten …«
»Ich brauche frische Luft. Da drüben ist ein kleiner Park.« Sie deutete auf die andere Straßenseite, wo Bäume sich wie eine Versammlung drohender Riesen in den Himmel reckten.
»Du weißt nicht einmal, wie ich heiße«, gab der Mann ihr zu bedenken. Wollte er ihr etwa klarmachen, wie unvernünftig es war, mit einem Fremden am späten Abend in den Park zu gehen?
»Du wirst es mir sicher gleich sagen.« Den Blick starr auf die kahlen Wipfel gerichtet, überquerten sie die wenig befahrene Straße. Plötzlich standen Tränen in ihren Augen, aber sie wollte nicht darüber nachdenken, warum sie weinte. Der Fremde folgte ihr wie ein gut erzogener Hund.
»Harald. Ich heiße Harald.« Im Gehen zog er seinen dunklen Wollmantel aus und legte ihn Dora um die Schultern. Sie selber trug über ihrem dünnen Kleid nur eine Lederjacke im Blazerstil.
Im Stoff des Mantels hing noch seine Körperwärme, die sie als tröstlich empfand. Unauffällig wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Und du? Wie heißt du?«, erkundigte er sich, nachdem er eine Weile von ihr nichts als das Klappern ihrer Absätze gehört hatte.
»Xenia«, sagte sie den Namen, der ihr als Erstes einfiel. Sie war sicher, dass die junge Designerin etwas wie das hier nicht tun, es sich aber vielleicht wünschen würde, wenn sie ehrlich zu sich selber war.
»Dort drüben.« Sie zeigte auf den freien Platz zwischen den Bäumen, wo auf einem Sockel ein Denkmal stand. Es stellte irgendeinen Mann auf einem Pferd dar. Dora hatte keine Ahnung, um wen es sich handelte, und es war ihr auch egal.
»Ich weiß nicht recht …«
Sie kümmerte sich nicht um Haralds Zögern und marschierte auf das Standbild zu, so rasch ihre High Heels es zuließen. Dann lehnte sie sich gegen den eiskalten Sockel und sah ihren Begleiter im Laternenlicht herausfordernd an.
»Ich trage keinen Slip«, teilte sie ihm mit gesenkter Stimme mit. Eigentlich hatte sie diesen Satz an der Bar sitzend ganz nebenbei zu Thilo sagen wollen. Er hätte jetzt mit ihr hier stehen sollen, aber er hatte ja keine Zeit für sie. Der Gedanke huschte wie ein flüchtiger Schmerz durch ihren Kopf. Doch im nächsten Moment waren da auch Trotz und Wut. Wenn Thilo nicht mit ihr zusammen sein wollte, hatte er selbst Schuld! Sie wollte jedenfalls nicht traurig und allein dasitzen. Es gab genug Männer, die einiges dafür taten, um ihre Gegenwart genießen zu dürfen.
Harald stand bewegungslos neben ihr und ließ seinen Blick hinauf in die kahlen Baumwipfel wandern.
Nachdem sie sekundenlang die Sterne betrachtet hatte, sagte Dora: »Du hast mich in der Bar angesprochen, weil du dir eine aufregende Affäre mit einer Unbekannten erhofft hast. Das stimmt doch, oder nicht?«
Er zögerte ein oder zwei Sekunden, dann nickte er.
»Und was ist nun also dein Problem?« Herausfordernd warf sie den Kopf in den Nacken und sah ihn an.
»Ich … Eigentlich habe ich kein Problem.«
»Es irritiert dich, dass wir offenbar das Gleiche wollen«, sagte Dora ihm auf den Kopf zu. »Dass ich kein romantisches Getue von dir erwarte und erst recht keine Liebesschwüre.« Sie streckte die Hand vor und legte sie auf seinen Schritt. »Du hast Angst vor mir«, stellte sie fest und begann, ihn leicht zu massieren, bis sie spürte, dass sich zwischen ihren Fingern etwas regte.
»Du bist eine tolle, aufregende Frau«, beteuerte Harald. »Es ist nur … Ich bin noch nie einer Frau wie dir begegnet.«
»Und nun kannst du dein übliches Programm nicht abspulen und weißt nicht, wie du mit mir umgehen sollst.« Dora griff fester zu. Er stöhnte auf, offensichtlich jedoch nicht, weil sie ihm wehgetan hatte.
Und dann ließ er
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