Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
die sich ihr entgegenstreckte.
»Vielleicht sollte ich dir ein bisschen was über mich erzählen«, fuhr Dora in munterem Ton fort. »Wenn du Kleider für mich entwirfst, musst du mich kennen. Du solltest wissen, womit ich mein Geld verdiene und so weiter.«
Xenia fiel nichts anderes als ein verblüfftes Nicken ein.
»Ich habe mich vor zwei Jahren gemeinsam mit meinem besten Freund, Philipp selbstständig gemacht. Wir haben eine Unternehmensberatung gegründet. Klein, aber fein. Es läuft erstaunlich gut. Auch zwischen uns beiden. Wir kennen uns seit dem Kindergarten.«
»Sie sind … Ihr seid auch sonst zusammen, als Paar?« erkundigte sich Xenia bei der Frau in Blau mit der umwerfend direkten Art.
Dora schüttelte lachend den Kopf. »Nein. Wir sind wie Geschwister. Nur als er vor vier Jahren aus den USA zurückkam, war es ein bisschen komisch. Er hat in Harvard studiert, und zuerst waren wir uns nach der langen Trennung richtig fremd. Plötzlich bemerkte ich, welch ein attraktiver Mann er ist. Aber vier Wochen später war er dann doch wieder der gute alte Philipp für mich, mein großer Bruder.«
»Dann bist du also Single?« Plötzlich kam es Xenia nicht einmal mehr seltsam vor, Dora nach so kurzer Bekanntschaft eine so persönliche Frage zu stellen.
»Nein. Doch. Wie man’s nimmt.« Ein Schleier legte sich über Doras Augen. »Das ist eine komplizierte Geschichte. Es gibt einen Mann in meinem Leben, und er liebt blaue Kleider«, fügte sie nach kurzem Schweigen hinzu, und wirkte plötzlich nicht mehr so offen und heiter.
Dann ging ein Ruck durch ihren Körper, und sie hob den Kopf und sah Xenia an. »Jetzt zu dir, Xenia Blum! Bist du ganz allein hier eingezogen? Wie steht es um dein Liebesleben?«
Xenia zögerte nur einen winzigen Moment, dann begann sie, zu erzählen. Sie brauchte jemanden zum Reden, und es schien, als hätte ihr ein freundliches Schicksal Dora geschickt. So berichtete sie ihr, wie sie in Berlin Markus kennengelernt hatte und wenige Wochen später zu ihm nach Hamburg gezogen war.
»Hört sich an wie der Traumprinz aus dem Märchen. Wo war der Haken?« Dora ließ einen Schokoladenkeks zwischen ihren geschminkten Lippen verschwinden.
»Haben Traumprinzen immer einen Haken? Bis jetzt dachte ich, sie sind gerade deshalb Traumprinzen, weil sie keinen haben.« Ratlos rührte Xenia in ihrer Tasse, obwohl die Sahne schon längst verteilt war.
»Traum bedeutet, dass man zwar von ihnen träumen kann, es sie aber in Wirklichkeit nicht gibt. Irgendwas stört immer. Du lebst jetzt allein hier, nicht wahr?«
Zögernd zupfte Xenia an ihrer Unterlippe. Sollte sie dieser fast fremden Frau alle intimen Details anvertrauen? »Er hat sexuelle Vorlieben, die ich … nicht teile«, versuchte sie, es möglichst diskret auszudrücken.
»SM, Peitschen, Exhibitionismus?«, riet Dora fröhlich drauflos, als ginge es um eine Quizshow im Fernsehen.
»Eigentlich alles.« Xenia spürte, wie sie rot wurde.
»Oha! Und du stehst auf nichts davon? Ich meine, ein Fesselspielchen oder eine gelegentliche Ohrfeige können durchaus Schwung in die Sache bringen. Aber natürlich nur, wenn beide Spaß daran haben.«
»Manches habe ich ja mitgemacht«, gestand Xenia mit glühenden Wangen. »Aber dann, an meinem Geburtstag, hat er mir gesagt, er hätte eine besondere Überraschung für mich. Ich dachte, er lädt mich in ein schönes Restaurant ein. Oder ins Theater. Er brachte mich in einen Sex-Club. Dort führte er mich in ein Zimmer, das wie ein Kerker eingerichtet war. Ich wollte nicht, aber er hat mich ausgezogen, an Haken in der Wand gebunden und mir sogar einen Knebel in den Mund geschoben.« Bei der Erinnerung an jenen Abend versagte Xenias Stimme.
»Obwohl du das nicht wolltest? Das ist eine Schweinerei!« Dora war so empört, dass sie Ruprecht gar nicht zu bemerken schien, der um ihren Stuhl strich, bevor er mit einem leisen Fauchen durch die Katzenklappe in den Garten entschwand.
»Er sagte, er werde mich in seinen Club einführen und seine Freunde holen, damit wir sie mit einer Darbietung unterhalten.« Xenia schluckte krampfhaft und fuhr dann fort: »Während er weg war, konnte ich mich befreien und bin geflohen. Splitternackt.«
Der Rest der Geschichte war schnell erzählt. Amandas Auftauchen und ihre mutige Hilfe schien Dora aber längst nicht so sehr zu interessieren wie Markus’ Verhalten.
»Der Kerl ist ein Schwein!« Dora biss in einen Keks und starrte nachdenklich die Wand an. »Du solltest auf
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