Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
und wandte sich ihm zu. An ihm vorbei blickte sie hinüber zum Parkplatz, wo ihr Wagen stand.
»Also dann … Mach’s gut.« Sie zögerte, ihn noch einmal zu berühren, streckte ihm dann aber doch die Hand hin.
Seine Finger waren ebenso eisig wie ihre, sein Händedruck flüchtig. Er murmelte etwas Unverständliches, bevor er sich abwandte und mit schnellen Schritten davonging.
Dora sah ihm nicht nach. So rasch es in ihrem engen Rock möglich war, eilte sie zu ihrem Wagen. Sie wollte nur noch nach Hause, wollte heiß duschen und sich dann im Bett verkriechen.
Morgen würde sie überlegen, was sie tun konnte, um Thilo endlich für sich zu gewinnen. Es musste einen Weg geben …
6. Kapitel
Verschlafen lehnte Xenia an der Ecke des Küchentischs, wärmte ihre Hände am Kaffeebecher und lauschte dem Rumpeln der Heizung. Dabei sah sie hinaus in den von Raureif überzogenen Garten, zwischen dessen Bäumen und Büschen im grauen Morgenlicht Nebelfetzen wie eine Versammlung von Gespenstern schwebten.
Statt eines ihrer dünnen Nachthemden hatte sie sich zum Schlafen eine alte Flanellbluse angezogen, über der sie jetzt ihren Frotteebademantel trug. Das wirkte nicht sonderlich sexy, aber immerhin fror sie nicht mehr so furchtbar. Außerdem gab es nicht den leisesten Grund, sich über ihr Aussehen Gedanken zu machen. Sie war allein, und selbst wenn Dutzende von Männern im Haus gewesen wären, hätte sie kein Interesse daran gehabt, verführerisch zu wirken.
Als sie Ruprecht unter einem der Büsche erspähte, runzelte sie die Stirn. War das Blut, was neben ihm auf dem weiß schimmernden Gras einen dunklen Fleck bildete? Hatte der Kater sich verletzt?
Sie knallte ihren Becher so hastig auf den Tisch, dass der Kaffee überschwappte. Dann schloss sie die Hintertür auf und eilte hinaus in den Garten. Erst als die Feuchtigkeit durch die Wolle drang, bemerkte sie, dass sie nur dicke Stricksocken trug. Da sie nun ohnehin schon nasse Füße hatte, lief sie weiter.
Als sie nur noch knapp zwei Meter von Ruprecht entfernt war, sprang er auf, hinkte davon und verschwand hinter einer Hecke. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
Zwar hatte der Kater ihr bisher nur Ärger gemacht, aber sie fühlte sich für ihn verantwortlich. Und letztlich verdankte sie es ihm, dass sie ein Dach über dem Kopf hatte.
»Ruprecht?«, flötete sie, obwohl sie nicht glaubte, dass das Tier sich von ihr helfen lassen würde. Tatsächlich rührte sich nichts in dem stillen Garten.
Obwohl ihre Füße fast taub vor Kälte waren, suchte sie weiter und spähte angestrengt in den dunstigen Morgen. Sie bückte sich, um unter die Äste der Büsche zu schauen, und erschauderte, als von einem Zweig Reif in den Kragen ihres Bademantels stäubte.
Dann stand sie plötzlich vorm Zaun – und sah den Kater mitten auf dem weiß überpuderten Rasen des Nachbargrundstücks sitzen. Er hatte seine übliche vollkommen bewegungslose Haltung eingenommen. Aus der Entfernung erkannte sie keine Wunde. Trotzdem musste sie sich vergewissern, ob er Hilfe brauchte.
Sie überlegte nur kurz, dann raffte sie ihren Bademantel zusammen und kletterte über den Lattenzaun. Als sie sich umdrehte und feststellen musste, dass der Kater nicht mehr zu sehen war, wunderte sie sich nicht einmal. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, dass das Tier immer wieder urplötzlich verschwand und ebenso plötzlich an einem anderen Ort wieder auftauchte.
»Kann ich Ihnen helfen?« Die Männerstimme klang ganz nah, doch als sie herumfuhr, sah sie niemanden.
»Ich suche den Kater …« Unsicher wandte sie den Kopf hin und her. »Ich glaube, er ist verletzt.« Sie schwieg, als ihr klar wurde, dass sie mit einem Unsichtbaren redete, denn sie wusste immer noch nicht, woher die Stimme gekommen war.
»Ein Kater? Wie sieht er aus?« Als sich von einem Baumstamm eine dunkel gekleidete Gestalt löste, die nur zwei oder drei Schritte von ihr entfernt gestanden hatte, wich sie instinktiv zurück.
»Er ist schwarz-weiß.« Sie zog den Gürtel ihres Bademantels fester zu. Es verschlug ihr die Sprache, dass da der Mann vor ihr stand, den sie seit ihrem Einzug mehrere Male durchs Fenster beobachtet hatte.
Vor allem stockte ihr jedoch der Atem, weil sie plötzlich in der dunstigen Morgenluft glasklar ihre Traumbilder vor sich sah. Seinen nackten Körper und seinen senkrecht in die Luft ragenden Penis. Das verschlafene Lächeln, mit dem er sie eingeladen hatte, zu ihm unter die Wolldecke zu schlüpfen.
Hastig
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