Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
jeden Fall noch mal mit ihm reden und ihm sagen, was du von ihm hältst. Es ist wichtig, aus der Opferrolle herauszukommen und aktiv zu werden«, dozierte sie.
»Ich weiß. Aber bei dem Gedanken, ihn noch einmal zu sehen, wird mir ganz übel. Ich glaube, das will ich nicht.«
»Nun, letztlich ist es deine Entscheidung. Ich habe noch eine Verabredung und muss jetzt leider los.« Dora stand auf. Xenia erhob sich auch und begleitete ihren Gast zur Tür.
Dort drückte Dora sie impulsiv an sich. »Ruf mich an, wenn ich zur ersten Anprobe kommen kann. Ich freue mich schon sehr auf mein neues Kleid.«
Nachdem ihre neue Kundin auf ihren blauen High Heels davongeklappert war, kam das Haus Xenia noch einsamer vor. Auf dem Weg zurück in ihr Atelier fiel ihr Blick auf den Brief, der auf dem Schränkchen lag. Da der Umschlag weder Namen noch Adresse trug und nicht zugeklebt war, würde sie einfach nachsehen, an wen das Schreiben gerichtet war.
Die edlen Briefbogen waren mit schwarzer Tinte beschrieben, eindeutig nicht von Markus. Allerdings handelte es sich bei der energischen Handschrift mit einiger Sicherheit um die eines Mannes.
Meine Liebste,
Dich zu sehen, und sei es nur aus der Ferne, macht für mich den Tag zu einem Fest. Doch dann die Sehnsucht, Dich zu berühren, die keine Erfüllung findet … Am Ende sind meine Festtage traurig und leer.
Doch ich träume davon, wie es sein könnte, meine Fingerspitzen an Deinen Wangen entlanggleiten zu lassen und zart Deine Kehle zu streicheln, bevor ich die weiche Kuhle über Deinem Schlüsselbein liebkose. Und wenn ich kühn wäre und die Nacht dunkelblau und still – würde ich es tatsächlich wagen, die Knöpfe Deines Kleids zu öffnen? Um dann den zarten Stoff beiseitezustreifen, den ich darunter fände, und Deine wunderschönen Brüste, saftigen, prallen Äpfeln gleich, in meinen Händen zu halten? Meine Finger um sie zu wölben wie um einen kostbaren Schatz, den ich genießen wollte mit all meinen Sinnen? Ihn zu ertasten mit meinen Händen, zu kosten mit meinen Lippen, zu streicheln mit meiner Zunge?
Werden meine Träume für immer einsam bleiben? Oder träumst auch Du manchmal von zarter Leidenschaft und wilden Zärtlichkeiten? Tust Du es vielleicht in jenen Nächten, die so schwarz sind, dass niemand Deine geheimsten Gedanken erraten kann?
Ich träume von Dir, meine Liebste!
Der Brief war mit einem einzelnen Buchstaben unterschrieben, in sich verschlungen und schwungvoll zu Papier gebracht – aber im Gegensatz zum restlichen Text vollkommen unleserlich.
Xenia fixierte den Buchstaben so angestrengt, dass ihre Augen zu brennen anfingen. Es konnte ebenso gut ein E wie ein G sein, vielleicht auch ein B oder ein ganz anderer Buchstabe. Was jedoch keine Rolle spielte, da die Zeilen ganz sicher nicht an sie gerichtet waren. Niemand dachte auf diese Weise an sie, voll Sehnsucht und mühsam unterdrückter Leidenschaft. Kurze Zeit hatte sie geglaubt, Markus würde sie aus tiefstem Herzen lieben und begehren, doch jetzt wusste sie, wie sehr sie sich geirrt hatte. Sie war einfach keine Frau, die in einem Mann ein Feuer entfachen konnte.
Hastig strich sie den Brief glatt, faltete ihn zusammen und schob ihn zurück in den Umschlag.
»Hat er Sie versetzt?« Dora wandte gelangweilt den Kopf, als sie dicht neben sich die tiefe Männerstimme hörte.
»Geht Sie das etwas an?« erkundigte sie sich in strengem Ton. Gleichzeitig tastete sie in ihrer Tasche nach dem Handy, obwohl es nicht einmal fünf Minuten her war, seit sie zuletzt nachgesehen hatte, ob es eine SMS von Thilo gab. Zwar hatte er sie schon oft versetzt, aber niemals ohne Nachricht. Dieses Mal war sie sich allerdings ganz sicher gewesen, dass er kommen würde. Noch nie hatten seine Augen so sehr geleuchtet wie während Samanthas Auftritt.
Nach diesem Treffen hatte sie sich fünf Tage nicht bei ihm gemeldet. Sie wollte ihm Gelegenheit geben, sie zu vermissen. Ihm war es leider nicht in den Sinn gekommen, von sich hören zu lassen. Wie immer im Anschluss an einen besonders geglückten Abend hatte sie den obligatorischen Blumenstrauß erhalten. Gelegentlich brachte der Bote zusammen mit den Blumen ein Geschenk. Dieses Mal war es ein hübsches Armband gewesen. Nicht übertrieben teuer, aber auch kein billiger Tand.
Was sie nicht von ihm erwarten konnte, waren Liebesbriefe, spontane E-Mails, zärtliche Nachrichten oder regelmäßige Anrufe. Er war nun einmal kein Mann vieler Worte, wie er immer wieder betonte. Dann
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