Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
verlassen sollte, stellte sich aber dumm. »Ich habe beschlossen, Erik aus dem Weg zu gehen. Es ist ein schreckliches Hin und Her mit ihm. Mal ist er mir ganz nah, dann wieder stößt er mich weg. Das ist auf die Dauer unerträglich. Es hängt auch nicht nur mit seinen Schmerzattacken zusammen, wie ich zuerst dachte. Gerade erst hat er zugelassen, dass ich die ganze Nacht bei ihm blieb, obwohl er Schmerzen hatte, und am nächsten Morgen war er wieder schrecklich abweisend.«
»Das klingt nicht gut«, stellte Dora nachdenklich fest. »Du, ich mache jetzt Schluss. Philipp kommt gerade zurück. Mit einem Berg Obst und ungefähr drei toten Hühnern. Wir reden über Erik, wenn es mir wieder gut geht. Aber wenn du mich in der Zwischenzeit brauchst, rufst du sofort an. Versprochen?«
»Versprochen.«
Xenia legte das Handy auf den Tisch. Es war ein gutes Gefühl, eine Freundin zu haben, mit der sie über alles reden konnte. Was allerdings die Sache mit Markus anging, war es besser, wenn sie ihren Plan in die Tat umsetzte, bevor Dora wieder gesund war und ihr dazwischenfunken konnte.
Entschlossen griff sie wieder nach dem kleinen silberfarbenen Telefon und wählte Markus’ Nummer. Ihr Herz schlug fast schmerzhaft gegen ihre Rippen, während sie ihm vorschlug, sie zu besuchen.
»Ich soll zu dir kommen?« Er schien überrascht zu sein.
»Ja«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Gleich heute Abend. Wir müssen reden.«
»Gut. Sag mir die Adresse. Ich bin gegen neun Uhr da.«
»Die Adresse ist …« Plötzlich zitterte ihre Stimme, und sie konnte nicht weitersprechen. Sie blickte durchs Fenster hinaus in den Garten, über dem die erste Dämmerung des Frühlingsabends lag. Am Stamm des Kirschbaums, direkt vor ihrem Atelier, lehnte Gabriel. Er nickte ihr aufmunternd zu.
»Die Adresse, Xenia!«, drängte Markus am Telefon.
Da nannte sie ihm Straße und Hausnummer und hatte dabei fast gar keine Angst.
Die Unruhe kam mit der Dunkelheit. Zum Abendessen brachte sie kaum einen Bissen hinunter. Es waren noch knapp zwei Stunden bis zum verabredeten Zeitpunkt.
Xenia sah abwechselnd auf die Uhr und aus dem Fenster hinaus in den Garten. Obwohl sie so unverwandt in die Dunkelheit der Neumondnacht starrte, dass ihre Augen brannten, sah sie nirgends den vertrauten Schatten oder den Schimmer goldblonder Haare.
Wenn Gabriel nun doch nicht kam? Oder wenn er, der Geist, den sie berühren und sehen konnte, nichts gegen Markus, den Mann aus Fleisch und Blut, ausrichten konnte?
Sie schaute hinüber zu Eriks Haus, doch dort brannte kein Licht. Soweit sie wusste, ging er selten abends aus, aber vielleicht war er ausgerechnet heute nicht da. Oder er hatte wieder eine seiner betäubenden Tabletten einnehmen müssen und lag schlafend auf der Couch.
Als etwas sie an der Schulter berührte, atmete sie auf. Gott sei Dank, Gabriel war da!
Doch als sie den Kopf wandte, sah sie direkt in Ruprechts grüne Katzenaugen. Er war aufs Fensterbrett gesprungen und rieb seinen Kopf an ihrem Arm. Sie strich ihm sanft über den Rücken. Seine Gegenwart wirkte beruhigend auf sie. Das schien er zu spüren, denn er legte sich dicht neben sie und rührte sich nicht von der Stelle, solange sie dort ausharrte.
Um zehn vor neun klingelte es an der Haustür. Beim Ton der Glocke fuhr Xenia so heftig zusammen, dass der Kater erschrocken aufsprang und mit einem elastischen Satz auf dem Boden landete. Von dort sah er sie aufmerksam an, während sie durch die offene Tür in den Flur starrte.
Erst als es zum zweiten Mal läutete, setzte sie sich langsam in Bewegung.
Dann stand sie hinter der Haustür und legte die Hand auf die Klinke. »Gabriel«, flüsterte sie. »Komm! Bitte komm!«
Doch als sie sich umschaute, war sie allein. Nicht einmal Ruprecht war mehr zu sehen. Dennoch öffnete sie entschlossen die Tür. Notfalls musste sie die Sache mit Markus eben allein klären.
»Hallo, meine Süße!«
Als er sie mit dem Kosenamen anredete, den er von Anfang an benutzt hatte, wurde ihr übel. Und beim Anblick des triumphierenden Gesichtsausdrucks, mit dem er ohne Aufforderung in die Diele trat, stockte ihr der Atem.
Sie hatte damit gerechnet, dass er wütend auf sie sein würde, aber in seinem Blick konnte sie keinen Zorn erkennen. Nur Selbstgefälligkeit und jene Arroganz, die sie früher für Selbstbewusstsein gehalten und sogar bewundert hatte. Glaubte er etwa, sie wolle zu Kreuze kriechen und zu ihm zurückkehren? Hatte er vor, ihr großmütig zu verzeihen?
Unter
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