Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass er schließlich mit Blumen und Geschenken auch viel ausdrückte.
Heute hatte sie ihn mit einer knappen SMS erneut in die Bar bestellt, in der er vor einer knappen Woche Samantha begegnet war. Ganz sicher würde er wissen wollen, welche Art von Frau ihn dort erwartete, welche Haarfarbe und welche sexuellen Gewohnheiten sie hatte. Umso mehr würde es ihn erstaunen, dass es Dora war – die eine aufregende Überraschung für ihn bereithielt.
Doch die Zeiger der Uhr hinter der Bar rückten unerbittlich vor, und Thilo tauchte nicht auf und meldete sich auch nicht.
»Es geht mich sehr wohl etwas an, wenn eine schöne Frau traurig und allein an der Bar sitzt, weil einer meiner Geschlechtsgenossen nicht weiß, was er ihr schuldig ist.« Der Mann im dunklen Anzug ließ sich nicht so leicht in die Flucht schlagen. Er blieb neben ihr stehen und sah sie erwartungsvoll an. Ob er tatsächlich glaubte, sie würde bei einem so platten Annäherungsversuch dahinschmelzen?
Dora musterte ihn mit jenem kühlen Blick, der nach Thilos Aussage das Blut in den Adern ihres Gegenübers gefrieren lassen konnte. »Nur die wahren Helden lassen sich davon nicht in die Flucht schlagen«, pflegte er selbstgefällig zu erklären. Aber gerade sein Selbstbewusstsein mochte sie ja an ihm.
»Diese Frau ist nicht darauf angewiesen, dass ein Mann sich um sie kümmert. Sie kommt sehr gut allein klar«, erklärte sie kühl und ließ dazu die Eiswürfel in ihrem Glas klirren. Sie trank Glenfiddich und fand auch dieses Mal keinen Geschmack an dem Whisky. Aber wenn Thilo kam, sollte er sich beim Anblick der goldgelben Flüssigkeit an das erinnern, was sich oben im Hotelzimmer abgespielt hatte. Falls er kam.
Ein weiterer Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass die Chancen mittlerweile schlecht standen. Aber sie war noch nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben.
Entschlossen wandte sie sich dem Mann zu, der mindestens fünfzehn Jahre älter war als sie. Dennoch war er auf eine Art attraktiv, die sie unter anderen Umständen anziehend gefunden hätte. »Ich habe kein Interesse. War das deutlich genug?«
Plötzlich verunsichert, fuhr er sich mit der Hand durch sein dichtes graumeliertes Haar. Wie die meisten Männer war er es nicht gewohnt, dass eine Frau ihm eine unmissverständliche Abfuhr erteilte und dabei nicht einmal entschuldigend lächelte.
Dann straffte er sich und sah ihr ebenso direkt ins Gesicht wie sie ihm. »Falls Sie es sich noch überlegen: Ich sitze dort drüben.« Er zeigte auf einen Tisch in der Nähe der Bar.
Wortlos wandte sich Dora wieder ihrem Whisky zu. Ein Feigling schien er nicht zu sein. Er wusste, was er wollte, war aber auch bereit, zu akzeptieren, wenn er verloren hatte. Das nötigte ihr einen gewissen Respekt ab.
»Noch einen?« Der Barkeeper deutete auf das schmelzende Eis in ihrem Glas.
Sie zögerte und bestellte dann einen Tom Collins. Ihre Bereitschaft, sich für Thilo perfekt in Szene zu setzen, kannte auch Grenzen.
Als sie das Vibrieren des Handys in ihrer Tasche spürte, zog sie es hastig hervor. Wie erwartet, zeigte das Display Thilos Nummer.
»Ich schaffe es nicht«, sagte er statt einer Begrüßung, als sie sich meldete.
Wie üblich verbot sie sich, nach dem Grund zu fragen. Eigentlich wollte sie es auch gar nicht wissen – es konnte nur noch mehr wehtun. Also schwieg sie nur ins Telefon.
»Wir könnten uns am Montagabend treffen«, schlug er vor, als er das Schweigen nicht mehr aushielt. Sie kannte ihn ziemlich gut.
»Da habe ich keine Zeit. Lass uns irgendwann in der nächsten Woche telefonieren.« Sanft drückte sie auf die Unterbrechungstaste.
Der Barmann schob ihr ihren Cocktail hin. Dora stürzte einen großen Schluck hinunter und stellte das Glas energisch wieder auf die Marmoroberfläche der Bar. Daneben legte sie einen Geldschein.
Dann rutschte sie vom Hocker, strich ihr blaues Kleid glatt und schlenderte zu dem kleinen Tisch in der Nähe der Bar, an dem der Mann saß, der sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte.
Sein lüsterner Blick gab ihr etwas von dem zurück, was Thilo mit seinem Anruf für einen Moment zerstört hatte: das Wissen, wie begehrenswert sie war.
Als sie vor ihm stehen blieb, stand der Fremde auf und wollte etwas sagen, doch sie war schneller.
»Hast du Lust auf einen Spaziergang?« Sie schaute an ihm vorbei zur Tür.
»Sicher.« Er zog einen Fünfziger aus der Brieftasche und warf ihn achtlos auf den Tisch. Viel zu viel für
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